„Blackout“, wie bewältigen wir die Versorgungskrise?
Sicherheitspolitische Seminar der Kreisgruppe der Reservisten
Roding Die letzten Monate waren für unsere Anspruchsgesellschaft ohnehin mehr als ernüchternd. Was mit „Corona“ anfing, der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal weiterging, fand traurigen Höhepunkt in Putins Angriff auf die Ukraine mit seinen in Europa für unmöglich gehaltenen Schrecklichkeiten. Allen ist gemeinsam, dass es sich nicht um Ereignisse handelt, die „weit weg von unserer Wohlstandsgesellschaft“ stattfinden, sondern uns direkt betreffen.
Dies hat die Kreisgruppe Oberpfalz Ost des Verbands der Reservisten der Bundeswehr zum Anlass genommen in ihrem traditionellen sicherheitspolitischen Seminar diesmal den Fokus auf den Schutz der deutschen Bevölkerung in Katastrophenfällen zu legen. Speziell darum, was ein „Blackout“ -also ein umfassender und längerer Ausfalls der Stromversorgung- bewirkt. Und was gegebenenfalls dagegen getan wird/werden kann.
Als Referenten hatte man mit Michael Leupold vom ZMZ und dem Chamer Kreisbrandrat Michael Stahl ausgemachte Fachleute dieser Problembereiche gewinnen können. Leupold skizzierte die Auswirkungen im Großen. Also, „was passiert wann“ im Falle die Stromversorgung bricht zusammen. Und, seine auf wissenschaftliche Arbeiten fußenden Erkenntnisse war aufrüttelnd: schon nach wenigen Stunden kommt es zum Zusammenbruch aller Informationstechnologien (kein Handy/Internet/Fernsehen etc.). Dem folgt eine Versorgungskrise durch die Verknappung von Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff, Medikamenten.
Begleitet vom qualvollen Tod hundertausender von Tieren der Massentierhaltung. Schon bald -man schätzt nach bereits zwei Tagen- verschwinde unter den Betroffenen Kollegialität, Fürsorge und Mitleid: Es beginnt sich das Recht der Stärkeren zu etablieren. Plünderungen, Raub und Gewalt beherrschen die Straßen. Vorsorge für solche Ereignisse obliegt großenteils dem Einzelnen, etwa durch vorhalten von Notvorräten. Denn, wie wenig unsere Gesellschaft auf solche Katastrophen eingestellt ist erläuterte, heruntergebrochen auf den Landkreis Cham, ein sichtlich frustrierter Michael Stahl.
Dem Zuhörer wurde schmerzlich bewusst, dass die Politik zwar um die Problematik weiß, aber versäumt hat, einen ausreichenden Zivilschutz für unsere Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Denn es ist dem Wähler kaum zu vermitteln, dass er beispielsweise auf einen Straßenausbau verzichten soll um stattdessen flächendeckende Alarmsirenen zu installieren, wenn das Geld für beide Maßnahmen nicht ausreiche.
Zu ergänzen wäre noch, dass bis vor kurzem weder Land noch Bund diesbezüglich Anlass sahen, dafür Hilfen bereitzustellen. Die Ergebnisse derartiger Versäumnisse haben sich beispielsweise bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal letztes Jahr mit brutaler Deutlichkeit gezeigt. Die Ehrengäste waren in ihren Grußworten auf die Ereignisse eingegangen und betonten, dass der Heimatschutz wieder als „ureigenste Aufgabe“ der Reservisten erkannt wird, so Oberst Rauscher vom Regionalstab Ost / Landeskommandos Bayern. Und, dass Reservisten wieder „aus dem Hintergrund“ hervorgeholt würden wie Rodings Bürgermeisterin Alexandra Riedl beobachtet hatte.
MdL Robert Riedl zeigte sich bemüht, dass die Diskrepanz zwischen dem was „sein soll“ und dem was „ist“ erkannt werden und abgestellt werden muss. Oder, wie sehr der Blick auf die Versorgungssicherheit endlich wieder geschärft werden muss, so Bürgermeister und SPD Kreisvorstand Franz Kopp. Während Verena Graßl, Stadträtin aus Roding fand, dass „Strategien zur Bewältigung des Undenkbaren“ gefunden werden müssen. Und Werner Gebhard, als stellvertretender Landesvorsitzender des Reservistenverbands rief die anwesenden Reservisten dazu auf, wieder als Multiplikatoren für die Wichtigkeit der Verteilungsfähigkeit unseres Staates zu werben.
Nach dem Mittagessen erzählte Oberbootsmann a.D. Wilhelm Probst von seiner Ausbildung und den Einsätzen als Kampfschwimmer der Bundeswehr und später, als Schiffsicherheitsoffizier, der Sicherung von Schiffen gegen Angriffe von Piraten. Seine Selbsteinschätzung, er wäre seiner Abenteuerlust verfallen, erschloss sich bei dem Berichteten auch den Zuhörern.
Infolge der Coronapandemie unterbliebene Ehrungen folgender verdienter Mitglieder wurden vorgenommen: Die Ehrennadel des Verbandes in Silber erhielten Oberstleutnant d. R. Michael Weiß und Gefreiter d.R. Ludwig Bertl, in Bronze Feldwebel d. R. Franz Schwarz. Die Treuenadel für 25-jährige Mitgliedschaft ging an Oberstleutnant d.R. Hans-Werner Küntzel. Die für 20-jährige Mitgliedschaft an Obergefreiten d.R. Stefan Wanninger.
Text und Bilder: Hartmut Kryl