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„Das ist keine Allerweltsbrigade“




Hauptfeldwebel Schneidenbach (hinten li.) erklärt dem Divisionskommandeur worauf es beim Beladen der Tiere ankommt. (Foto: Achim Kessler)

Ein Gebirgsjäger beim Begehen eines Seilsteges. Auch auf der anderen Seite der Schlucht muss die Rundumsicherung stehen. (Foto: Sarah Hofmann)

Der Hochgebirgsjägerzug bei der planmäßigen Bergrettung. (Foto: Sarah Hof-mann)

In der Hufschmiede wurde dem Divisionskommandeur das Beschlagen eines Maultieres gezeigt. (Foto: Achim Kessler)

Der Divisionskommandeur der 10. Panzerdivision, Brigadegeneral Ruprecht von Butler (links), zu Besuch in der Hochstaufen-Kaserne. (Foto: Achim Kess-ler)

Zwei Haflinger des Reitzuges werden für einen Erkundungsmarsch vorbereitet. (Foto: Sarah Hofmann)

Oberst Peter Eichelsdörfer (re.), stellvertretender Kommandeur der Gebirgsjä-gerbrigade 23, führte den Divisionskommandeur durch die Regionalausstel-lung. (Foto: Achim Kessler)

Der Divisionskommandeur auf dem Weg mit dem GTK Boxer zur nächsten Ausbildungsstation. (Foto: Sarah Hofmann)

In einem Lagevortrag wurde der Divisionskommandeur über die aktuellen Themen und Herausforderungen der Brigade informiert. (Foto: Achim Kessler)

Bad Reichenhall, 15. April 2021 „Das ist keine Allerweltsbrigade“- Neuer Divisionskommandeur besucht die Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall.

Brigadegeneral Keller (li.) weist den Kommandeur der 10. Panzerdivision zu Beginn des Dienstantrittsbesuchs in die Infrastrukturmaßnahmen der Hochs-taufen-Kaserne ein. (Foto: Sarah Hofmann)

Seit März ist Brigadegeneral Ruprecht von Butler Kommandeur der 10. Panzerdivision. Das Markenzeichen der Soldatinnen und Soldaten der 10. Panzerdivision ist, wie der Name vermuten lässt, das Gefecht der verbundenen Waffen mit gepanzerten Kräften. Aber auch die Operationen im schwierigem Gelände, das heißt der Einsatz im Gebirge, in sehr kalten und sehr heißen Regionen, gehört zum Auftrag dieser Division. Diese Fähigkeit kommt bei der unterstellten Gebirgsjägerbrigade 23 zum Tragen. Bei seinem Dienstantrittsbesuch am 14. April in der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall bekam der neue Divisionskommandeur ein umfassendes Bild von den Fähigkeiten und Herausforderungen der Gebirgsjägerbrigade 23.

Erst die Theorie

Bereits am Tor der Hochstaufen-Kaserne wurde Brigadegeneral von Butler durch den Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, Brigadegeneral Maik Keller, in Empfang genommen. Alle wichtigen Themen, welche die Gebirgsjägerbrigade 23 betreffen – somit auch die wesentlichen Infrastrukturmaßnahmen – galt es dem Divisionskommandeur an diesem Tag vorzustellen. Entsprechend nutzte Brigadegeneral Maik Keller den Weg zum anschließenden Führungsgespräch dazu, den neuen Divisionskommandeur über die baulichen Maßnahmen in der Hochstaufen-Kaserne in Kenntnis zu setzen.

Der Divisionskommandeur auf dem Weg mit dem GTK Boxer zur nächsten Ausbildungsstation. (Foto: Sarah Hofmann)

In einem persönlichen Gespräch mit dem Brigadekommandeur und einem anschließenden Lagevortrag wurde er über die aktuellen Themen und Herausforderungen der Brigade informiert. „Auch in einer Pandemielage muss die Funktionalität und das Leistungsvermögen der Gebirgstruppe erhalten bleiben – insbesondere unter dem Aspekt der permanenten Einsatzgestellung in Mali und dem Kernauftrag, die Kriegstauglichkeit im besonderen Fähigkeitsprofil der Gebirgsjägerbrigade 23 sicherzustellen. Hierzu ist ein beständiges Ausbilden und Üben erforderlich. Homeoffice-Lösungen widersprechen dabei der Lebensrealität der Truppe. Zum Schutz unserer Soldaten setzen wir umfangreiche Hygienekonzepte ein“, erklärte der Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23. Auch dieser Besuch unterlag strengen Hygieneregeln –  Abstand, Maskenpflicht und bei Programmpunkten in Innenräumen zusätzlich regelmäßige Frischluftzufuhr.

Im Galopp durch das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230

Zwei Haflinger des Reitzuges werden für einen Erkundungsmarsch vorbereitet. (Foto: Sarah Hofmann)

Nach dem theoretischen Anteil folgte die Praxis. Die Chefin des Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen, Oberfeldveterinär Heike Henseler, wies den Kommandeur der rund 22.000 Mann und Frau starken Division bei einem Rundgang in die Dienststelle ein. Dort konnte sich Brigadegeneral von Butler selbst ein Bild von der Haltung, Versorgung und Ausbildung seiner unterstellten vierbeinigen Kameraden machen.   Dabei sind es besonderes die Tragtiere, die die Gebirgsjäger klar „entlasten“. Ihre Fähigkeiten, die Kampfkompanien mit den nötigen Materialien im schwierigen Gelände zu versorgen, präsentierten die Soldatinnen und Soldaten des Tragtierzuges anhand einer beispielhaften Beladung der Maultiere unter anderem mit der 29 Kilogramm schweren Granatmaschinenwaffe, dem dazugehörigen 15 Kilogramm wiegenden Dreibein und der Munition, welche in separaten Behältern verpackt wurde. Hauptfeldwebel Marco Schneidenbach, Zugführer im Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230, erklärte dabei dem Divisionskommandeur, „dass es wichtig ist, die Lasten auf dem Tier gleichmäßig zu verteilen“.

Aber auch das militärische Reiten wurde vorgestellt. Hierfür werden die ursprünglich aus Südtirol stammenden Haflinger eingesetzt. Nicht nur die Verbindung zu den Bergen eint die Gebirgspferde und -jäger, sondern auch ihre Trittsicherheit, Nervenstärke, Vielseitigkeit, Leistungsbereitschaft und Genügsamkeit. So werden die Haflinger unter anderem zur Erkundung, Aufklärung oder Überwachung von schwer zugänglichen Geländeabschnitten eingesetzt. „Ich halte das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen für eine unverzichtbare Fähigkeit, die wir innerhalb der Gebirgsjägerbrigade 23 benötigen. Ich bin beeindruckt, wie die Soldatinnen und Soldaten mit den Tieren umgehen“, resümierte Brigadegeneral von Butler.

Von einer zu 700 Pferdestärken

Hauptfeldwebel Schneidenbach (hinten li.) erklärt dem Divisionskommandeur worauf es beim Beladen der Tiere ankommt. (Foto: Achim Kessler)

Anschließend ging es mit dem Gruppentransportkraftfahrzeug (GTK) Boxer Richtung Klettergarten Karlstein. Das Fahrzeug bietet für das Gebirgsjägerbataillon 231 einen hohen Zugewinn an Schutz, Wirkung und Führungsfähigkeit. Das Bataillon bildet mit diesem Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Gebirgsjägerbrigade 23 den Schulterschluss im Zusammenwirken mit anderen mechanisierten Truppenteilen.

Dennoch bleibt der Einsatz im schwierigen Gelände das bestimmende Merkmal der Reichenhaller Jager. Hier trifft der GTK Boxer schnell an seine Grenzen. Dies wurde auch dem Kommandeur der 10. Panzerdivision sehr eindrücklich auf dem Weg zum Ausbildungsplatz in Karlstein, wo eine dynamische Vorführung zum besonderen Fähigkeitsprofil der Gebirgsjägerbrigade 23 folgte, veranschaulicht. Auf dem sehr engen und steilen Zufahrtsweg kam dann das BV 206 Hägglunds zum Einsatz. Mit diesem Transportfahrzeug ist der Hochgebirgsjägerzug des Gebirgsjägerbataillons 231 ausgestattet, denn es ermöglicht Mobilität unter anderem bei hoher Schneedecke, auf sumpfigem Untergrund und ist somit für das Hochgebirge bestens geeignet. Aber auch für dieses geschützte Kettenfahrzeug gibt es Geländeabschnitte, die nicht zu überwinden sind, sodass Brigadegeneral von Butler nochmals auf ein kleineres geländegängigeres Fahrzeug umstieg – dem „All Terrain Vehicle“ (ATV). Mit diesem Geländefahrzeug können Soldaten schnell an ihre Einsatzorte im schwierigen Gelände gebracht werden. Für das ATV gibt es derzeit seitens der Gebirgsjägerbrigade 23 eine Beschaffungsinitiative. Bis diese Fähigkeitslücke geschlossen ist, wird auf zivile Anmietungen dieser kleinen Kraftfahrzeuge zurückgegriffen.

Dynamische Vorführung im besonderen Fähigkeitsprofil

Ein Gebirgsjäger beim Begehen eines Seilsteges. Auch auf der anderen Seite der Schlucht muss die Rundumsicherung stehen. (Foto: Sarah Hofmann)

Bei einer dynamischen Vorführung des Gebirgsjägerbataillons 231 im entsprechenden Ausbildungsgelände in der Nähe von Karlstein konnte sich der Divisionskommandeur von der professionellen Ausbildung sowie dem Leistungsvermögen der Gebirgsjäger überzeugen. Zu Beginn dieser Vorführung wurde eine militärische Operation im sehr schwierigen Gelände veranschaulicht. Dabei kam klar heraus, dass der Kernauftrag – also der Kampf im schwierigen bis extremen Gelände, einschließlich großer Höhen und unter extremen Klima- und Wetterbedingungen – nicht nur die militärische „Handwerksausbildung“ erfordert, sondern auch hohes körperliches Leistungsvermögen, bergtechnisches Hintergrundwissen sowie hohe psychische Anforderungen an den einzelnen Soldaten stellt. Dies erfordert kontinuierliche Ausbildung und Übung, um den Kernauftrag – Kriegstauglichkeit im besonderen Fähigkeitsprofil – zu erreichen.

Besonders in militärischen Einsätzen muss die Truppe autark – unabhängig von zivilen Unterstützern –und durchhaltefähig operieren können. Auch hierfür benötigen die Gebirgsjäger im Falle von Unfällen und Verwundung – sei es durch Feind oder natürliche objektive Gefahren – fachliche Expertise bezüglich Bergrettung.

Auch diese Fähigkeit wurde in die Vorführung eingebaut. Während der Aufklärungsoperation, welche durch eine Schlucht verlief, verletzte sich ein Soldat durch Steinschlag.

Nun musste schnell gehandelt werden. Erstens: „Rundumsicherung“ – auch auf der anderen Seite der Schlucht, um sich vor möglicher Feindeinwirkung zu schützen. Hierfür wurden die Soldaten mittels Seilsteg auf die andere Seite der Schlucht verbracht. Zweitens: Ersthelfer zum Verletzten bringen. Drittens: Verletzten mittels Universaltrage 2000 (UT 2000) und Faserseilwinde bergen.

„Man merkt, dass hier Profis am Werk sind, die mit Herz und Seele Gebirgsjäger sind“, merkte Brigadegeneral von Butler am Ende der Vorführung an.

Diese Fähigkeiten erfordern spezielles gebirgseigentümliches Material und Ausrüstung, wie zum Bespiel einen umfangreich gegliederten Bergrettungssatz zur planmäßigen Bergrettung. Hierzu bekam der Kommandeur der 10. Panzerdivision eine ausführliche Einweisung durch Hauptfeldwebel Beatrice Soyter, die einzige aktive Heeresbergführerin.

„Unsere Ausrüstung ist qualitativ sehr hochwertig. Allerdings sind einige Ausrüstungsgegenstände, wie zum Beispiel der Kälteschutzbekleidungssatz Gebirgstruppe, noch nicht in ausreichender Anzahl vorhanden, sodass wir jeden Soldaten damit ausstatten können“, ergänzte der Kommandeur des Gebirgsjägerbataillons 231, Oberstleutnant Dennis Jahn. Dieser Kälteschutzbekleidungssatz ist eine speziell für Extremtemperaturen zusammengestellte Ausrüstung.

Regionalausstellung: weltweit-heimatverbunden

Oberst Peter Eichelsdörfer (re.), stellvertretender Kommandeur der Gebirgsjä-gerbrigade 23, führte den Divisionskommandeur durch die Regionalausstel-lung. (Foto: Achim Kessler)

Zurück in der Hochstaufen-Kaserne bekam der Divisionskommandeur noch eine Führung durch die seit 2017 eröffnete Regionalausstellung der Gebirgsjägerbrigade 23. Unter dem Motto „weltweit – heimatverbunden“ beschreibt die Ausstellung unter anderem konkrete Leistungen von Soldaten und zivilen Mitarbeitern in den Auslandseinsätzen – der vergangenen 28 Jahren – sowie in den zahlreichen Katastrophenhilfen. Zudem gibt sie dem Thema „Tod und Verwundung im Einsatz“ einen ganz besonderen Platz.

Im November 1993 begann in Somalia im Rahmen der UN (United Nation) Operation UNOSOM II (United Nations Operation in Somalia) der erste Auslandseinsatz der Bundeswehr außerhalb des NATO (North Atlantic Treaty Organization) Bündnisgebietes. Seither waren die Soldatinnen und Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 an nahezu allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr, in welchen Heereskräfte involviert waren, beteiligt. Diese fast dreijahrzehntelange Praxis schafft eine eigene Geschichte mit ihren eigenen Protagonisten. Diese Historie ist für die Soldatinnen und Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 identitätsstiftend und verbindend. Darum gestaltenden die Initiatoren der Gebirgsjägerbrigade 23 diese Ausstellung modern mit vielen emotionalen Aspekten, die ganz persönliche Erlebnisse vor diesem Hintergrund erzählen. Diese Ausstellung soll nach Umbaumaßnahmen auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Auch der Divisionskommandeur zeigte sich sichtlich begeistert vom letzten Programmpunkt seines Dienstantrittsbesuchs. „Das ist keine Allerweltbrigade. Sie besitzt spezielle Fähigkeiten, die wir in der Bundeswehr benötigen. Davon bin ich überzeugt“, resümierte der Divisionskommandeur am Ende seines Besuches.

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