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Die Abschlussprüfung zum Tragtierführer der Bundeswehr




Die spezifische Ausrüstung der Tragtierführer liegt ausgebreitet vor der angehenden Tragtierführerin. Ihre Aufgabe ist es, diese korrekt zu benennen und die Funktion richtig zu erklären

  • Von Oliver Keller/ Pressestelle Gebirgsjägerbrigade 23
  • 19.08.2022
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Bad Reichenhall, 10. August 2022

Die Abschlussprüfung zum Tragtierführer der Bundeswehr

Das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230 der Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall ist die einzige Dienststelle der Bundeswehr, die Trag- und Reittiere als Diensttiere für den militärischen Einsatz hält. Die Maultiere transportieren die schweren Lasten immer dorthin, wo das Gelände für Fahrzeuge jeglicher Art nicht mehr zugänglich ist.

Vier Wochen lang wurden junge Soldatinnen und Soldaten im Rahmen einer Dienstpostenausbildung, durch das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230, zum Tragtierführer ausgebildet. 15 von ihnen schafften es diese Woche in die zweitägige Abschlussprüfung. Sie begannen ihre Prüfung mit einem Marsch von der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall auf den Hochgebirgsübungs- und Erprobungsplatz Reiteralpe. Dazu führten die Anwärter ihre Tragtiere ca. 14 Kilometer lang und 1200 Höhenmeter den Berg hinauf. Gelaufen wurde dabei das natürliche Tempo der Tiere. Diese rund 600 Höhenmeter in der Stunde schaffte auch in diesem Durchgang nicht jeder Teilnehmende. Nach der Ankunft an dem eigens errichteten Stall auf dem Plateau der Reiteralpe, hatten die Prüflinge Zeit, ihr Zelt für die Nacht zu errichten. Auch dies kann auf dem steinigen und unebenen Gelände durchaus als Herausforderung betrachtet werden.

Die Tiere sind gesattelt und aufgelastet. Im Anschluss legen die jungen Soldatinnen und Soldaten gemeinsam mit ihren Tieren einen weiteren steilen und steinigen Weg auf der Reiteralpe zurück

Neben einer schriftlichen Prüfung galt es, einen praktischen Prüfungsparcours zu absolvieren. Hier wurde an verschiedenen Stationen jede essentielle Tätigkeit eines Tragtierführers abverlangt. Begonnen wurde mit der Station „Materialkunde“, also der korrekten Benennung und Zuordnung der spezifischen Tragtierausrüstung. Es folgte der Aufbau einer Feldstallung, bei dem taktische aber auch Tierwohlaspekte in Einklang gebracht werden mussten. So schützt ein gespanntes Tarnnetz nicht nur vor feindlicher Aufklärung, sondern auch vor zu viel Sonne auf dem Körper der Maultiere.

Hinzu kam, in einer weiteren Station, die korrekte Pflege und Begutachtung der Diensttiere. Dazu gehört zum Beispiel das Striegeln des Felles oder das Auskratzen der Hufe, aber auch Wissen um die normale Herz- und Atemfrequenz der Tiere oder das Erkennen von etwaigen Verletzungen oder Krankheiten.

Zuletzt wurde der Aufbau der sogenannten Packstraße geprüft. Nachdem die Mulis korrekt gesattelt wurden, mussten hier die Lasten so vorbereitet werden, dass die Tiere zügig aber vor allem sanft und gleichmäßig beladen werden können. Gewichtsunterschiede an den seitlichen Lastenkörben müssen zwingend ausgeglichen werden. Wenn es durch einfaches Umpacken nicht möglich ist, werden die Lasten auf der leichteren Seite durch Wasserflaschen oder ähnliches ausgeglichen. Nur so ist es zu gewährleisten, dass das Tier auch im schwierigen Gelände nicht das Gleichgewicht verliert.

Nachdem die Ausbilder gesehen hatten, dass die jungen Soldatinnen und Soldaten verantwortungsvoll mit den Maultieren umgehen können und auch körperlich den Strapazen gewappnet sind, hießen sie ihre zwölf neuen Tragtierführer als festen Bestandteil der Dienststelle willkommen.

Das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230

Das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230 ist die zentrale Einrichtung der Bundeswehr für die Ausbildung und den Einsatz von Trag- und Reittieren. Es gehört als selbstständige Einheit zur Gebirgsjägerbrigade 23. Derzeit besitzt die Dienststelle 40 Maultiere und 13 Haflinger.

Bis zu viermal die Woche gehen, dem natürlichen Bewegungsdrang der Vierbeiner entsprechend, die Soldaten mit ihren Tieren auf einen Bergmarsch.

„Die Soldaten müssen befähigt sein, ihr Tier hoch und auch wieder runter zu führen. Es bringt keinem etwas, wenn dem Soldaten auf dem Marsch das Tier abgenommen werden muss. Die Soldaten werden hierfür trainiert“, beschreibt Hauptfeldwebel Steven P., er ist der Zugführer des 3. Tragtierzuges.

Aber auch die Tragtiere sind erlesen und entsprechend gut ausgebildet. Für die Beschaffung der Tiere ist das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230 selbst verantwortlich. Über den Ankauf der Diensttiere entscheidet ein eigens zusammengestelltes Team bestehend aus einem Sanitätsoffizier Veterinär, einem Hufbeschlagschmied und einem erfahrenen Tragtierführer. Diese Ankaufkommission beurteilt die angebotenen Tiere hinsichtlich ihrer Eignung als Diensttier und führt zusätzlich eine veterinärmedizinische Ankaufsuntersuchung durch.

Neben den Maultieren gehören auch Haflinger zum Einsatz- und Ausbildungszentrum 230. Diese kommen sowohl als Reit-, als auch als Tragtiere zum Einsatz.

Das Maultier und sein Gepäck

Maultiere sind Kreuzungen aus einer Pferdestute und einem Eselhengst. Da die Hybriden unfruchtbar sind, werden an deren Zucht besondere Ansprüche gestellt. Aufgrund mangelnder Verfügbarkeit auf dem deutschen Markt ist die Beschaffung der Diensttiere für die Gebirgsjägerbrigade 23 nicht immer einfach. In diesem Fall muss auf Tiere aus dem europäischen Ausland, wie Spanien, zurückgegriffen werden. Bei der Auswahl achtet man neben der körperlichen Verfassung und einem Stockmaß von mindestens 1,50 Meter auch auf die Charakterfestigkeit. Das Maultier muss von Haus aus ruhig, gutmütig und geradlinig sein.

Idealerweise werden die Mulis im Alter von drei bis fünf Jahren angekauft. Denn mit ungefähr fünf Jahren ist ihre Konstitution dann stark genug ausgeprägt, um mit der Lastenausbildung zu beginnen. Die Ausbildung der Tiere bis zu ihrer vollen Einsatzfähigkeit dauert durchschnittlich 1,5 Jahre. Wie lange und in welchem Umfang die Vierbeiner im Dienst bleiben, entscheiden die Veterinäre jedoch ganz individuell anhand des Gesundheitsstatus. Im Normalfall scheiden die Tiere mit ungefähr 20 Jahren aus dem aktiven Dienst aus. Jedes Diensttier besitzt einen sogenannten Equidenpass. Wie bei einem Personalausweis werden hier alle Daten der Tiere aufgeführt. Neben der Identifikationsnummer, Namen und medizinischen Informationen sind auch die optischen Merkmale, sogenannte Abzeichen, aufgeführt.

Ihren Namen erhalten die Tiere von den Soldaten. Der Anfangsbuchstabe hängt dabei von dem Geburtsjahr ab. Weiterhin wird eine zweistellige Hufbrandnummer in die Hufwand gebrannt, um den Soldaten eine Identifikation zu ermöglichen.

Genau wie die Soldaten müssen auch die Lastentiere sehr robust sein. Ihr Tragegestell wiegt dabei 45 Kilogramm, je nach Konstitution und Trainingszustand können 120 Kilogramm Gesamtgewicht zugeladen werden. Abgesehen von Munition, Waffen oder Spezialausrüstung besteht die Last der Vierbeiner auch gelegentlich aus Lebensmitteln, Versorgungsgütern für die Berghütten oder den Wegebau der Region.

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