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Eiskristal 2019 – Winterkampf bei bis zu minus 40 Grad




GebirgsjägerNorwegen

Skijold / Nordnorwegen / Bad Reichenhall Februar 2019. 21 Tage in Schnee und Eis. Bad Reichenhaller Gebirgsjäger üben bei der Großübung Eiskristall in Nordnorwegen unter extremen Wetter- und Klimabedingungen. Die Soldaten vertiefen ihr Wissen während ihres Aufenthalts nördlich des Polarkreises, wie man bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt überlebt, sich taktisch bewegt und kämpft. Mit dabei einige aktive Mitglieder der Kreisgruppe Oberbayern Südost.

Bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad und Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometer müssen die Gebirgsjäger darauf achten, zweckmäßige Bekleidung zu tragen. Um bei diesen Gegebenheiten überleben bzw. kämpfen zu können, bedarf es entsprechender Ausrüstung. Bereits im November 2018 wurden die Soldaten mit dem sogenannten Arktiksatz ausgestattet. Dieser beinhaltet spezielle Unterwäsche, Handschuhe, einen Schlafsack, Expeditionsschuhe sowie einen speziellen Kocher und wird zukünftig allen Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 zukommen.

Hier gehts auch zur Sonderseite des Heeres zur Übung Eiskristall 2019

Erste Übung mit neuer Ausstattung
Für die Soldaten bei Eiskristall war es das erste Übungsvorhaben mit der neuen Ausstattung. Das Bekleidungssystem hat sich bereits bei den Spezialkräften der Bundeswehr bewährt. Die Bekleidung ist modular aufgebaut, so dass der Soldat nach dem Zwiebelschalenprinzip agieren kann. Je nach Wärmebedarf muss der Vorgesetzte befehlen, was und wieviel anzuziehen ist. Auch das ist Teil der Ausbildung bei Eiskristall – der richtige Umgang mit der Ausrüstung. „Soldaten sollen lernen, ihre Ausrüstung anzupassen und das Zwiebelschalenprinzip anzuwenden. Auf dem Marsch und in Bewegung braucht man beispielsweise weniger Bekleidung“, erklärt Hauptmann Niels D. „Bei Bewegung Kleidung ablegen, in Ruhephasen mehr anziehen. Das bedeutet aber auch, dass die Ausbilder kommunizieren müssen, was als nächstes kommt, damit die Soldaten ihre Ausrüstung anpassen können“, ergänzt Oberstabsarzt Dr. Ingrid J. Die Truppenärztin aus Berlin gehört während der Übung Eiskristall zum beweglichen Arzttrupp und ist für die medizinische Versorgung der Soldaten verantwortlich.

Der Schwerpunkt bei der Überlebensausbildung ist der Abschnitt Leben im Felde. Im Biwak-Bereich bauen die Auszubildenden ihre Unterkünfte für die bevorstehenden Nächte. „Die Soldaten bauen Notunterkünfte aus Hilfsmitteln, aus allem, was sie in der Natur finden oder dabeihaben“, erklärt Hauptfeldwebel Alexander S. Handwerkliches Geschick und Fantasie sind von Vorteil. Aus Ästen, Zweigen, Schnüren bauen die Gebirgsjäger ein Gerüst. Darüber spannen sie Planen. „Die Besonderheit hier in Norwegen ist, dass die Unterkunft nicht wie in den Alpen aus Schnee gebaut werden kann. Wegen der extremen Kälte ist der Schnee zu locker und kann nicht komprimiert werden“, erklärt der Hauptfeldwebel den Nachteil des Pulverschnees. Darüber hinaus gelten besondere Regeln zur Sicherung eines verschneiten Bereichs gegen feindliche Aufklärung.

Der Eissprung

Der Eissprung gehört zum zweiten Ausbildungsabschnitt Verbringen. In den folgenden Tagen werden Orientierungsmärsche das Skijöring, dabei werden Soldaten hinter einem Gefechtsfahrzug auf Skiern gezogen und das behelfsmäßige bergen von Fahrzeugen ausgebildet. Rucksack ablegen und vor an die Wartelinie, dann das Kommando „der Nächste“. Die Übungsteilnehmer kämpfen sich durch Schnee und Eismatsch vor zu einer Absperrung. Dort wartet ein Ausbilder mit einem Seil. Er gibt letzte Anweisungen: „Vor bis an die Kante und mit einem Ausfallschritt ins Wasser“. Am heutigen Ausbildungstag absolvieren die Teilnehmer einen Eissprung. „Im Winter werden zugefrorene Gewässer für Marschbewegungen genutzt“, erläutert Hauptmann Niels D. Um für ein mögliches Einbrechen auf dem gefrorenen Gewässer vorbereitet zu sein, wird die Selbstrettung mit Hilfe der Skistöcke trainiert. Aus Sicherheitsgründen wird ein Seil um die Hüfte gelegt. Darüber hinaus wurden alle Auszubildenden vorab medizinisch untersucht. Auch Sanitäter und ein Arzt sind vor Ort.

In den Händen halten die Protagonisten ihre Skistöcke, mit Hilfe derer sie sich aus dem Wasser ziehen. Ohne zu zögern springen die Übungsteilnehmer in das drei mal drei Meter große Loch, schwimmen zur Kante, und rammen die Stöcke ins Eis, um sich schnellstmöglich aus dem kalten Wasser zu retten. Mit nasser Bekleidung laufen sie zurück zur Wartelinie. „Ab in den Schnee und wälzen“, tönt es von einem Ausbilder. Dieser Abschnitt dient nicht der Abhärtung, es ist wichtig, dass sich die Soldaten im Schnee wälzen, um die Feuchtigkeit zu binden. Nach dem Ablegen der nassen Kleidung geht es direkt zur Feuerprüfung, bei der jeder einzelne unter Beweis stellen muss, dass er ein Feuer aus behelfsmäßigen Materialien entfachen kann.

Kämpfen unter extremen Bedingungen
Der entscheidende Auftrag, der Kampf unter diesen extremen Bedingungen. Die Übungstruppe befindet sich im Verfügungsraum. Sie sind Teil der eigenen Bataillonsreserve. Dann kommt die Meldung, „feindliche Luftfahrzeuge von Nordost aufgeklärt, vermutlich Luftlandung feindlicher Kräfte in Bataillonsstärke, Flankenbedrohung rechts“. Die Reserve wird aktiviert, um den Einbruch in die rechte Flanke zu verhindern. Die Gebirgsjäger haben nun den Auftrag, vorab Richtung Norden aufzuklären und den Weg für die Folgekräfte gangbar zu machen. Der Hochgebirgsspähzug befand sich bereits auf dem Marsch. Doch jetzt liegt der Schwerpunkt bei dem plötzlich auftretenden Feind aus Nordosten und die Truppe muss nun mit allen Kräften in Richtung der vermuteten Luftlandung aufklären.

Mit schweren Gepäck machen sich die „Jager“ auf den Weg. Es muss orientiert werden, ein Gewässer überquert und ein Biwak-Platz für die Nacht eingerichtet werden. Temperaturen von minus 20 Grad, eingeschränkte Lichtverhältnisse und wechselnde Windstärken verlangen den Übungsteilnehmern alles ab. Sie bilden die vordersten Kräfte und müssen stets mit Feindkontakt rechnen, dementsprechend konzentriert ist ihr Vorgehen. Nach zweieinhalb Tagen und einer Wegstrecke von 20 Kilometern ist es so weit. Schwacher Feind wurde aufgeklärt, vermutlich feindliche Aufklärung. Der Entschluss lautet: Angriff und schwachen Feind vernichten.

Mit der Leuchtbüchse wird das Vorfeld beleuchtet. Unter dem flackernden Licht einer Leuchtpatrone setzten die Gebirgsjäger zum Kampf an. Immer wieder schießt die Leuchtbüchse und ein heller Feuerball macht die Nacht zum Tag. Der Zugführer führt das Gefecht und befiehlt seinen Truppen: „Erste Gruppe bindet Feind, zweite und dritte wirft Feind linksumfassend“. Der Feind wurde vernichtet, die Leuchtbüchse schweigt und es kommt die Meldung über Funk: „Übungsende – Übungsende.“

Dieser letzte Abschnitt im scharfen Schuss beendet die dreiwöchige Übung Eiskristall und mit dem Flieger geht es zurück in die Heimat. Nicht nur die beeindruckenden Bilder von Nordlichtern nehmen die Soldaten mit, auch eine Menge an Erfahrung und neuen Verfahren haben sie im Gepäck. Es gilt nun, das Gelernte an die Kameradinnen und Kameraden weiterzugeben.
Tobias Skinner

Bild oben:
Ein Gebirgsjäger überwacht das Vorfeld.
(Foto: Bundeswehr / Skinner)

Zweites Bild:
Ein Übungsteilnehmer beim Bau einer Feldunterkunft.
(Foto: Bundeswehr / Neumann)

Drittes Bild:
Ein Gebirgsjäger kämpft sich durch das eiskalte Wasser.
(Foto: Bundeswehr / Skinner)

Viertes Bild:
Beim Skijöring werden die Soldaten hinter einem
Fahrzeug des Typs BV 206 durch das Gelände gezogen.
(Foto: Bundeswehr / Neumann)

Bild unten:
Mit einer Leuchtpatronewird das Vorfeld beleuchtet. Ein
Soldat bekämpft feindliche Truppen mit einer Granatpistole.
(Foto: Bundeswehr / Neumann)

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