Traunstein 07.04- 08.04.2017 Frühjahrsübung der südostbayerischen Reservisten des Kreisverbindungskommandos Traunstein. Waginger See Reservisten unterstützen das Kreisverbindungskommandos Traunstein bei der Erkundung der möglichen Katastrophen-„Hotspots“ im Herzen des Rupertiwinkels (Teil 2)
Klassische Stabsarbeit, das neue EBF-System, der Besuch der Absturzstelle einer tschechoslowakischen Mig21 nahe des Chiemsees, die Erkundung eines Staudammes für den Hochwasserschutz und die Gefahren eines Torf- und Waldbrandes im Schönrammer Filz waren die Schwerpunkte des Frühjahrsausbildung des traunsteiner Kreisverbindungskommandos.
Teil 1: Traunstein – wieder „Bundeswehr – Garnison“ für zwei Tage
Ein Mig21 Absturz in Kraimoos
Samstag Mittag ging es für die traunsteiner Katastrophenschützer der Bundeswehr ins Gelände, besser gesagt nach Kraimoos an die Ostseite des Chiemsees. Unter der Führung des ehemaligen Traunsteiner Stabsfeldwebels a.D. Engl besichtigte Oberstleutnant Wudke und seine Reservsiten des Kreisverbindungskommandos Traunstein die Absturzstelle einer tschechoslowakischen Mig 21 Düsenjägers aus dem Jahr 1968. Stabsfeldwebel Engl war als Erkundungszugführer des damaligen Gebirgsflugabwehrbataillons 8 Traunstein als einer der ersten am Unglücksort am Waldrand östlich Kraimoos, an dem sich heute ein Gedenkkreuz des tschechischen Luftwaffenverbandes befindet. Am 25. November 1968 mitten in einer der Hochphase des Kalten Krieges im Mitteleuropa nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Sowjettruppen versuchte eine tschechoslowakische Mig 21 nachdem er den Eisernen Vorhang überfolgen hatte, hier notzulanden.
Die Notlandung missglücke, da die Maschine bei der Landung eine Bodenwelle übersehen hatte, das Bugrad verkeilte und das Flugzeug sich überschlagend in den Wald krachte, wobei der junge tschechoslowakische Oberleutnant Frantisek Kvapil den Tod fand. Ob es eine Flucht in den Westen oder ein „Navigationsfehler“ war ist heut umstritten. Gemeinsam mit den tschechischen Kameraden wird dem hier verunglückten Jagdflieger regelmäßig durch Besuche der heute verbündeten Nato-Kameraden der tschechischen Luftwaffe und des örtlichen Krieger-und Soldatenvereins gedacht.
Hochwasserschutz an der Sur
Im Rahmen der Risikoanalyse wurden am Nachmittag mit Unterstützung von Reservisten der GebJgRK Wolkersdorf – Waginger See und der Freiwilligen Feuerwehr Petting der für den Hochwasserschutz an der Sur wichtige Surspeicher besichtigt. OGefr.d.Res Dipl.-Ing. Alexander Friedl erklärte den Angehörigen des KVKs Traunstein die Bedeutung des von 1965 bis 1968 erbauten Bauwerks, seinen Aufbau und seine kritische Rolle beim verheerenden Pfingsthochwasser 2013 für den Unterlauf der Sur und die zusätzliche Bedrohung für das ohnehin stark von der Saalach betroffenen Freilassing. Hier wurde erstmal in seiner Geschichte der Speicher bis zu seiner Kapazitätsgrenze aufgefüllt.
Torf und Waldbrandgefahr im Schönrammer Filz
Zum Abschluss der kleinen Regionaleinweisung besuchte man das Schönrammer Filz. Hier erklärte Alexander Friedl die Gefahren der unterirdischen Torfbrände und die nur begrenzte Möglichkeit zur Bekämpfung aufgrund von „Wasserknappheit“ (keine fließenden Gewässer, nur geringe Wassertiefe der Moorseen und starke Verschlammung) im Filz. Hier wurden die Erfahrungen zweier kleinerer Wald- und Filzbrände in den 1990gern geschildert. Nach Besichtigung des weitläufigen Geländes mit den ehemaligen Torfsichten und dem renaturierten Torfstichen.
Hptm.d.Res. Klaus Obermayer umriss kurz die Geschichte des Torfabbaus Schönrammer Filzes ab 1920, der „Bockerlbahn“ als Feldbahn zum Torftransport von Schönramm nach Kirchanschöring. Im Dritten Reich befand sich ab im Schönrammer Filz ein Lager des Reicharbeitsdienstes der Nazis (RAD Abteilung 3/303 und 5/306), von welchen aus die Arbeitsdienstsleistenden für den Torabbau, der Regulierung der Sur und andere Baumaßnahmen in Laufen und am Abtsdorfer See eingesetzt wurden.
Gedenken am Ukrainer Friedhof
Ab 1940 bis 1944 war das Lager leerstehend bevor es ab Ende 1944 bis Mitte 1945 als Tuberkulose-Lager für Zwangsarbeiter diente. Ohne wirkliche Versorgung und unter miserablen hygienischen Verhältnisse starben 59 Ukrainer und 1 Grieche, welche im nahen Ukrainer Friedhof verschart wurden.
Mit einem Besuch dieses vom Volksbunds für Kriegsgräberfürsorge und einer kurzen Andacht für die Opfer der Zwangsarbeit der nazionalsozialistischen Terrorherrschaft beendete man das Ausbildungswocheende.