Bundeswehr im Kalten Krieg
Zu einem sicherheitspolitischen Vortrag hatte die Kreisgruppe der Reservisten am vergangenen Sonntag in den Gasthof Oberer Krieger in Landau eingeladen. Der Kreisvorsitzende Christian Albrecht konnte neben vielen interessierten Reservisten vor allem den Referenten Stabsfeldwebel a. D. Josef Fliegerbauer begrüßen.
Fliegerbauer gab seinen Zuhörern einen Einblick in die Gliederung und die Funktion des Verteidigungskonzeptes in der Zeit des Kalten Krieges ab 1960. Er erläuterte das Zusammenwirken der Truppengattungen im Gefecht der verbundenen Waffen und erklärte das Prinzip der grenznahen Vorneverteidigung. In dem Zeitraum, mit dem sich der Referent befasste, standen sich nicht nur zwei deutsche Armeen an der innerdeutschen Grenze gegenüber, sondern diese waren eingegliedert in zwei gegnerische Militärmachtblöcke So waren in Deutschland nicht weniger als 1,4 Millionen Soldaten mit ihren Waffen stationiert. Die Hauptaufgabe der Bundeswehr bestand in der Verteidigung der Bundesrepublik im Rahmen der NATO. Dabei agierte sie als konventionelle Streitmacht vor dem Hintergrund eines atomaren Schlagabtausches der Großmächte. Anhand von Kartenmaterial zeigte Fliegerbauer die Dislozierung vor allem der sowjetischen Divisionsstäbe auf.
In den 60-er Jahren wurde deutlich, dass die NATO-Doktrin der massiven Vergeltung für die Lösung regional begrenzter militärischer Auseinandersetzungen untauglich war. So wurde die Strategie der „Flexible Response“ unter zurückhaltenden Einsatz von Nuklearwaffen, aber mit stärkerer konventioneller Direktverteidigung übernommen. Damit verbunden war das Konzept der Vorneverteidigung. Eine international gemischte militärische Präsenz von NATO-Soldaten aus sieben Nationen sollten einen Feindangriff grenznah auffangen. Die Reservisten waren beeindruckt von der anschaulichen und detaillierten Darstellung, wie auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze beziehungsweise der deutsch-tschechischen Grenze die Einsatzräume an die einzelnen Armeekorps aufgeteilt waren. Fliegerbauer konnte auch die damals streng geheimen Pläne von offensiven Angriffskeilen nach Westen beschreiben, wie sie im „Weißen Haus zu Wünsdorf“ vom Oberkommando der Sowjet-Streitkräfte vorbereitet waren.
Der Referent ging auch auf die damalige Gliederung der Bundeswehr und ausführlich auf ihre Ausstattung an Waffen und Gerät ein. Dabei konnte er bei der Bewertung auf seine großen persönlichen Erfahrungen aus seiner langen Dienstzeit zurückgreifen. Mit großflächigen Heeresübungen und Herbstmanövern bereiteten sich Bundeswehr und die Nationale Volksarmee, der Doktrin der gegenseitigen Abschreckung folgend, auf den Ernstfall vor. Bei Gefechtsschießen der verbundenen Waffen auf Truppenübungsplätzen stellte man die gesamte Breite der Kampftechnik und deren Zerstörungskraft zur Schau. Zwei Filmbeiträge stellten diese Manöver eindrucksvoll dar.
Im abschließenden Teil seines Vortrages ging Josef Fliegerbauer auch auf den gegenwärtigen Konflikt in der Ukraine ein. Die Möglichkeiten der Bundeswehr, durch Waffenlieferungen zu helfen, seien aufgrund der fehlenden Ausbildung an den Waffen begrenzt.
Foto: Die Kreisvorstandschaft bedankt sich beim Referenten Josef Fliegerbauer (2. v.l.)