Mittenwald, 21.03.2022
Die unscheinbaren helfenden Hände
Das Mittenwalder Gebirgsjägerbataillon 233 beendet Corona-Amtshilfe
Mittenwald – Das Klicken an der Computermaus, das flinke Gleiten der Finger über die Tastatur, das Einhängen des Telefonhörers in den Apparat – das alles ist nun vorbei. Ein letztes Mal drückten die Soldaten des Gebirgsjägerbataillons 233 die Ausschalttaste am ihrem Arbeits-PC im Landratsamt Garmscih-Patenkirchen – den „Dienstschlussknopf“ wie sie ihn nennen – und fuhren ihren PC herunter. Ihr Dienst in der Corona-Amtshilfe ist nun beendet.
Die Gebirgsjäger waren die unscheinbaren helfenden Hände während den vergangenen 16 Monaten in der Corona-Bekämpfung. Groß in Erscheinung traten sie nicht, aber – wie zuletzt im Landratsrat Garmisch-Patenkirchen und in Altenheimen und im Klinikum – unterstützten sie Mitarbeiter und Pflegepersonal, hielten damit die Corona-Bekämpfung am Laufen. In den Ämtern selbst fielen sie logischerweise mit ihrer Tarnfleck-Uniform auf, aber nicht nur damit.
„Wir waren sehr froh, dass die Bundeswehr gerade in der Kontaktnachverfolgung mitgearbeitet hat“, lobt Landrat Anton Speer die Soldaten, „Alle positiven Corona-Fälle und Quarantäne-Maßnahmen konnten schnell bearbeitet werden.“ Beeindruckend sei die Ernsthaftigkeit gewesen wie die Soldaten ihre Aufgaben angingen. Speer bewertet den zurückliegenden Einsatz als wichtigen Dienst an der Zivilgesellschaft. Die Mittenwalder Jager hätten sich schnell integriert. „Alle ziehen an einem Strang bei der Corona-Bekämpfung“, so Landrat Speer.
Das empfanden die Soldaten ebenso. „Man hat uns sehr freundlich aufgenommen“, bestätigt Hauptgefreiter Niklas R. Sie merkten, dass man sie braucht und sie eine wichtige Rolle spielen würden. Ob Gebirgsjäger oder ebenfalls Amtshilfe leistende Polizeibeamte – sie waren gleich Teil des Teams im Landratsamt. So lernten die Soldaten auch die Arbeitsläufe in der zivilen Behörde kennen.
Das oftmals in der Öffentlichkeit strapazierte Bild eines langsam arbeitenden Gesundheitsamts haben die Soldaten im Landratsamt Garmisch-Patenkirchen nicht zu Gesicht bekommen. Im Gegenteil: „Es gab viele Menschen, die ständig überlegt haben, wie sie Abläufe beschleunigen und verschlanken können“, erzählt Hauptgefreiter Lukas B. Beeindruckend für ihn war, dass viele Freiwillige aus der Bevölkerung bei der Kontaktnachverfolgung mithalfen.
Aber letztendlich war es Fleißarbeit am PC, die mit einigen Sportübungen aufgelockert wurden, so die Soldaten. Ein wenig bedauerten sie, dass sie gegen Ende der Amtshilfe keine Telefonanrufe mehr machen durften. Die persönlichen Gespräche – gerade mit älteren Menschen – gaben ihnen auch das Gefühl, den Betroffen unterstützen zu können und dass ihre Arbeit wertgeschätzt und respektiert wird. Dieser Respekt wurden ihnen stets entgegengebracht. Gerne hätte der Landrat weitere Unterstützung von den Mittenwalder Jagern bekommen, aber er hat auch Verständnis, dass die Bundeswehr sich auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren muss.
Zu den eigenen Soldaten waren dem Mittenwalder Gebirgsjägerbataillon noch weitere aus anderen bayerischen Einheiten zugeordnet. Sie erhielten aus Mittenwald die Arbeitsaufträge, die sie eigenverantwortlich durchführten. Neben der Kontaktverfolgung waren Soldaten unter anderem in Altenheimen und im Klinikum Garmisch-Patenkirchen im Einsatz. Der Einsatz beinhaltete zwei große Phasen. In der ersten Phase von Dezember 2020 bis Juli 2021 waren bis zu 135 Soldaten aus Mittenwald pro Monat in der Amtshilfe eingesetzt, in der zweiten Phase von November 2021 bis März 2022 bis zu 49 Soldaten im Monat.
Der stellvertretende Kommandeur des Gebirgsjägerbataillon 233, Oberstleutnant Sebastian Josef Weiss, holte die sieben Soldaten der letzten Einsatzschicht am Landratsamt in Garmisch-Patenkirchen persönlich ab. In einer Abschlussrunde erkundigte er sich über die gemachten Erfahrungen der Soldaten und dankte ihnen für ihr Engagement. In einer Notlage stehe die Bundeswehr der Zivilgesellschaft zuverlässig zur Seite, so Weiss.