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Aus der Truppe

Gebirgsjäger üben wieder am Polarkreis




Die Gebirgsjäger bei einem Verwundetentransport auf Skiern.

Eissprengung!

Das Ausbildungslager Overbygd/Ratavn inmitten der norwegischen Waldland-schaft

Overbygd/Nordnorwegen. Im Rahmen der Ausbildungs- und Übungsreihe EISKRISTALL trainieren Angehörige der Gebirgsjägerbrigade 23 aus den bayrischen Alpen, von Mitte Januar bis Mitte Februar, den infanteristischen Kampf unter extremen Wetter- und Klimabedingungen im arktischen Norden Norwegens.

Diesmal stellt den Kern der 200 Soldaten starken Übungstruppe das Gebirgsjägerbataillon 233 aus Mittenwald. Die 4. Kompanie, unter der Führung von Hauptmann Dankerl, einem jungen Heeresbergführer, wird für die Ausbildung verstärkt durch eine Hochgebirgspioniergruppe des Gebirgspionierbataillons 8 aus Ingolstadt.

Strategische Verlegung auf Verbandsebene als Mammutaufgabe

Das Ausbildungslager Overbygd/Ratavn inmitten der norwegischen Waldland-schaft

Auf dem Rollfeld des Flughafens München steht die Luftwaffenmaschine vom Typ A310. Circa 120 Gebirgssoldaten besteigen die Maschine mit dem Ziel Polarkreis.

Nach einem circa dreieinhalbstündigen Flug landet die Maschine auf dem militärischen Teil des Flughafens Bardufoss in Nordnorwegen, etwa 130 Kilometer südöstlich von Tromsö.
Der eisige Wind schlägt den Soldaten ins Gesicht als sie die Maschine verlassen und sofort von den norwegischen Soldaten zu einer Covid-19 Teststation geführt werden. Alles ist straff durchgeplant. Sowohl von der norwegischen, als auch von der deutschen Seite.
Erst nach dem Test geht es mit Bussen zum 45 Minuten entfernten Ausbildungsort Overbygd/Ratavn inmitten der norwegischen Waldlandschaft.

Dort erwartet die Soldaten ihre zuvor via Bahn verschickte Ausrüstung, bestehend aus der speziellen Arktis-Ausstattung mit Polarregion erprobter Bekleidung, Zelt- und Schlafsacklösungen, sowie Expeditionsschuhen und Kochutensilien. Diese Zusatzausrüstung ist bitter nötig. Der Wind weht so stark, dass der Führer der Kräfte vor Ort bei der Einweisung in die Camp-Regeln kaum zu verstehen ist.

Dort steht der Versorgungs-Stabsoffizier des Gebirgsjägerbataillons 233, Oberstleutnant C. Plieske. Er und sein Team sehen nach einer 6-monatigen Vorbereitung, unzähliger Besprechungen und Videokonferenzen mit der norwegischen Seite die Früchte ihrer Arbeit.

Ein deutsches Camp auf norwegischen Boden, welches auf dem Land, Luft und Schienenweg errichtet, die 3-wöchige Ausbildung der Gebirgsjäger sicherstellt. Eine logistische Mammutaufgabe.

Das Ausbildungslager Overbygd/Ratavn inmitten der norwegischen Waldland-schaft

Covid-19 Prävention am Polarkreis

Die Covid-19 Pandemie macht auch nicht vor dem eisigen Norden Europas halt. Das Gebirgsjägerbataillon 233 musste eine Fülle an infrastrukturellen Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den norwegischen Partnern durchführen. Entstanden ist eine kleine Zeltstadt, mit Hygieneschleusen und strenger Kohortenbildung. Dem Hygienekonzept ist selbst das Ausbildungskonzept nachgeordnet.

Klare Befehle und die eigene Disziplin ermöglichen jedoch, dass auch unter solch einmaligen herausfordernden Bedingungen, eine hochwertige und gewinnbringende Ausbildung möglich ist.

„Trockene Kälte“ und der Windchill-Effekt

Die Soldaten der Gebirgstruppe die das erste Mal am Polarkreis stehen, merken schnell den Unterschied zu den Bedingungen in der heimischen Alpenregion. Es ist eine trockene, bittere Kälte, verbunden mit einem stetigen Wind. Der dadurch entstehende „Windchill-Effekt“ bewirkt, je nach Temperatur und Windstärke, eine extreme Kälte auf der freiliegenden Haut, beispielsweise im Gesicht, oder wenn die Handschuhe ausgezogen sind. Hier ist neben der speziellen Ausrüstung eine gute Ausbildung gefragt und vor allem eine Fürsorge der eingesetzten Führer. Kleinste Fehler oder Unachtsamkeit können zu Erfrierungen und Kälteschäden führen.

Aktuell sind es minus 20 Grad und Windgeschwindigkeiten von bis zu 60 km/h. Auf der Haut entspricht das minus 50 Grad. Ungeschützt können innerhalb von einer Minute die ersten Kälteschäden auftreten.

Die bestens ausgebildeten Heeresbergführer und Heereshochgebirgsspezialisten der Gebirgstruppe kennen sich damit zur Genüge aus. Ihr Wissen wird von den jungen Gebirgsjägern dankend aufgenommen.

Kämpfen unter arktischen Extrembedingungen

Das Rüstzeug des infanteristischen Kampfes bringen die Mittenwalder Gebirgsjäger schon mit. Das einsatzerfahrene Bataillon ist gut ausgebildet im Orts- und Waldkampf, sowie im Winterkampf im Karwendelgebirge.

Aber die Verhältnisse hier im hohen Norden sind anders – extremer – kräftezehrender.

Als Grundlage für die Ausbildung gilt die brigadeinterne Standing-Operating-Procedure (SOP) „Einsatz unter extremen Klimabedingungen (kalt)“.

Der Ausbildungsinhalt ist in drei Blöcke aufgeteilt: Überleben, Verbringung und Kampf.

Insbesondere der Anteil Überleben stellt die Soldaten vor besondere Herausforderungen. Er beinhaltet beispielsweise den „Eissprung“, sprich den simulierten Einbruch in ein gefrorenes Gewässer. Unter ärztlicher Aufsicht springen die Gebirgsjäger bei eisigen Temperaturen in ein zuvor ausgesägtes Eisloch. Das Ziel: Überwindung des Schockmomentes, selbstständiges Herausklettern und anschließend die Kleidung an einem selbstentfachten Feuer trocknen. Das alles ohne Aussicht darauf, in den kommenden Tagen in eine warme Unterkunft zu kommen. Hier zeigt sich, wer die Ausbildung verinnerlicht hat und zäh gegen sich selbst ist.

„Einen Metalllöffel bei diesen Temperaturen zu nutzen, den Fehler macht man nur einmal“, spricht ein junger Soldat des D-Zuges bei der Ausbildung „Bau von Feldunterkünften“, verbunden mit dem Anteil „Leben im Felde“.

Wer sich hier nicht um seine Ausrüstung kümmert, wird nicht warm schlafen, sein Trinkwasser bleibt gefroren oder selbst der Verschluss seines Gewehres friert fest.

Es bedarf einer besonderen Kameradschaft und Vertrauens in der Gruppe, damit die kleine Kampfgemeinschaft bei den äußerst widrigen Umständen durchhaltefähig bleibt und auch zum Ende der Strapazen noch kampffähig und kampfwillig ist.

Gebirgspioniere sprengen das Eis

In der geübten taktischen Lage stößt der Feind zügig den eigenen Kräften nach. Das ist der Moment der Gebirgspioniere aus Ingolstadt. Die speziell geschulten und ausgerüsteten Soldaten entscheiden sich vor dem Hintergrund der Wirkungsforderung des Kompaniechefs, dem Feind das weitere Vorstoßen durch eine vorbereitete Eissprengung zu verwehren.

Mit einem mächtigen Knall, bricht das Eis des Sees auf. Mit den speziell eingebrachten Sprengladungen besteht die ehemalige feste Eisoberfläche nur noch aus schwimmenden Fragmenten, auf denen sich kein Mensch oder Fahrzeug bewegen kann. Der Feind muss einen kräftezehrenden und zeitintensiven Umweg nehmen.

Für die Pioniere ist diese Technik nicht alltäglich. Nur in den Witterungsbedingungen am Polarkreis ermöglichen das Üben dieses Verfahrens. Unabdingbar im Kampf an der europäischen Nordostflanke im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung.

 

Ebenso das Sammeln von Erfahrungen im Einsatz des Lenkflugkörpersystems MELLS im scharfen Schuss unter arktischen Bedingungen wird in die Vorschriftenlandschaft übernommen.

Gegen Ende der Ausbildungsblöcke und einer kurzen Regenerationsphase, wird das Erlernte in einer anstehenden 3-tägigen Abschlussübung im scharfen Schuss abgerufen. Noch einmal die letzten Kräfte mobilisieren und die neu erlangten Fähigkeiten und das Wissen anwenden, bis es dann zurück in das verschneite Karwendelgebirge des Standortes Mittenwald geht.

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