Letzlinger Heide, Sachsen-Anhalt / Bad Reichenhall 30.07.2020 Bevor das 15. Einsatzkontingent MINUSMA zum finalen Übungsdurchgang im Gefechtsübungszentrum des Heeres (GÜZ) in Sachsen-Anhalt starten kann, müssen die Soldaten noch eine zweiwöchige Absonderungsphase durchlaufen.

Im September wird das Gebirgsjägerbataillon 231 aus Bad Reichenhall als Leitverband des 15. Deutschen Einsatzkontingents in den MINUSMA-Einsatz der Vereinten Nationen (VN) nach Mali gehen. Seit Beginn des Jahres bereiten sich die „Reichenhaller Jager“ darauf vor. Den abschließenden Übungsdurchgang am GÜZ absolvieren die Gebirgsjäger der 4. Kompanie im Verbund mit weiteren Kräften des zukünftigen Kontingents. Dazu zählen die 3. Kompanie vom Gebirgsaufklärungsbataillon 230 sowie die 3. Kompanie des Gebirgsversorgungsbataillons 8 aus Füssen, ein Kampfmittelabwehrzug vom Gebirgspionierbataillon 8 aus Ingolstadt und Sanitätskräfte aus verschiedenen Einheiten. Der Führungsstab des Kontingents setzt sich aus Angehörigen verschiedenster Dienststellen zusammen und nimmt ebenfalls mit Anteilen an der Einsatzübung teil.
Doch bevor die Einheiten zum gemeinsamen Übungsdurchgang in der Letzlinger Heide starten können, müssen sie vor Ort noch eine zweiwöchige Absonderungsphase einhalten, um einer möglichen Ausbreitung des Corona-Virus vorzubeugen. Für die Soldaten, die bald ein halbes Jahr in Mali im Einsatz sind, bedeutet dies einen insgesamt vierwöchigen Übungsplatzaufenthalt. Eine Verbreitung des Virus innerhalb der übenden Truppe hätte erhebliche Auswirkungen auf das Übungsvorhaben und würde im schlimmsten Fall sogar zum Abbruch der Übung führen. Um gemeinsam die uneingeschränkte Einsatzbereitschaft sicherzustellen, nehmen die Soldaten die zusätzlichen Entbehrungen auf sich.
Auflockerung ist das Gebot der Stunde

Bei fast allen Tätigkeiten und Situationen auf dem Übungsplatz findet das Prinzip der Auflockerung und Entzerrung Anwendung. Das vorübergehende Zuhause für die Soldaten ist in den vier Wochen eine Zeltstadt auf dem Übungsplatz. In den Zelten vom Typ-II nächtigen aus Hygienegründen maximal sechs Soldaten. Ein Zug, also etwa 30 Soldaten, bilden jeweils eine Kohorte. Um mögliche Infektionsketten kurz zu halten, bleiben die Kohorten durchgehend voneinander getrennt. Die Kohorteneinteilung bestimmt den gesamten Tagesablauf. Jede Kohorte hat ihre Verpflegungszeit und die Sitzplätze im Verpflegungszelt sind vorgegeben, damit es keine Durchmischung gibt. Pünktlich zur befohlenen Zeit tritt die jeweilige Kohorte vor dem Verpflegungszelt an. Bedeckt mit Mund-Nasen-Schutz waschen sie sich vor dem Betreten des Zeltes nacheinander die Hände an den extra dafür bereitgestellten mobilen Waschbecken. Anschließend folgen sie nach dem Einbahnstraßenprinzip den Markierungen auf dem Boden zur Essensausgabe und halten dabei stets Abstand zueinander.
Auch bei der persönlichen Körperhygiene werden die Kohorten getrennt. Neben dem zentralen Sanitärgebäude wurden in den verschiedenen Bereichen mobile Duschcontainer sowie Toiletten und Waschbecken aufgestellt, die nur von den eingeteilten Kohorten benutzt werden. Zusätzlich ist an diesen Anlagen, in den Unterkunftszelten und in allen Arbeitsbereichen auch Desinfektionsmittel vorhanden.
Ausbildungsmöglichkeiten werden voll ausgeschöpft

Trotz allem wird die Zeit in der Absonderungsphase natürlich zur Ausbildung genutzt, wenn auch zunächst nur innerhalb der Kohorten, also auf der Ebene eines Zuges. Die Stationen und Lagebilder sind so gewählt, dass auch während der Ausbildung der Infektionsschutz gewährleistet ist und der Kontakt zu anderen Einheiten minimiert wird. Wo immer möglich, wird Abstand zueinander gehalten und in Situationen, wo dieser nicht eingehalten werden kann, wie dem Verlegen im Transportpanzer, tragen die Soldaten eine Mund-Nasen-Bedeckung.
Oberst Maik Keller, Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, besuchte die übende Truppe zu Beginn der Absonderungsphase und begutachtete deren Können bei verschiedenen Ausbildungen. Die Soldaten „sind hoch motiviert“ und mit ihren Leistungen sei er durchweg zufrieden. Gleichermaßen zufrieden zeigte sich Oberstleutnant Dennis Jahn, Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 231: „Was ich hier gesehen habe, hat mich wirklich überzeugt. In Bezug auf Kohäsion, Kommunikation und Kriegstauglichkeit haben wir einen großen Sprung nach vorn gemacht. Ich bin froh, dass wir die Absonderungsphase nutzen können, um den Einsatzkräften den letzten Schliff zu verpassen.“ Er hatte seine Einsatzkräfte eine Woche lang bei der Ausbildung begleitet, bevor er die Führung schweren Herzens an den designierten Kontingentführer im Einsatz, Oberst Peter Eichelsdörfer, übergab.
Nach der Isolation folgt das gemeinsame Üben
Um jegliche Infektionsgefahr tatsächlich auszuschließen, werden alle Teilnehmer nach Ablauf der Inkubationszeit vor Ort auf das Virus getestet. Nach Ablauf der Absonderungsphase und Vorliegen des Testergebnisses können schließlich alle Einheiten in die gemeinsame Kohäsionsausbildung übergehen.
Der Gefechtsverband trainiert in der Letzlinger Heide das Zusammenspiel mit allen Einsatzkräften, um gemeinsam professionell zusammenzuarbeiten und das geforderte Aufgabenspektrum abzudecken. Dafür wird der Verband bei der Übung auf die Bedrohungen und möglichen Situationen in Mali vorbereitet.
Die VN-Mission MINUSMA dient der Sicherung des Friedens. Im Schwerpunkt sorgen die Einsatzkräfte für die Einhaltung der Waffenruhe und vertrauensbildende Maßnahmen zwischen den Konfliktparteien sowie der Umsetzung des Friedensabkommens. Von insgesamt rund 12.000 Blauhelmsoldaten stellt die Bundeswehr ein Kontingent von maximal 1.100 Soldaten und beteiligt sich zusätzlich an der Ausbildungsmission der Europäischen Union in Mali (EUTM).