Am Samstag, den 29. Februar 2020 erhielten Reservisten, Förderer und Interessierte aus dem Kreis der Reservistenkameradschaft (RK) Dachauer Land einen seltenen Einblick in die geschichtsträchtige Liegenschaft der VI. Bayerischen Bereitschaftspolizeiabteilung in Dachau.
Hauptaugenmerk lag auf Nutzungs- und Entstehungsgeschichte
Polizeikommissar Rainer Schoierer, einer von drei Geschichtsbeauftragten des Standorts, investierte diesen dienstfreien Tag, um sich einer offensichtlichen Herzensangelegenheit zu widmen.
Zu Zeiten des Ersten Weltkrieges als Pulver- und Munitionsfabrik vor den Toren der Stadt Dachau angelegt, steht das gesamte Gelände heute unter Denkmalschutz. Referent Schoierer forscht in den Spuren unterschiedlichster Nutzung mit dem Ziel einer möglichst umfassenden Dokumentation der Entstehungs- und Nutzungsgeschichte.
Auf die Munitionsfabrik folgten ab 1933 zunächst SS-Lagereinheiten und darauf ab 1945 US-Militäreinheiten, bevor die Bereitschaftspolizeiabteilung im Jahr 1972 als Nachbar der KZ-Gedenkstätte einzog. Jeder Nutzer prägte das riesige Areal nachhaltig. Für Referent Schoierer der große Reiz an seiner leidenschaftlichen Spurensuche, der er neben seiner Hauptverwendung als Polizeilehrer nachgeht.
Mitreißender Rundgang für die RK-Mitglieder
Schier mühelos übertrug sich diese Leidenschaft auf die 25 Teilnehmer, die gebannt von einem bedeutenden Gebäude zum Nächsten wanderten und nach der über drei Stunden dauernden Führung nicht glauben wollten, dass so viel Zeit verflogen war.
Am Ende hatte man Industriebauten aus den vergangenen Zwanzigern gesehen, direkt neben klobiger NS-Architektur und einem heute ungenutzten Hochbunker, ehemals erbaut zum Luftschutz von frühen Rechenmaschinen der Hauptbesoldungsstelle der SS. Diesen mühevoll abzutragen, hatte sich nie mehr rentiert.
Höhepunkte bildeten die vom Verfall bedrohte Holländer-Halle, in der Sprengstoff auf den für sie namensgebenden Papierholländer-Maschinen hergestellt wurde, sowie der alte Wasserturm des ehemaligen Heizkraftwerks und vor dessen Ruine, die Grundfläche des berühmten Kohlenhofs.
Vor dem damaligen Verhandlungsgebäude der Dachauer-Prozesse von 1945 und der ehemaligen KZ-Lagerkommandantur machte der Referent weitere aufwendig recherchierte Halte an Orten von geschichtlicher Weltgeltung und hinterließ so bei allen Teilnehmern einen professionellen Gesamteindruck.
Großartige Möglichkeit der Geschichte fundiert näher zu kommen
Der Vorstand der Reservistenkameradschaft Dachauer Land, Martin Thon, durfte mit dieser besonderen Führung ein wertvolles Resümee ziehen. Polizeikommissar Rainer Schoierer gelang es, nicht nur die Teilnehmer auf eine überaus fundierte Einführung in die Entstehung und Geschichte des Ortes mitzunehmen, sondern auch den bemerkenswerten Spagat zu schlagen zu den daraus resultierenden Anforderungen und Auswirkungen auf den täglichen Dienstbetrieb der flächenmäßig größten bayerischen Bereitschaftspolizeiabteilung. An diese hiermit vielen Dank für ihre wichtige Arbeit und die Ermöglichung dieses umfassenden Einblicks!