Traunstein / Neukirchen / Inzell / Ruhpolding 02.09.2022 Schneelawinen, Überflutung, Stolleneinstürze, Waldbrand im Gebirge. Die „Katastrophenschutz“ Reservisten des Kreisverbindungskommandos Traunstein erkunden mögliche Katastrophenhotspots und kritische Infrastruktur in den östlichen Chiemgauer Alpen.
Seinen Landkreis kennen, um mögliche Katastrophenhotspots und die kritische Infrastruktur zu identifizeren und im Großschadens- oder Katastrophenfall Amtshilfe im Rahmen der Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit zur Unterstützung der „Blaulicht-Organisationen“ anfordern zu können, ist für die Reservisten der Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr in den 404 Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland von enormer Bedeutung. Im Rahmen der Vorbereitung einer Regionaleinweisung erkundeten die Verbindungsoffiziere und Feldwebel den südöstlichen Bereich der Chiemgauer Alpen. Nach einer kurzen Begrüßung am Sammelpunkt in Siegsdorf, an dem der Leitende der dienstlichen Veranstaltung Major der Reserve Klaus Obermayer auch den ehemaligen langjährigen Leiter des Kreisverbindungskommandos Traunstein und stellvertretenden Kommandeur des Regionalstabs TA Süd Oberstleutnant Erwin Wudke begrüßen dürfte ging es an der Traun per Kfz- „Spähtrupp“ entlang nach Neukirchen.
Folgen des historischen Erzbergbaus am Teisenberg und Erkundung der Tallagen von Inzell und Ruhpolding
In Neukirchen erkundete man die historischen Erzabbaugebiete am Freiberg und Kressenberg mit der Gefahr von Bergschäden. An der ehemaligen Landesgrenze zwischen dem Erzstift Salzburg und dem Kurfürstentum Bayern, heute Landkreisgrenze bei Weitweis umriss Major d.R. Obermayer kurz die Geschichte des Erzbergbaus am Fuße des Teisenbergs. Hier war seit dem 11 Jahrhundert bis nach dem 1. Weltkrieg sowohl von damals salzburger Seite mit dem Schwerpunkt der Verhüttung im Archtal und von bayerischer Seite mit Verhüttung im nahen Bergen in der Maximilianshütte massiv Erz abgebaut worden. Stollen bis zu 2 Kilometer Länge wurden hier ins Gelände getrieben. Die Gefahren des Untergrunds zeigten sich erst vor kurzen als sich bei Neukirchen ein Bergschaden mit einem mehrere Meter großen Loch in einer Einfahrt, welches das Auto des Besitzers fast verschlang.
Von Neukirchen aus ging es über den Höhenzug über Schwarzenberg mit einem kurzen Orientierungshalt beim Hochbehälter bei Feilenreit ( 855müNN) über dem vor dem Teisenberg vorgelagerten Rücken über Vorauf Richtung Inzell. Mögliche Überschwemmungspotentiale durch die Rote Traun wurden im Gelände begutachtet. Mit der Analyse der Kessellage von Inzell wurde von der erhöht gelegenen Kirche St. Nikolaus die Erkundung fortgesetzt. HFw d.R. Martin Überegger arbeitete hier die wesentlichen sich aus der Geographie am Nordrand des Zwiesels / Kienberg / Rauschberg gegebenen Punkt zur Verkehrslage, Zugänglichkeit für Rettungskräfte, Hubschrauber Sammelpunkt und mögliche Katastrophenpotentiale heraus. Am Rauschberg entlang ging es über die Alpenstraße nach Ruhpolding wo diese Analyse an der Raffneralm für den Ruhpoldinger Talkessel fortgesetzt wurde. Oberstleutnant Wudke ergänzte mit seinem wertvollen Erfahrungsschatz und freute sich sichtlich, dass er nach seiner Aussage seine Arbeit in Gute Hände übergeben hat.
Almwanderung zur Nesslauer Alm
Als Abschluss der Erkundung ging es in einer abendlichen Wanderung von Brand aus über den durch einen Felssturz entstandenen Märchenwald hinauf zur Nesslauer Alm. Die Alm auf 1098 Meter Seehöhe liegt in einem der südlichen Längstäler des Hochfellngebietes zuwischen Neselauer Schneid, Haaralmschneid und Kratzelschneid. Die Alm die aktuell wieder vom KVK VerbFw Fw d.R. Hohenadler und seiner Freundin betreut wird, wurde 2009 von einer Schneelawine komplett zerstört und musste neu aufgebaut werden. Auf dem Weg dorthin traf man unseren befreundeten österreichischen Milizoffizier OTL Zoglmann, der sich aktuell auf Heimaturlaub vom EUROR Einsatz in Sarajewo befand mit seiner Familie und im Gebiet der Haaralm öfter seine Isländerpferde auf der Alm stehen hat.
Mit netten Fachsimpeln über Bundeswehr Reserve und Bundesheer Miliz, CIMIC und ZMZ Themen, der Lage in Sarajewo und die „Rückkehr der Bundeswehr nach Bosnien“ freute man sich über das Wiedersehen. Mit einer verdienten Brotzeit und einem gemütlichen Almhoargad beschloss man die Dienstliche Veranstaltung bevor es wieder ins Tal ging.
Fazit der Erkundung
Der stellv. Leiter des KVK Traunstein Oberstleutnant Stephan Buchner dankte Major Obermayer und Hauptfeldwebel Überegger für die gute Vorbereitung der Erkundung. Die gewonnenen Informationen und Eindrücke werden in der geplanten Herbstübung des Kreisverbindungskommandos im November im Landratsamt Traunstein weiter ausgewertet werden.