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„Muli – vorwärts!“




Die Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall ist das Zuhause der Soldaten und Tiere des Einsatz- und Ausbildungszentrums für Tragtierwesen – Im Hintergrund ziert der Zwiesel, Hausberg der Gebirgsjäger, das Panorama

Am Ziel, der Zwieselalm, angekommen werden die Tiere abgeladen

  • Von Leutnant Tobias Jesse, Fähnrich Oliver Keller
  • 26.08.2021
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Bad Reichenhall, 26. August 2021

„Muli – vorwärts!“

Bad Reichenhall. Das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230 der Gebirgsjägerbrigade 23 in Bad Reichenhall ist die einzige Dienstelle der Bundeswehr, die Trag- und Reittiere, das sind Maultiere und Haflinger, für den militärischen Einsatz hält. Es ist die zentrale Einrichtung der Bundeswehr für die Ausbildung und den Einsatz von Trag- und Reittieren und eine selbstständige Einheit innerhalb der Gebirgsjägerbrigade 23.

Die Soldaten

Bis zu vier Mal die Woche wird, dem natürlichen Bewegungsdrang der Vierbeiner entsprechend, ein Bergmarsch auf einen der nahliegenden Berge durchgeführt. Dieses Mal steht eine Versorgungstour auf die Berghütte des 1.782 Meter hohen Zwiesel, dem Hausberg der Tragtierführer, an.

Beim Erreichen des Ziels, hier die Zwieselalm, entladen die Tragtierführer ihre Maultiere und überprüfen den Zustand der Hufe und der Hufeisen

Tragtierführer sind in erster Linie Gebirgsjäger. Zusätzlich müssen sie befähigt sein, professionell mit den Tieren umzugehen. Dazu absolvieren die angehenden Tragtierführer eine separate, fünfwöchige Dienstpostenausbildung. Das Satteln, Be- und Abladen von Lasten oder die Pflege und Wartung des Materials gehören dabei genauso dazu, wie die Grundzüge der Veterinärmedizin – also das eigenverantwortliche, frühzeitige Erkennen von Krankheiten und Verletzungen der Vierbeiner. Darüber hinaus wird auch die körperliche Leistungsfähigkeit der Anwärter überprüft. Tragtierführer müssen auch in unwegsamen Gelände bis zu 600 Höhenmeter in der Stunde mit etwa 15 Kilogramm Gepäck aufsteigen. Dies erfordert ein hohes Maß an körperlicher Robustheit und Leistungsfähigkeit, das Aushängeschild der Gebirgsjäger. „Die Soldaten müssen befähigt sein ihr Tier hoch und auch wieder runter zu führen. Es bringt keinem etwas, wenn dem Soldaten auf dem Marsch das Tier abgenommen werden muss. Die Soldaten werden hierfür trainiert“, so Hauptfeldwebel Steven Pyko, Zugführer des dritten Tragtierzuges. Bevor der Marsch auf den Zwiesel beginnen kann, müssen die Tragtierführer die Tiere vorbereiten. Dazu gehört zum einen das Auskratzen der Hufe und die Kontrolle der Hufeisen, sowie ein kurzer Verletzungscheck.

Das Tier

Der Aufstieg zur Zwieselalm beträgt rund sieben Kilometer sowie ca. 900 Höhenmeter. Um sicher auf dem Berg anzukommen, braucht es nicht nur fähige Tragtierführer. Auch die Tragtiere sind erlesen und müssen gut ausgebildet sein. Für die Beschaffung der Tiere ist das Einsatz und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230 selbst verantwortlich. Über den Ankauf der Tiere entscheidet ein eigens zusammengestelltes Team aus einem Veterinäroffizier, einem Hufbeschlagschmied und einem erfahrenen Tragtierführer. Da die Tiere im Falle einer Nichteignung nicht zurückgegeben werden können, werden die Mulis besonders geprüft. Maultiere oder auch Mulis sind Kreuzungen aus einer Pferdestute und einem Eselhengst. Da die Hybriden in der Regel unfruchtbar sind, stellt die Zucht eine besondere Herausforderung dar. Für die Gebirgsjägerbrigade 23 ist somit die Beschaffung der Tiere nicht immer einfach. In besonderen Fällen muss auf Tiere aus dem europäischen Ausland, wie Spanien, zurückgegriffen werden. Bei der Auswahl achtet man neben der körperlichen Verfassung und ein Stockmaß von mindestens 1,50 Meter auch auf die Charakterfestigkeit. Das Maultier muss von Haus aus ruhig, gutmütig und gradlinig sein. Es darf nicht auf einen einzelnen Menschen fixiert sein, um zu gewährleisten, dass es mit vielen verschiedenen Soldaten einsetzbar ist. Idealerweise werden die Mulis mit fünf Jahren angekauft, da in diesem Alter die Konstitution bereits stark genug ausgeprägt ist, um mit der Lastenausbildung zu beginnen. Seinen Leistungshöhepunkt hat das Tragtier in der Regel mit zehn bis zwölf Jahren. Wie lange und in welchem Umfang die Vierbeiner im Dienst bleiben, entscheiden die Veterinäre jedoch ganz individuell anhand des „Gesundheitsstatus.“

Jedes Maultier und jeder Haflinger, welche als Reittiere genutzt werden, besitzt einen Equidenpass. Wie bei einem Personalausweis werden hier alle Daten der Tiere aufgeführt. Neben der Identifikationsnummer, Namen und medizinischen Informationen sind hier auch die optischen Merkmale, sogenannte Abzeichen, aufgeführt.

Das Material ist auf die Tragtiere individuell zugeschnitten. Sorgfältig wird es gepflegt, gewartet und gelagert

Ihren Namen erhalten die Tiere von den Soldaten. Der Anfangsbuchstabe hängt dabei von dem Geburtsjahr ab. Eine Hufbeschlagnummer wird in die Hufwand gebrannt, um auch neuen Soldaten eine Identifikation zu ermöglichen. Aus Tierschutzgründen erhalten die Tiere kein Brandzeichen auf die Haut.

Heimatverbunden

Genau wie die Soldaten müssen auch die Lastentiere sehr robust sein. Ihr Tragegestell wiegt dabei 45 Kilogramm, je nach Fitnesszustand und Körperbau dürfen bis zu 120 Kilogramm Nutzlast zugeladen werden. Abgesehen von Munition, Waffen oder Spezialausrüstung besteht das Gepäck der Vierbeiner auch beispielsweise aus Lebensmitteln oder Versorgungsgütern für die Berghütten der Region. Das Einsatz-und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230 unterstützt die Zwieselalm nunmehr seit über 45 Jahren mit seinen Tragtieren bei der Versorgung der Almhütte mit Versorgungsgütern aller Art. Über die Sommersaison verteilt kommen hier zwischen 20 und 30 Einsätze zusammen, bei denen je nach Bedarf zwischen vier und zwölf Mulis zum Einsatz kommen. Der Einsatz besteht auf einer vertraglichen Grundlage der Vorschrift „Arbeiten auf wirtschaftlichem Gebiet im Ausbildungsinteresse der Truppe und im Interesse der Öffentlichkeitsarbeit“ und ist kostenpflichtig. Abgerechnet werden die Einsätze je nach Arbeitsstunden, die zu leisten sind.

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