„Feuer an den Feind“: Grundbegriffe moderner Artilleriesysteme – Terminologien und technische Systeme
Nicht erst aufgrund der Lieferung des schweren Waffensystems Panzerhaubitze 2000 an die Ukraine wird der Artillerie eine Renaissance in der militärischen Aufmerksamkeit zuteil. So war die Artillerie von NATO-Generälen in strategischen Beurteilungen schon als überflüssig in der modernen Kriegsführung erklärt worden. Allerdings wurde die Panzerhaubitze 2000 zur Stationierung zum Schutz der Einsatzkräfte während der Mission „Resolute Support“ in Afghanistan schnell als unverzichtbar angesehen.
Im Rahmen der RK-Versammlung, die Dank des blendenden Wetters erneut im Biergarten des Vereinslokals „Zum Wilden Mann“ stattfand, referierte unser stv. Vorsitzende Stabsunteroffizier d.R Christoph Wimmer über die Grundlagen des modernen Artilleriewesens. Christoph Wimmer diente vier Jahre beim 3./GebArtBtl. 235 in Bad Reichenhall und ist Artillerist vom „Scheitel bis zur Sohle“ – ein Umstand, mit dem er nicht hinter dem Berg hält. Und so bat die RK um ein grundsätzliches Referat zu dem Thema.
Die Artillerietruppe hatte in Zeiten des Kalten Krieges einen größeren Personalumfang als die damalige Bundesmarine. Die zwischenzeitlich geänderte strategische Lage, die Entwicklung von modernsten Raketenwerfersystemen, Drohnentechnik und die Kriegsführung aus der Luftüberlegenheit rückten die herkömmliche Artillerie in die Nähe der Obsolenz.
Der Referent erläuterte die Unterschiede und Einsatztaktiken von Feldartillerie, Gebirgsartillerie und selbstfahrend-lafettierter bis hin zu moderner Panzerartillerie. Verschiedene Munitionsarten, verschiedene Zünder und diverse Treibladungen, die hierbei eine Rolle spielen, sowie die verbundenen Einsatztaktiken in der gebräuchlichen Terminologie beinhaltete der Vortrag.
„Nach Abgabe der ersten Salve ist die Artilleriestellung für den Feind aus der Flugbahn der Geschosse voll aufklärungsfähig“ betonte Christoph Wimmer, „der augenblickliche Stellungswechsel gehört daher zum Artilleristengeschäft.“
Ein Umstand, der die Panzerhaubitze 2000 so schlagkräftig macht – die „Shoot and Scoot“-Fähigkeit. Des Weiteren ging Wimmer auf die Einsatztaktik des „MRSI – Multiple Rounds Simultaneous Impact“ ein: Hier werden hintereinander in sehr kurzer Folge Schüsse aus verschiedenen vertikalen Richtwinkeln abgegeben, die simultan im Ziel einschlagen.
Zwar existiert heute ein Portfolio an zielsensorgestützter und teils „intelligenter“ Munition, allerdings ist das Tagesgeschäft des Artilleristen der präzise Feuerschlag mit vorheriger klarer Zielaufklärung. Eben „das Feuer an den Feind bringen“ unter Aufbringung der Vorteile des modernen Artilleriekampfes: Präzision im Ziel, Kadenz und relativ wenig „bucks per round“, sprich: Kosten.
Unterstützung aus dem Auditorium gab es von zwei ehemaligen Artillerieoffizieren, die allerhand an anekdotischem Wissen mitbrachten: So war die Ladeschützentätigkeit in der (inzwischen ausgesonderten) Panzerhaubitze M-109 Aufgabe der kräftigen Soldaten bei einem zu ladenden Geschoßgewicht von bis zu 45 kg. Die Richtschützentätigkeit erforderte schlanken Körperbau, so eng bemessen war der Platz.
Insgesamt ein kurzweiliger Vortrag, insbesondere für solche, die bisher noch keinen Einblick in das Artilleriewesen erfahren hatten.
Der RK-Vorsitzende Walter Patejdl dankte Christoph Wimmer, der erneut der RK einen informativen Abend beschert hatte.
In diesem Sinne, „Zu-Gleich“! (Artilleristen-Schlachtruf)