Soldaten des Gebirgsversorgungsbataillon 8 absolvieren Gebirgsausbildung in Frankreich
Füssen, 22. März 2023
Soldaten des Gebirgsversorgungsbataillon 8 absolvieren Gebirgsausbildung in Frankreich
Valloire / Frankreich. Im Rahmen eines Austauschprogramms zwischen dem deutschen Gebirgsversorgungsbataillon 8 und dem französischen 511e régiment du Train nahmen im Januar vier Soldaten aus dem Standort Füssen an der Wintergebirgsausbildung „Brevet de Skieur Militaire“ teil. Hier wurden vier Wochen lang im französischen Skigebiet Valloire winterspezifische alpine Grundfähigkeiten trainiert und im Rahmen einer Gebirgsleistungsprüfung abgelegt.

Auf Initiative der beiden Kommandeure hin pflegt das Gebirgsversorgungsbataillon 8 mit seinem französischen Äquivalent, dem 511e régiment du Train eine besondere Partnerschaft, die Entsendungen deutscher Soldatinnen und Soldaten zur Teilnahme an Übungen oder Trainings im Austausch ermöglicht. Im diesjährigen Austausch haben die vier Soldaten der 3. Kompanie das französische Gebirgsleistungsabzeichen Winter in einem vierwöchigen Programm absolviert. Startpunkt der Ausbildung war die französische Kleinstadt Auxonne, die zugleich Heimat und Standort des Partnerbataillons ist. Hier erfolgten nach der Begrüßung durch den hiesigen Kommandeur erste Instruktionen in Bezug auf die kommende Ausbildung. „Zunächst galt es erst einmal die Sprachhürde zu überwinden“, erinnern sich die vier Füssener Kameraden, denn zu Anfang erfolgte die Abwicklung ablauforientierter Prozesse sowie der Materialempfang. Nachdem die Skiausstattung und zusätzliche Ausrüstung im Fahrzeug verstaut waren, wurde im Konvoi in das über 300 km entfernte Skigebiet Valloire verlegt, wo die Füssener Soldaten zusammen mit 27 französischen Teilnehmern in einer militärischen Unterkunft untergebracht wurden. „Luxus schaut anders aus“, meint Oberfähnrich F. bezüglich der Unterkunftsbarracke, die sich am höchsten Punkt des berühmten Gebirgspasses Col du Télégraphe befindet. Auf engstem Raum richtete man sich hier zusammen mit den anderen Übungsteilnehmern für die kommenden

Wochen ein.
Steigerung der physischen Leistungen
Die erste Woche stand ganz im Zeichen des Skifahrens. Nach dem gemeinsamen Frühstück wurde täglich geschlossen in das Skigebiet Valloire verlegt, um dort die Skibeweglichkeit zu verbessern oder in einigen Fällen sogar erst herzustellen. Die Ausbildung erfolgte zunächst in Neigungsgruppen auf der Piste. Die Skiausbildung bot die Gelegenheit seine persönlichen Fähigkeiten für die kommenden Wochen weiter auszubauen, um sich dem geforderten Leistungsprofil der jeweiligen Neigungsgruppe anpassen zu können. Parallel zur Skiausbildung fanden auch schon erste Instruktionen im Bereich Bergrettung statt. So konnte am Ende der ersten Woche eine gemeinsame Basis definiert werden, der die Voraussetzung für die weiterführende Gebirgsausbildung und ein gemeinsames Skitourengehen schaffte. Dieser gemeinsame Abholpunkt war zugleich Grundlage für eine kontinuierliche Verbesserung der alpinen Fähigkeiten und stetiger Steigerung der physischen Leistung, denn am Ende stand ein gemeinsames Ziel: Zusammen den Abschlusstest zu bestehen.
Fortan wurden Ausbildungsinhalte intensiviert und weitere Skitouren standen auf dem Tagesprogramm. Nach einer „Eingewöhnungstour“ über 400 Höhenmeter mit leichtem Gepäck folgten Skitouren über 600, 800 und 1200 Höhenmeter. Hierbei wurde durch die Ausbildungsgruppe auch Zusatzmaterial wie eine spezielle Trage, Seile und zusätzliches Material mitgeführt, das für die jeweils anknüpfende Ausbildung am Berg von Relevanz war. In die ergänzende Bergrettungsausbildung, die neben der Suche von Lawinenverschütteten auch eine praktische Ausbildung an der genannten Trage beinhaltete, konnten sich die Soldaten der 3. Kompanie aufgrund ihrer alpinen Kompetenzen gut einbringen und wertvolle Ergänzungen beisteuern.

Endspurt auf die Gebirgsleistungsprüfung
Neben Ausbildungen und Skitouren stand in der dritten Woche auch ein Biwak mit vorangehendem Aufstieg über 1000 Höhenmeter an, das in einer Übernachtung im selbstgebauten Iglu gipfeln sollte. Aufgrund einiger unvorhergesehenen Hürden im Aufstieg und unbeständigen Wetterbedingungen mussten die 27 Teilnehmer jedoch nach Erreichen des Biwak-Platzes in einer Notunterkunft nächtigen. „Ich weiß jetzt nicht was besser ist. Mit 27 Leuten in einer kleinen Nothütte, oder zu viert im Iglu schlafen?“, fügte Oberfähnrich F. zu seinen Eindrücken über das Biwak hinzu. Nach einer nur bedingt erholsamen Nacht kehrten die Soldatinnen und Soldaten wieder zum Startpunkt zurück. Eine anspruchsvolle Abfahrt abseits der Piste galt es zunächst zu bewältigen. Mit zirka 20 kg Gepäck und der Erschöpfung des Vortages eine echte Herausforderung für den ein oder anderen. In derselben Woche galt es noch eine Skitour über 10 km und 1200 Höhenmeter zu meistern. Bereits am Einstieg dieser Skitour fanden die Harscheisen das erste Mal ihren Gebrauch. Nach dem ersten Anstieg wurde man dafür aber während der gesamten restlichen Tour durch Sonnenschein, klarem Himmel und freiem Blick auf den Mt. Blanc motiviert. Am Gipfel angekommen, auf einer Höhe von etwa 2900 m, wurde man mit einem atemberaubenden Panoramablick auf die französischen Alpen belohnt.
Doch das Interessanteste an diesem Tag sollte der Abstieg werden. Hier wurde im Rahmen einer erlebnisorientierten Ausbildung das behelfsmäßige Abseilen auf Ski an einem steilen, verharschten Abhang praktiziert. „In der Durchführung sehr unkonventionell aber durchaus eine tolle Erfahrung“, fügte Oberfähnrich F. hinzu.
Nach drei Wochen intensiver Ausbildung rückte das Endziel immer näher. Die Gebirgsleistungsprüfung, 1200 Höhenmeter über eine Distanz von 10 km auf Ski, mit 15 kg Gepäck, in maximal dreieinhalb Stunden. Noch in der Morgendämmerung brachen die Soldatinnen und Soldaten auf. Ein kurzer Check der Ausrüstung und der LVS-Geräte und dann lief die Zeit. Die aus zwei Etappen, mit integrierter Abfahrt, bestehende Tour wurde dann letztendlich von allen Teilnehmern im Gruppenrahmen in der vorgegebenen Zeit absolviert, sodass jeder, der am Gipfel ankam Teil eines einzigartigen internationalen Gefüges wurde, das sich innerhalb der vier Ausbildungswochen bildete und durch die gemeinsame Verleihungszeremonie des Abzeichens gefestigt wurde.
Festigung der deutsch-französischen Freundschaft
Während der gesamten Ausbildung fand ein fortwährender Austausch zwischen deutschen und französischen Soldatinnen und Soldaten statt. So hat der Lehrgang nicht nur die alpine Komponente, sondern darüber hinaus noch einen multinationalen Aspekt. Austauschprogramme dieser Art tragen unmittelbar zur Festigung der deutsch-französischen Freundschaft bei und festigen zugleich die bestehende Partnerschaft zum 511e régiment du Train. So sollen auch künftig, basierend auf beiderseitigem Interesse, Austauschprogramme stattfinden. Auch die Entsendung französischer Soldatinnen und Soldaten zur Teilnahme an deutschen Ausbildungen und Übungen ist derzeit laut Kommandeur des 511e régiment angestrebt. Dies wird vom Kommandeur des Gebirgsversorgungsbataillon 8, Oberstleutnant Martin Paulus, zur Vertiefung der Partnerschaft deutlich begrüßt.