Virtueller RK-Vortragsabend: Als Presseoffizier bei der Mission „Verstärkung Air Policing Baltikum (VAPB)“
„Ein Staat muss Streitkräfte haben, damit er nicht herum geschubst werden kann“, sagte einmal Richard von Weizsäcker. Der nördlichste baltische Staat Estland unterhält zwar eine Armee, aber die Luftstreitkräfte umfassen lediglich 200 Soldaten, wenige leichte Mehrzweckhubschrauber vom Typ Robinson R44 und zwei leichte Transportflugzeuge PZL M28. In dieser Situation ist Estland auf die umfassende Unterstützung der NATO-Partner zur Verteidigung ihrer Luftraumintegrität angewiesen.
Die einsatzgleiche Verstärkung Air Policing Baltikum (VAPB) ist eine Reaktion auf die Annexion der Krim in 2014 und die Situation in der Ostukraine. Die NATO hat beschlossen, neben dem regulären Air Policing in LITAUEN eine zweite Alarmrotte, QRA, dauerhaft in ESTLAND zu stationieren. Diesen Auftrag erfüllen auch in regelmäßigen Abständen die mit Eurofighter ausgestatten Geschwader der Luftwaffe.
Hauptmann d. R. Michael Scheller, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft (RK) München-Ost, präsentierte im Rahmen unserer zweiten online durchgeführten Vortragsveranstaltung spannende Einblicke in die speziellen Aufgaben eines Reservedienstleistenden (RDL) und Presseoffiziers während seiner Einsatzzeit im Herbst 2020 in ESTLAND.
Der Einstieg mit einem kleinen Quiz war witzig und kam gut an: Hoheitskennzeichen von NATO-Luftfahrzeugen waren zu identifizieren. Klingt trivial, aber eine rot-weiß-grüne Zackenmarkierung für Ungarn und das Kreuz eines Ritterordens für Portugal ließ die eifrigen Teilnehmer stolpern.
Der Vortragende umriss die Organisation und die Ausrüstung des ca. 180 Soldaten umfassenden Kontingentes in Estland. Bemerkenswert war das Fluggerät (bis zu fünf Eurofighter Typhoon), die Begleitung des Einsatzes mit Militärpolizei (Feldjäger) und die Integrierung eines verlegefähigen Luftverteidigungsgefechtsstandes (Deployable Control and Reporting Centre, DCRC) in die Mission.
Michael Schellers Aufgabe umfasste die Portraitierung des Einsatzes mit audiovisuellen Medien und deren redaktionelle Aufarbeitung, auch in englischer Sprache. Die Kunden seiner Videoclips, Artikel und Fotos sind hauptsächlich die Presse und Informationszentren (PIZ) der Luftwaffe, des Einsatzführungskommandos und das Public Affairs Office des Allied Air Command der NATO gleichermaßen.
Schon lange nutzt die Bundeswehr verstärkt die sozialen Medien. Formate wie diese kennen zwangsläufig andere Gesetzmäßigkeiten in der Darstellung: Auf Twitter sind aktuelle und schnelle Informationen gefragt. „Bei Facebook muss man etwas anbieten, tolle Fotos, tolle Videos, es existiert viel interne Konkurrenz innerhalb der Bundeswehr“, wusste der RK-Vorsitzende zu berichten. Ergänzend dazu hat die Webseite bundeswehr.de den Anspruch, umfassend informativ und erklärend zu sein.
Der vortragende Presseoffizier zog dann sukzessive die Clips, die er für vorgenannte Medien produziert hatte, aus dem Köcher: Anderthalb Dutzend Videos mit Wow-Effekt zeigten Kommandoübergaben, ein Tankflugzeug A310 MRTT im Landeanflug aus der Vogelperspektive und auch Grüße zum Tag der Deutschen Einheit. Es ist die Handschrift eines Profis: Die Wahl der Hintergründe, die untermalende Musik, die Auswahl der Lichtstimmung – die Orchestrierung all dieser Aspekte führte uns Michael Scheller meisterhaft vor.
Sein Video auf der Facebookseite der Bundeswehr mit prägnantem unterlegten Takt zeigt die Schalter, die jedes Mitglied des Teams bedienen muss, damit der Einsatz erfolgreich wird: Die gedrückte Türklinke, der gedrehte Zündschlüssel, die gezogenen Sicherungsstifte an den Waffenstationen des Eurofighters bis zur Hand des Piloten auf dem Schubhebel (thrust lever). Ein ikonischer Kurzfilm, der klebriges Pathos vermeidet und die Teamleistung eindrucksvoll vermittelt.
Die hohe Beteiligung an unserem Abend (hier: 17 Kameraden) verfestigten unsere Online-Community.
Interessante Internetseiten zum Thema: