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Schweiß und Gefechtslärm auf der Reiteralpe




Ein Präzisionsschütze mit seinem G28 hat sich in seiner Stellung eingerichtet.

Um möglichst wenige Soldaten in Trägertrupps für Munition, Wasser und Verpflegung zu binden und für den Stellungsbau verfügbar zu halten, unterstützen die Tragtiere bei der Versorgung der Stellungen

Ein MG-Schütze hat eine Stellung inmitten von Blaubeersträuchern bezogen

Die „Roten“ kurz vor ihrem ersten Angriff. Schon in der Nacht um 2 Uhr begannen Sie mit der Annäherung.

Bad Reichenhall, 7. Oktober 2021

Schweiß und Gefechtslärm auf der Reiteralpe
Mit einem großen Angriff endete die Brigadegefechtsübung Berglöwe der Gebirgsjägerbrigade 23

Bad Reichenhall/Traunstein. Nachdem die Gebirgssoldaten in der vergangenen Woche in langen Kolonnen Ihre Kaserne verlassen, auf umliegenden Truppenübungsplätzen Stellung bezogen und sich auf den großen Angriff vorbereitet haben (wir berichteten), erreichte die freilaufende Übung diese Woche auf der Reiteralpe Ihren Höhepunkt. 1.500 Soldaten waren beteiligt, zeitweise waren bis zu 300 Fahrzeuge im Einsatz.

 

Ein Joint Fire Support Team der Angreifer koordiniert die Unterstützung aus der Luft – durch Flugzeuge, Hubschrauber oder Steilfeuer. Auch Drohnen zur Beobachtung stehen den Angreifern zur Verfügung

„Männer, dranbleiben!“ macht ein Gruppenführer Dampf, als die Soldaten der zweiten Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 über den Wachterlsteig zur Reiteralpe aufsteigen. Über 30 Kilogramm tragen sie im Gepäck, Sturmgewehr dazu und oft noch besonders sperrige Gegenstände, wie MGs, Panzerabwehrwaffen oder Motorsägen, ungeachtet der eigenen Statur. Soldatinnen stehen Ihren männlichen Kameraden in nichts nach. Schon seit 5 Tagen leben die Gebirgssoldaten nun im Gelände, haben viele Strapazen und Nachtschichten hinter sich. 750 Höhenmeter müssen heute geschafft werden, bis man die Reiteralpe erreichen und dort biwakieren wird.

Gebirgspioniere aus Ingolstadt schleppen Stacheldrahtrollen. „Unser Auftrag ist es, den Gegner zu bremsen, wenn er angreift. Dazu verlegen wir Stacheldraht und Panzerminen. Die Sperre wird natürlich überwacht.“ Er zeigt hangaufwärts in eine Schneise. „Dort liegt ein MG-Schütze. Hier kommen die so schnell nicht durch.“ Weiter oben am Berg haben die Gebirgsjäger Stellungen und Alarmposten vorbereitet, überwachen das Gelände. Plötzlich ein Summen am Himmel: „Das ist keine eigene!“, ruft jemand, die Soldaten gehen in Deckung. Eine Drohne fliegt vorbei, hält immer wieder kurz an, fliegt dann wieder ein Stück weiter. „Der Gegner ist schon am Hang gegenüber. Mit seiner Drohne will er aufklären, wo unsere Stellungen sind und wie er hier am besten durchkommt“.

Auf der Reiteralpe geht es zu wie in einem Ameisenhaufen: Material zum Stellungsbau wird geschleppt, Mulis bringen Munition, Wasser und EPAs (Einmannpackungen mit einer Tagesration Verpflegung) in die Stellungen, es wird beobachtet, gefunkt und gemeldet, der Angriff der „roten“ Kräfte, gestellt von Gebirgsjägern der Bataillone aus Bischofwiesen und Mittenwald, steht unmittelbar bevor. Zwischendrin Brigadegeneral Maik Keller, Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade 23, der als Leitender der Übung zur Dienstaufsicht unterwegs ist und unangekündigt immer wieder zwischen „seinen“ Soldaten auftaucht. „Diese Übung ist eine organisatorische Mammutaufgabe und fordert den Soldaten viel ab. Aber nur so können wir das Zusammenspiel untereinander, das Hand-in-Hand-Arbeiten zwischen Kampftruppe, Pionieren, Aufklärern und Versorgern wirklich üben“, erklärt er die Notwendigkeit dieses Aufwands.

Ist der Gegner erkannt, wird das Feuer aus allen Rohren eröffnet. 15 Tonnen Munition, Detonations- und Nebelkörper wurden für die Übung auf die Reiteralpe gebracht

„Heute bekommen die so richtig auf die Mütze“, der Führer der roten Kräfte, ein Major der Gebirgsjäger aus Bischofswiesen, ist sich seiner Sache ziemlich sicher. Zwei Tage hat er nun Zeit, sein Angriffsziel zu erreichen, tagelang hat er sich und seine Soldaten darauf vorbereitet. Schon um 2 Uhr in der Nacht beginnen seine Soldaten mit der Annäherung, ausgiebig wurden zuvor Entschlüsse gefasst, Befehle erteilt und bis zu jedem Gruppenführer „heruntergebrochen“, wie es die Soldaten nennen. Spähtrupps hatten in den vergangenen Tagen immer wieder Fühlung zum Feind aufgenommen, ihn auf Trab gehalten und wertvolle Informationen gesammelt.

„Ausweichen!“ schreit der Führer eines Spähtrupps der Verteidiger. Das MG schießt los, zwingt den Gegner in Deckung und die Aufklärer rennen durch das steile Gelände zurück. Dann geben Sie Ihrem MG-Schützen Deckung, damit auch er sich vom Feind lösen kann. „Wir waren nur zur Aufklärung unterwegs, ohne Kampfauftrag. Dann wurden wir aber vom Gegner überrascht“, schnauft eine Soldatin nach dem Aufstieg zurück zur eigenen Kompanie. „Munition ist alle, aber wir haben keine Ausfälle. Und jetzt wissen wir wenigstens, wo der Gegner steht.“

Optimistisch steht ein Soldat aufrecht an der Stacheldrahtsperre. „Wenn unsere Kräfte durch diese Speere ausgewichen sind, schließe ich sie, werfe Nebel und dann werden wir sie hier festnageln“. Der Gefechtslärm kommt immer näher. Der Führer der „Roten“ scheint keine Sprüche gemacht zu haben, die Angreifer kommen flott voran und die Kommando-Schreie der Anführer kommen immer näher. Plötzlich kommt ein Übungs-Schiedsrichter aus dem Nichts, zeigt auf die Männer an der Sperre. „Sie, Sie und Sie: Ausgefallen. Ein Scharfschütze am Gegenhang. Hätten Sie sich mal besser klein und hässlich gemacht!“ Damit rügt er, dass die Männer nicht im Wald untergezogen sind, sondern sich an der Straße aufgehalten hatten – was Ihnen in der Übung jetzt zum Verhängnis wurde. Die Sperre bleibt auf. Ein Geschenk für die „Roten“.

„Männer, die kommen jeden Moment um die Kurve!“, ein Zugführer hat über Funk die letzten Positionsangaben des Feindes erfahren. Nervös kauern seine Soldaten hinter ihren Waffen, beobachten eine Straße. Dem Gegner sind schon große Geländegewinne gelungen, die ihn aber auch „abgenutzt“ haben, womit die Soldaten meinen, dass er empfindliche Verluste hinnehmen musste. Die 3. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 hat sich geschickt im Stellungsraum eingerichtet und verteidigt sehr beweglich unter Führung des Kompaniechefs. Der Zugführer läuft seine Stellungen ab, kontrolliert, dass jeder genug Munition und seinen Sektor fest im Blick hat. Oder kommen sie doch durch das mit Latschen bewachsene, steile Gelände hinauf?“ Plötzlich einige gewaltige Detonationen der eigenen Mörser, das Echo hallt durch den Bergwald, von rechts kommt der Hochgebirgsjägerzug als Reserve und stößt dem Gegner in die Flanke. Die Rufe der annähernden Gegner sind verstummt, ebenso das Geknalle. „Sie haben schnell reagiert und den Gegner genau getroffen, als er gerade unsere Stellungen angreifen wollte“, meldet der Funker. Der Plan des Bataillonskommandeurs, Oberstleutnant Dennis Jahn ist aufgegangen, der Angriff ist abgewehrt. Die Männer und Frauen sichern ihre Waffen, klopfen sich auf die Schultern, lassen sich auf den Boden fallen, verschnaufen, eine riesen Last fällt ab.

„Ihre Fähigkeiten haben mich schwer beeindruckt!“ erklärt der Brigadekommandeur beim Abschlussantreten. „Das Übungsziel wurde voll erreicht!“

Am Abend sind die Übungsteilnehmer zum Abschlussappell angetreten, der Brigadekommandeur spricht: „Sie alle mussten in den vergangenen zehn Tagen große Strapazen aushalten und doch hat jeder von Ihnen zu jeder Zeit seinen Auftrag hundertprozentig erfüllt. Was Sie zu leisten im Stande sind, körperlich und psychisch, das machen Ihnen nicht viele in der Bundeswehr nach. Ihre Fähigkeiten und Ihre Leidensfähigkeit haben mich schwer beeindruckt!“, lobt Brigadegeneral Maik Keller die Angetretenen. „Ich bin stolz darauf, Sie als Kommandeur führen zu dürfen und bin jederzeit bereit, mit Ihnen in den Einsatz zu gehen, egal wohin und unter welchen Umständen.“

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