Bad Reichenhall, 02.08.2021
Feinschliff für das taktische Handwerkszeug
Das Führungspersonal der Reichenhaller Jager übt mit Unterstützung der Infanterieschule aus Hammelburg die Verteidigung im Mittelgebirge.
Dem Bataillon bleiben 36 Stunden bis zum Eintreffen des Feindes, der aus dem fiktiven Staat Wislanien angreift. In dieser Ausgangslage planen die Kompanien ihre Verteidigungsoperation „Emsige Gams“ auf dem Silberg in Bischofswiesen. Vom ersten Vorbefehl des Bataillons bis zum Verteidigungsbeginn müssen alle Abläufe durchgetaktet sein. Stellungsräume müssen erkundet und Befehle vorbereitet werden, auf Ebene der Kompanien und auch der Züge. Diese Abläufe sind der Ausbildungsschwerpunkt einer Führerweiterbildung des Gebirgsjägerbataillon 231. Ausbilder und Schiedsrichter der Infanterieschule sind von Hammelburg nach Bad Reichenhall angereist, um die Reichenhaller Gebirgsjäger am Standortübungsplatz Silberg vier Tage lang auszubilden.
Fordernde Aufträge für alle Teilnehmer
„Die Verteidigung ist flexibel und beweglich zu führen. Das ist keineswegs banal und erfordert einiges an Vorarbeit“, erklärt der Leiter des Übungszentrums der Infanterie, Oberstleutnant Kohlbach, beim einleitenden Unterricht. Für verschiedene Phasen des Gefechts müssen Stellungen und Wechselstellungen erkundet werden und für jede Phase müssen auch die Logistik und Sanitätsversorgung berücksichtigt werden. Sperren müssen angelegt werden und die Möglichkeiten zur Feuerunterstützung, etwa durch Mörser, sind vorzuplanen.
Um all diesen Anforderungen gerecht zu werden, nehmen an der Führerweiterbildung nicht nur die Kompaniechefs und Zugführer, sondern auch Spezialisten aus dem Bereich Feuerunterstützung sowie der Pioniertruppe und dem Sanitätsdienst teil. Dabei wird der Kompaniechef zusammen mit seinem Kompanietruppführer als Teilnehmer in der Ausbildung genauso gefordert wie seine Zugführer. Die Teilnehmer werden dabei „ebenengerecht“, also entsprechend ihrer tatsächlichen Funktion, in die Übung eingebunden.
Besonderheiten des Mittelgebirges
Bei allen Ausbildungsabschnitten muss das Gelände mit seinen Besonderheiten durch die Teilnehmer berücksichtigt werden. Der Silberg hat den Charakter eines Mittelgebirges. Die Verteidigung in diesem Gelände unterscheidet sich sowohl vom Einsatz im Flachland als auch vom Einsatz im hochalpinen Gelände deutlich. Taktische Entscheidungen wie die Wahl einer Stellung am Vorder- oder Hinterhang eines Berges können entscheidend sein. Genauso müssen die Anschlussversorgung und die Rettungskette geländeangepasst beurteilt werden. Auch bereits im Mittelgebirge kann die Unterstützung durch Tragtiere erforderlich werden, weil die Versorgung mit Fahrzeugen nicht mehr möglich ist.
Auch für die Reichenhaller Jager gibt es hier Neues zu erlernen und Bekanntes zu vertiefen, wie ihr Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Jahn, als Fazit festhält: „Hier konnte sicherlich jeder Teilnehmer sein taktisches Verständnis in einer Verteidigungslage noch einmal auffrischen. Das Anwenden der Einsatzgrundsätze der Verteidigung ist auch aufgrund der Auslandseinsätze in den letzten Jahren zu kurz gekommen. Das Ausbildungsziel haben wir definitiv erreicht und dafür möchte ich der Infanterieschule an dieser Stelle danken.“