Landes-Info-Tagung 2023 in Herrenberg
Zur Landes-Info-Tagung der Landesgruppe Baden-Württemberg im Reservistenverband begrüßte der Landesvorsitzende Oberst d.R. Joachim Fallert über einhundert Teilnehmer in der Herrenberger Stadthalle. Außerhalb des Tagungsthemas „Landesverteidigung – Auftrag der Reserve“ war dabei die Information, dass bei der „Reichsbürger“-Razzia in Reutlingen ein Polizist durch ein Mitglied des Reservistenverbandes angeschossen wurde. Der Sportschütze kam nicht über den Reservistenverband zu seiner Waffenbesitzkarte, sondern über einen örtlichen Schützenverein. Die Mitgliedschaft im Reservistenverband werde bei diesem Verhalten schnellstmöglich beendet.
Vom Kooperationspartner Landeskommando Baden-Württemberg trug Oberst Thomas Köhring als dessen Kommandeur selbst zu „Aktuelle Herausforderungen im LKdo BW“ vor. Außer den seitherigen Aufgaben kommt künftig das Führen von bis zu zwei Bataillon-Äquivalenten im Rahmen der Amts- und Katastrophenhilfe hinzu, wie auch der verstärkte Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur und die Unterstützung bei der Verlegung von Streitkräften im Rahmen einsatzgleicher Verpflichtungen.
Zu „Strategie der Reserve – Umsetzung und Grundbeorderung“ stellte Oberst i.G. Joachim Knoll, der Beauftragte Grundbeorderung beim Stellvertretenden Generalinspekteur, seinen Aufgabenbereich auf 44 Präsentationsfolien vor. Über verlässliche Verfügbarkeit, Ausstattung, in Übung halten und Aufwuchs ging es zur Grundbeorderung mit aktuellem Stand und kommenden Aussichten. Diese und andere aufgezeigte Zeitpläne wurden in der folgenden Aussprache aufgegriffen und die Ziele als dringlicher angesehen. Unter anderem bremst das Festhalten an der Freiwilligkeit des Reservistendienst hier Entwicklungen.
Als Kompaniechef der Heimatschutzkompanie Oberrhein gab Major d.R. Marc Hansmann Einblicke zu „Heimatschutz: ein realistisches Update“. Sicherung und Bewachung sowie Unterstützung ist als Aufgabe für den Heimatschutz selbstverständlich, in den letzten Jahren kam aber noch Hilfeleistung bei Coronamaßnahmen und der Einsatz in Brandenburg bei der Fallwildsuche im Rahmen der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest hinzu. Hansmann benannte anschaulich Probleme bei Ausstattung und Unterbringung sowie bei der Heterogenität bei Dienstzeit und Ausbildungsstand (ehemalige Zeitsoldaten, ehemalige Wehrpflichtige, Ungediente oder freiwillig Wehrdienstleistende).
Den Auftrag des Panzerbataillons 363 Hardheim in Landes- und Bündnisverteidigung stellte Oberleutnant Florian Müller vor und dabei eine „gelebte Zusammenarbeit mit unserer Reserve“ fest. Die Vorbereitungen auf Enhanced Forward Presence Battle Group Lithuania 2023 seien grundsätzlich im Zeitplan. Zwar sei an den Standorten die Einbindung in das Umfeld beispielgebend, die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln aber eher „herausfordernd“.
„Die STÄRKE der Reserve im Ukrainekrieg“ war das Thema des Vortrags von Oberstleutnant d.R. Oliver Palkowitsch, aber nur ein Teil seiner Schilderungen. Palkowitsch war beruflich im Osten der Ukraine und durch den russischen Überfall dann als Zivilist quer durchs Land auf der Flucht. Seine Schilderung umfasste nicht allein dieses Fluchtszenario und die dabei beobachtbaren Verteidigungsmaßnahmen, sondern auch die daraus entstehenden Emotionen.
Hauptfeldwebel d.R. Markus Richter stellte „Die Flugabwehr im Nah- und Nächstbereich“ vor.
Als ehemaliger Ausbilder am Gepard und Spezialist für die Flugabwehr gab er einen Überblick zur seitherigen Entwicklung der Flugabwehr in der Bundeswehr und ging dann auf die Einsatzarten „raumdeckend“, „rundum“, „Fla-Riegel“ und „entlang einer Marschstraße“ ein. Nach der Beschreibung des Flakpanzers Gepard 1A2 und seiner Munition, insbesondere für den Einsatz in der Ukraine, ging es um dessen Einsatz als Drohnenbekämpfer. In Zukunft könnte dies durch das Flugabwehr Skyranger 30 mit 30x173mm Air Burst Munition erfolgreicher geleistet werden. Nur eine Kanonenlösung bietet aktuell die Möglichkeit der sicheren und effektiven Bekämpfung von Drohnenschwarmangriffen.
Durch die Coronaschutzmaßnahmen konnten seinerzeit Ehrungen nicht im angemessenen Rahmen durchgeführt werden. Deshalb nutzte der Landesvorsitzende Oberst d.R Joachim Fallert die Landes-Info-Tagung, um endlich den Oberstabsgefreiten d.R. Eberhard „Ebsche“ Luz als Reservist des Jahres 2020 auszuzeichnen.
Mit der Ehrennadel der Landesgruppe Baden-Württemberg in Bronze zeichnete der Landesvorsitzende seinen Stellvertreter Oberleutnant d.R. Luca Gimbel für seinen Einsatz als Landesbeauftragter Sicherheitspolitik aus. Oberstleutnant d.R. Jürgen Schnabel erhielt die Ehrennadel der Landesgruppe in Silber, er ist Landesbeauftragter für die Partnerschaften nach Frankreich und der Schweiz. Die Ehrennadel in Gold bekam der Landesschriftführer Hauptfeldwebel d.R. Johann Michael Bruhn, der dieses Amt seit 25 Jahren inne hat. Der Landesvorsitzende hob in seiner Laudatio die Presse- und Archivarbeit hervor.