Falkenberg – Der Nachmittag des 1.Juli 1980 ist auch heute noch fest in der Erinnerung vieler Bewohner von Fünfleiten im Gemeindegebiet Falkenberg (Landkreis Rottal-Inn) verankert. Sie haben auch jetzt noch den lauten Knall in den Ohren, wenn Sie an diesem Tagen zurückdenken und das Bild der Verwüstung, welches plötzlich vor Ihnen lag, hat sich für immer in Ihr Gedächtnis eingebrannt. An jenem Dienstag war der 30-jährige Pilot Hauptmann Axel Georg Ruge vom Jagdbombergeschwader 34 in Memmingen in seinem Starfighter vom Typ F-104G im Rahmen einer Übung eingesetzt und sollte den Angriff auf einen Panzer simulieren. Um kurz nach halb fünf verlor er plötzlich durch einen technischen Defekt die Kontrolle über seinen Jagdbomber. Nachdem das Flugzeug einige Baumwipfel touchierte, verlor es zunächst einen Zusatztank und geriet in Brand. Anschließend schlug es in das Waldstück in der Nähe des Bundeswehrdepots ein und hinterließ eine mehr als 200 m lange Schneise der Verwüstung. Der Pilot hatte dabei keine Chance und kam an diesem sonnigen Sommertag ums Leben. Auf dem Materl nahe der Unfallstelle, steht noch heute die Inschrift: „Er gab sein Leben für die Freiheit.“ Dieses Unglück ereignete sich in einer Zeit, in der sich die beiden Blöcke in Ost und West, bis auf die Zähne hochgerüstet, gegenüberstanden. Die Menschen waren in einem Bewusstsein aufgewachsen, dass ein dritter Weltkrieg jederzeit beginnen könnte. Ganz Europa glich einem Schachbrett zweier Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme. Hauptmann Ruge war „eine“ der Figuren bei diesem Schachspiel. Als Pilot eines Starfighters war er bestens ausgebildet und trug eine hohe Verantwortung. Verantwortung im Zusammenwirken mit seinen Kameraden im Luftkampf und für die Erfüllung seines Auftrages. Sein Flugzeug war ein hochgezüchtetes Hightech-Waffensystem, welches für die damalige Zeit den höchsten Ansprüchen des Luftkampfes gerecht wurde. Es war jedoch leider so hochgezüchtet, dass es keine Fehler verzieh, nicht von seinem Bediener und schon gar nicht von der Technik an Bord. Von der Indienststellung des Starfighters im Februar 1960 bis zum Ausscheiden im Jahr 1991 waren insgesamt 916 Flugzeuge im Einsatz. 300 gingen durch Unfälle verloren, 269 durch Absturz. 116 Piloten verloren dabei Ihr Leben, davon 108 Soldaten der Bundeswehr und 8 US-Amerikaner.
Die Kreisgruppe Rottal im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. hatte für dieses Jahr, in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Rottal-Inn, eine große Gedenkfeier geplant, die leider in Zeiten von COVID-19 nicht stattfinden konnte. Trotzdem war es dem Kreisvorsitzenden Alban Friedlmeier ein großes Anliegen, das Schicksal von Hauptmann Ruge an seinem 40. Todestag nicht unter den Tisch Fall zu lassen. Gemeinsam mit Mitgliedern der Kreisvorstandschaft und dem Vorsitzenden der RK Fünfleiten Josef Geiselhöringer wurde kurzfristig, unter Einhaltung aller Hygienevorschriften und Abstandsregelungen, eine kurze Gedenkfeier an der Unglücksstelle organisiert und als äußeres Zeichen eine Schale mit Blumen niedergelegt, um auch in diesen schweren Zeiten das Gedenken an Hauptmann Ruge und sein Schicksal aufrecht zu erhalten.