US-Partnerschaftsverband 18. CSSB auf den Spuren der deutschen Geschichte
Dreitägige Weiterbildungsfahrt führt die Offiziere und Kompaniefeldwebel in die Bundeshauptstadt Berlin.
Eine militärhistorische Zeitreise in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts unternahmen die Führungskräfte des Freihunger US-Partnerschaftsverbandes 18. Combat Sustainment Support Battalion (18. CSSB, US-Kampfunterstützungs- und Versorgungsbataillon) aus Grafenwöhr bei einer dreitägigen Weiterbildungsfahrt, sogenannten „Battalion Staff Ride“, in die Bundeshauptstadt Berlin.
Unter der Anleitung von Projektoffizier, Militärpfarrer Chaplain (Kaplan) Andrew Schmitz, wurden die teilnehmenden Offiziere und Kompaniefeldwebel von den zehn unterstellten Kompanien und die Offiziere des Bataillonsstabs bereits Wochen zuvor beauftragt, in sechs Arbeitsgruppen die Ausbildungsschwerpunkte mit der Besichtigung des Konzentrationslager Flossenbürg, die Schlachtfelder an der Ostfront zum Ende des 2. Weltkriegs, die Auswirkungen des Kalten Kriegs mit der Teilung Deutschlands und der Versorgung der Bevölkerung mit der alliierten Luftbrücke während der Berlinblockade in den Jahren 1948/49 auszuarbeiten.
Zu Beginn der Weiterbildung wies Bataillonskommandeur, Lieutenant Colonel (LtCol, Oberstleutnant) John Abella, die Teilnehmer in den Übungsablauf ein und dankte den Freihunger Reservistenchef, Oberstleutnant der Reserve Norbert Bücherl, für dessen Teilnahme und Unterstützung während der Fahrt als geschichts- wie ortskundiger Kenner des Zeitgeschehens und der anvisierten historischen Besichtigungsorte. Als erstes Ziel hatte die Leitung das vormalige Konzentrationslager Flossenbürg auserkoren. Anhand einer pädagogischen Führung mit Rundgang im Konzentrationslager begann die Exkursion auch für die US-Soldaten auf einer zum Nachdenken anregenden Gedenkstätte für die unmenschlichen Gräueltaten der Nationalsozialisten im Dritten Reich. Untermauert wurden die Informationen des Gästeführers durch die erste Arbeitsgruppe, die die gesellschaftspolitischen und moralischen Bedingungen während der Diktatur im Dritten Reich betrachtete, welche letztendlich zu dem strategischen Ausbau unzähliger, Menschen verachtender KZs mit deren zahlreichen Außenlagern führte. Am Nachmittag erreichte man die sächsische Kreisstadt Torgau, wo am 25. April 1945 erstmals die US-Truppen mit der 1. Ukrainischen Front der Sowjetarmee an der Elbe zusammentrafen. Hierbei wurden von der zweiten Arbeitsgruppe ergänzend die russisch-amerikanischen Beziehungen historisch, politisch, wirtschaftlich und militärisch eingehend beleuchtet.
Am späten Abend erreichte man die zentral gelegene Unterkunft am Alexanderplatz.
Der zweite Ausbildungstag führte die Teilnehmer zur Gedenkstätte Berliner Mauer in die Bernauer Straße. Nachdem man im Besucherzentrum anhand der beiden einleitenden Dokumentationsfilme über die politische Situation der beiden getrennten deutschen Staaten nach dem 2. Weltkrieg sowie detailliert über den Mauerbau unterwiesen wurde, besichtigten die US-Soldaten anschließend die verbliebenen, menschenverachtenden Grenzanlagen vor Ort. Am Nachmittag wurde die sowjetische Blockade Westberlins in den Jahren 1948/1949 eingehend thematisiert. Dazu besuchte man das Alliierten Museum, welches im vormaligen Westberliner US-Sektor im Ortsteil Dahlem beheimatet ist und das US-amerikanische Leben während des Kalten Kriegs von 1945 bis 1994, insbesondere aber die Luftbrücke der Alliierten vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 zur Versorgung der Berliner Bevölkerung, sehenswert dokumentiert.
Ein Abstecher zum Checkpoint Charlie, dem wohl berühmtesten Transitübergangs innerhalb Berlins, rundete den interessanten Ausbildungstag ab. Bei einem gemeinsamen Abendessen mit dem US-amerikanischen Militärattache Colonel i.G. (Oberst im Generalstab.) Walter E. Richter, der in seinem Grußwort die aktuelle Lage der NATO und die militärpolitische Situation der Ukraine nach dem Angriffskriegs Rußlands eingehend betrachtete.
Höhepunkt der Weiterbildungsfahrt war am Rückreisetag der Besuch des Deutschen Bundestags mit Führung im Reichstagsgebäude und Aufstieg in die Kuppel.
Im Anschluss erfolgte im Paul-Löbe-Haus eine einstündige Diskussionsrunde mit dem Bundestags- und Wahlkreisabgeordneten MdB Uli Grötsch aus Waidhaus, der seit seinem erstmaligen Einzug 2013 in den Bundestag dem Innenausschuss angehört und als Mitglied im parlamentarischen Kontrollgremium die Nachrichtendienste des Bundes mit kontrolliert. Diesbezüglich wurden seitens der US-Soldaten zahlreiche Fragen an den oberpfälzer Abgeordneten gestellt, die aber nicht alle aus Geheimhaltungsgründen umfassend beantwortet werden konnten.
Nach drei anstrengenden, aber sehr interessanten Ausbildungstagen, erreichten die Teilnehmer mit dem vom Freihunger Marktrat Oliver Schmidt zuverlässig gesteuerten Bus den Heimatstandort Grafenwöhr. Für seine ausgezeichneten Fahrtleistungen und auch sprachlichen Unterstützung wurde Schmidt mit einer Ehrenurkunde von LtCol Abella ausgezeichnet.
Text u. Bilder: Norbert Bücherl/ Chaplain Andrew Schmitz/ Norbert Bücherl