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Ethik und Moral: (K)ein Spannungsfeld im Soldatenberuf




Über 100 Jahre Gebirgstruppe in Deutschland: eine lange Tradition. Jedoch nicht ohne Brüche und nicht immer traditionsstiftend

Den Gipfel fest im Blick. Die Gebirgssoldaten beim Aufstieg zu ihrem Zwischenziel. Im wahrsten Sinne des Wortes ein „Höhepunkt“ am Tag der Werte

Was sind Werte und wie definieren sich diese? Eine abstrakte Fragestellung deren Beantwortung mit Leben gefüllt werden will.

Mittenwald, 28. Februar 2022

Ethik und Moral: (K)ein Spannungsfeld im Soldatenberuf

Der Stab des Gebirgsjägerbataillons 233 begeht den heeresweiten „Tag der Werte“. Bei Vorträgen, Gesprächen und Diskussionen mit dem Militärpfarrer, sowie einem Bergmarsch lernen und erleben die Soldaten Geschichte und Werte und stellen sich Fragen der Ethik und Moral.

 Der „Tag im Zeichen unserer Werte“ wird am 23. Februar 2022 im gesamten Heer durchgeführt. Nach dem Motto „Starke Haltung – klare Überzeugungen“ setzen sich Soldatinnen und Soldaten mit einem komplexen Thema auseinander, nämlich den eigenen Werten und Überzeugungen. Die zentrale, heeresweite Durchführung des Tages im Zeichen unserer Werte unterstreicht die Bedeutung, welche der inneren Führung und der Persönlichkeitsbildung im deutschen Heer beigemessen wird. Das Gebirgsjägerbataillon 233 nimmt diesen Tag zum Anlass, um sich mit den eigenen Wertvorstellungen, aber auch der Geschichte der Gebirgstruppe auseinanderzusetzen.

Vom Brainstorming zum Bergmarsch

Imposante Kulisse für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Gebirgstruppe Deutschlands. Das Ehrenmal der Gebirgstruppe auf dem Hohen Brendten

„Kameradschaft, Treue, Loyalität, alles Werte die ich von Ihnen erwarte, die aber nicht erzwungen werden können. Diese Werte und ihre Ausgestaltung müssen Sie selbst mit Leben und Inhalt füllen!“
Klare Worte die Hauptmann Tobias Galozy an die vor ihm sitzenden Soldatinnen und Soldaten richtet. Der Stabszugführer des Stabes Gebirgsjägerbataillon 233 aus Mittenwald  führt, gemeinsam mit dem Militärpfarrer Markus Linde, den heutigen, heeresweiten Tag der Werte mit den Soldaten des Stabes durch.
Das Ziel ist klar: Werte und Normen erleben, über Ethik und Moral diskutieren und sich in diesem Kontext mit der Geschichte der Gebirgstruppe auseinander setzen. Beginnen wird der Tag im Vortragssaal des Mittenwalder Unteroffizierheimes. Bei einem Impulsvortrag stimmt der Hauptmann den Stab auf den heutigen Tag ein und legt den Grundstein für den weiteren Verlauf. Die Soldaten erarbeiten in einem Brainstorming welche Werte für sie bestimmend für den Soldatenberuf sind und begründen ihre Entscheidung.
Danach heißt es Ausrüstung aufnehmen und auf den Bus aufsitzen!

Vor dem Berg sind alle gleich!

Um nach dieser Denksportaufgabe auch körperlich gefordert zu werden, verlegen die Soldaten mit dem Bus zu einem Wanderparkplatz um einen winterlichen Bergmarsch durchzuführen. Jeder Soldat und jede Soldatin kennt es: Das gemeinsame Erleben von Entbehrungen und Härten festigt die Kameradschaft und schweißt Einheit und Individuen zusammen. Abseits befestigter Pfade stellen sich die Angehörigen des Stabes dieser Herausforderung. Vom Hauptgefreiten bis zum Oberstleutnant ist alles dabei. Jeder trägt schwer an seinem eigenen Gepäck und wählt seine Schritte in diesem schwierigen Gelände mit Bedacht. Aber: Ein jeder achtet auch auf seine Kameraden die vor oder hinter ihm marschieren. Hände werden gereicht und einander stets und ständig unterstützt. Dienstgrad und Funktion treten im Gebirge oftmals in den Hintergrund, denn: Vor dem Berg sind alle gleich!

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte.

Auf einer Hütte der Bundeswehr auf dem StOÜbPl Mittenwald fordert der evangelische Militärpfarrer die Teilnehmer mit schwierigen Entscheidungen

„Die Gebirgstruppe der Bundeswehr hat eine eigene Geschichte auf die wir stolz sein können und zurecht auch sind!“ Dies ist die Quintessenz des Vortrags von Hauptmann Galozy, Stabszugführer des GebJgBtl 233 aus Mittenwald. Nach einem acht Kilometer langen Marsch durch schwieriges Gelände stehen die Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere des Stabes nun im Halbkreis vor dem Ehrenmal der Gebirgstruppe am Hohen Brendten in Mittenwald. Hier wird sich ausgetauscht über die lange und bewegte Geschichte der deutschen Gebirgstruppe und warum sie in großen Teilen nicht traditionsstiftend für die Gebirgstruppe der Bundeswehr sein kann und darf. Ein wichtiger Baustein um die Soldaten auf die Auseinandersetzung mit Fragen der Ethik und Moral einzustimmen.
Der Bruch in der Geschichte der Gebirgstruppe wird auch ganz bewusst in der Gestaltung des Ehrenmals aufgegriffen. Während das historische Denkmal aus den 50er Jahren zwei vertikale Stelen zeigt, welche die beiden Weltkriege symbolisieren, befindet sich seit 2015 ein horizontales Element vor den Stelen und ergänzt das Ensemble. Durch diesen Bruch in der Architektur wird deutlich, dass sich die Gebirgstruppe der Bundeswehr nicht in einer Linie mit der Gebirgstruppe der Wehrmacht sieht. Ausnahme bilden Angehörige der Gebirgstruppe der Wehrmacht die sich als Beteiligte im militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder in besonderer Weise um den Aufbau der Bundeswehr verdient gemacht haben. Maßstab bleibt jedoch immer die Berücksichtigung persönlicher Schuld im Dritten Reich.
Als einer der ältesten Infanterieverbände der Bundeswehr kann das GebJgBtl 233 seit seiner Aufstellung im Jahr 1956 selbst auf eine lange, traditionsreiche und stolze Historie und Gegenwart blicken. Seit Dezember 1993 hat das Bataillon an allen großen Heereseinsätzen der Bundeswehr teilgenommen. Einsatz Nummer 22 steht bereits in wenigen Wochen für den Verband an: Die Gestellung der Schutzkompanie MINUSMA in Mali.

Ein stabiles Wertegerüst als Stütze im Soldatenleben

Nach der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte folgt die Auseinandersetzung mit dem eigenen Gewissen. In fünf Fallbeispielen fordert der evangelische Standortpfarrer Markus Linde die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Arbeitsgruppen heraus. Die Soldaten werden in verschiedene Situationen versetzt und nach ihren Handlungsmöglichkeiten befragt. Inklusive eventuell auftretender moralischer Dilemmas. „Den Spagat zwischen Gewissen und Auftrag zu meistern ist eine der Aufgaben, die von Ihnen als Soldat und Soldatin erwartet wird“, erklärt Pfarrer Linde. Wer – im Extremfall – Entscheidungen über Leben und Tod treffen muss, braucht zwingend ein stabiles Wertegerüst. Dies ist nicht nur Stütze und Hilfe im Auftrag, sondern kann auch helfen, mit dem erlebten umzugehen. Moralischen und seelischen Verletzungen kann hierdurch vorgebeugt werden. Steigerung der Resilienz und Erhaltung der Einsatzfähigkeit ist die Folge.

Zur Erhaltung der Einsatzfähigkeit gehört aber auch die alte Soldatenweisheit: „Ohne Mampf – kein Kampf!“. Getreu diesem Motto lassen die Soldaten des Stabes den Tag bei Grillfleisch und Salat vor der beeindruckenden Alpenkulisse ausklingen. Und so endet der Tag der Werte im Gebirgsjägerbataillon 233 mit einem der Stichworte mit dem er begann: Kameradschaft!

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