Reserve in Entwicklung
Die Landes-Info-Tagung 2022 startete im Weiterbildungszentrum Sparkassenakademie Baden-Württemberg in Stuttgart nach der Begrüßung durch den Landesvorsitzenden Oberstleutnant d.R. Joachim Fallert mit dem Vortrag „Aktuelle Entwicklung in der Reserve“ von Generalleutnant Markus Laubenthal, dem Stellvertreter des Generalinspekteurs.
Dazu stellte er die Lage des Kriegs in der Ukraine dar, gefolgt von einer Europakarte mit der Übersicht zur Sicherung der Ostflanke. Auslandseinsätze bleiben weiter Aufgabe der Bundeswehr, die Landes- und Bündnisverteidigung hat nun aber an Bedeutung gewonnen. Dazu ist die Kaltstartfähigkeit zu verbessern. Nach einer Übersicht zur schnellen Eingreifgruppe der Nato zeigte General Laubenthal die seitherigen weiteren Planungen für die Reserve auf. Die eigene Materialausstattung der Reserve muss nun aber schon früher verwirklicht werden, mit mehr Wehrübungstagen zur realistischen Inübungshaltung.
Präsident Oberst d.R. Prof. Dr. Patrick Sensburg stellte in seinem Vortrag fest, dass es erst der Schrecken des Ukrainekrieges bedurfte, um die Notwendigkeiten der äußeren Sicherheit zu erkennen. Erschien zuvor ein großer vaterländischer Krieg nicht mehr möglich, so erweist sich nun die Friedensdividende als schöner Traum, denn Freiheit und Demokratie ohne Sicherheit geht nicht.
Da die Teilstreitkräfte bereits um ihre Anteile am dafür aufzuwendenden Sondervermögen von 100 Milliarden Euro ringen, kommt Sorge auf, ob die Reserve dabei mitbedacht wird. Seine wesentliche Forderung sei 1 % davon für die Reserve, nicht etwa für den Reservistenverband. Heimatschutz dürfe nicht nur eine Art potemkinsches Dorf werden und 10.000 Stellen für die Reserve sei ein Minimum.
Die Kooperation des Landeskommandos Baden-Württemberg bei dieser Landes-Info-Tagung erbrachte Oberst Thomas Köhring als Kommandeur Landeskommando selbst mit seinem Vortrag mit Aussprache „Aktuelles aus der Reservistenarbeit LKdo BW“. In den letzten beiden Jahren stand der Einsatz von Reservisten unter dem Zeichen von COVID-19. Schwerpunkt waren bei den Kreisverbindungskommandos die Unterstützung von Behörden und bei den regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien die Impfzentren. COVID-19 bewirkte bei der beorderungsunabhängigen Reservistenarbeit von April 2020 bis Juni 2021 einen Ausbildungsstopp, wodurch die Anzahl der dienstlichen Veranstaltungen und deren Teilnehmerzahlen merklich sank. Für 2022 wird hierbei der Stand von 2019 angestrebt. Zwar musste der Reservistenwettkampf UHU im Februar abgesagt werden, der KALTE MARSCH wurde aber erfolgreich durchgeführt.
Nach einer allgemeinen Übersicht zur Spezialausbildung Heimatschutz führte Oberst Köhring aus, welche Ausbildungsphasen dazu beim Landeskommando geplant sind. Das Projekt Ungediente für die Reserve wird fortgeführt, wobei unter den Ausbildern bereits zwei ehemalige Teilnehmer aus der Ausbildung Ungedienter sind. In seiner Zusammenfassung verwies Oberst Köhring auf gewisse Unsicherheiten durch die Coronalage und bei Akzeptanz und Teilnehmerzahlen. Sicher ist er sich aber, dass eine „enge Zusammenarbeit mit VdRBw unabdingbar“ sei.
Einen Einblick in die „Mitgliedergewinnung und Mitgliederbindung in der Feuerwehr Baden-Württemberg“ gab Ministerialdirigent Prof. Dipl.-Ing. Hermann Schröder. Der Arbeitsbereich Jugendfeuerwehr ist zwar sehr wichtig für die Feuerwehren im Lande, wurde aber nicht zur Nachahmung für Reservisten genannt. Ähnlichkeiten gibt es eher bei der Alterswehr, wenn Leistungen nicht mehr erbracht oder zugemutet werden, wenn Altersgrenzen nicht den vorhandenen Fähigkeiten entsprechen. Hier und auch in weiteren Bereichen wie den Zu- und Abgängen bei den Mitgliedern oder bei der Bekleidung regte Schröder die Reservisten zum Mit- und Nachdenken an.
Die im letzten Jahr neu gegründete RAG 4.0 stellten Leutnant d.R. Leonie Ziegler und Fahnenjunker d.R. Finn-Valentin Kolitsch mit ihrem Motto „JUNG. AKTIV. GEMEINSAM. VERNETZT.“ vor.
Oberst d.R. Manfred Schreiber, Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen, war von dort angereist, um „Moderne Hilfsmittel in der Verbandsarbeit“ vorzustellen. Schon vor der Coronapandemie war die Notwendigkeit einer einheitlichen Datenablage und Datennutzung in allen Untergliederungen erkannt worden. Die Daten waren verfügbar zu machen, müssen aber nach den Regeln der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geschützt sein. Auch Schulungen oder Konferenzen sind über Webanwendungen durchführbar und werden in der Landesgruppe Niedersachsen und benachbarten Landesgruppen genutzt.