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Aus der Truppe

„Infanterie wird mehr als Berghaus und G36“




Bildautor: Bundeswehr/Alena Schleicher

 „Was mich besonders beeindruckt, ist die Modernität in der Ausbildung. Das bringt die Infanterie auf einen völlig neuen Weg“, äußert sich der Inspekteur des Heeres bei seinem Besuch am Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg über den` Infanterist der Zukunft`. Wir haben das neue System der Jägertruppe einen Tag in Aktion begleitet.

Nebel steigt auf über den Häusern von Bonnland. Schon von weitem hört man lauten Gefechtslärm. Soldaten stürmen von Haus zu Haus. Hier auf der Übungsanlage für den Orts-und Häuserkampf übt der Ausbildungshörsaal mit dem neuen, erweiterten System „Infanterist der Zukunft“. Unter der Leitung von Oberleutnant Bartho Heurung werden seit Ende letzten Jahres Lehrgangsteilnehmer im Umgang mit der modularen Kampfausstattung in den Phasen Angriff und Verteidigung geschult. „Die taktische Ausbildung steht hier nicht im Vordergrund, da alle bereits ausgebildete Gruppenführer und Zugführer der Jägertruppe sind. Wichtiger ist uns, dass die Lehrgangsteilnehmer sich mit dem neuen System vertraut machen“, sagt Heurung während der Ausbildung.

Auftrag ist es, das alte Fachwerkhaus an der Straße zu nehmen. Die Soldaten rennen in das Gebäude unter gegenseitiger Sicherung, bewegen sich Stockwerk für Stockwerk auf den schmalen Holztreppen nach oben und sichern nacheinander die einzelnen Räume. Immer im Fokus: Ich und meine Ausrüstung. „Man lernt bei diesem System vor allem durch Selber bedienen“, sagt Hauptfeldwebel Thomas, Lehrgangsteilnehmer und einsatzerfahrener Jägerfeldwebel. „Zunächst war es ungewohnt, aber dadurch, dass wir lange genug mit dem Gerät arbeiten konnten, ging die Umstellung relativ schnell“.

Von außen betrachtet wirken die Soldaten während der Übung bereits routiniert im Umgang mit dem neuen System. Keine Selbstverständlichkeit bei der Masse an Ausbildungsgegenständen. „Die ersten zwei Wochen waren inputmäßig stark, 10 Geräte am Stück in kurzer Zeit, da war der Kopf schon relativ voll“, so der Hauptfeldwebel. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf den sogenannten Elektronischen Rücken gelegt. Das Kernsystem wird per Klett auf den Rücken der Schutzweste angebracht und beinhaltet neben dem Funksystem und den Akkus auch einen GPS Sender, um jeden Soldaten im Gelände genau zu positionieren. Dies ist vor allem zweckmäßig für den Orts- und Häuserkampf, um als Gruppenführer die eigenen Soldaten im städtischen Gelände zu lokalisieren. 

„Das System ist als Ganzes zu sehen“  

Weitere Vorteile bietet das integrierte Helmdisplay, bzw. der tragbare Führungsrechner für den Gruppenführer. Hiermit lassen sich zum Beispiel Karten, Positionen der Soldaten und Lageentwicklungen eintragen und direkt im Bildschirm anzeigen. Verbunden mit dem Fahrzeug der Jägertruppe, dem GTK Boxer, ist die höhere Ebene außerhalb der Lage ebenfalls auf dem aktuellsten Stand und kann die Ereignisse mitverfolgen. „Die Soldaten sind ständig im Bild und wir können einen viel höheren Informationsaustausch sicherstellen“, so Oberleutnant Heurung, „das erleichtert das Führen durch Kommunikation ungemein, wobei das ´kleine Kampfgespräch´ natürlich nicht wegfallen soll“.

Neben dem Helm wird der Lehrgangsteilnehmer mit vielen weiteren Mitteln ausgestattet, welche alle auf den Soldaten angepasst sind. Dazu gehört zum Beispiel ein erweiterter Bekleidungssatz, um in nahezu allen Klimazonen eingesetzt zu werden, eine personalisierte Funkausstattung und eine Schutzweste der Schutzklasse 4. 

Auch bei der Zusatzausstattung ist das System variabel modifizierbar. Je nach Auftrag können weitere Geräte wie beispielsweise Wärmebildkameras, Nachtsichtgeräte oder verschiedene Waffen kombiniert werden. „Auf einen Spähtrupp nehme ich andere Optiken mit, als wenn ich in der Verteidigung eingesetzt bin. Daher muss ich jedes Mal auftragsentsprechend bewerten was ich zusätzlich mitnehme“, sagt der Hörsaalleiter. „Wichtig ist jedoch das System immer als Ganzes zusehen, also Kleidung, Waffen, Optiken, Optroniken, die Führungsmittel mit dem elektronischen Rücken… Das sollte immer miteinander komplett verwendet werden, weil ich nur dann alle Vorteile habe“, weist Oberleutnant Heurung hin. 

Nach 1,5 Stunden ist die Übung zu Ende, es wird gesammelt, Auswertung. Nicht nur das taktische Vorgehen wird besprochen, sondern vor allem die zweckmäßige Nutzung des Systems. „Wie wende ich es an, in welcher Phase nutze ich es und welche Vorteile bietet es mir“, sind hierbei Aspekte, die angesprochen werden. Ebenfalls erwünscht sind Verbesserungsvorschläge, da die Ausbildung in engem Austausch mit dem Amt für Heeresentwicklung steht, um den Infanterist der Zukunft stetig weiterzuentwickeln.

„Erst die Ausbildung, dann das Material“

Die Soldaten befinden sich unmittelbar vor Ende des Lehrganges im abschließenden Gruppengefechtsschießen.  Selbstverständlich hat auch in Hammelburg die aktuelle Situation durch Covid-19 kreatives Umstrukturieren erfordert. Deshalb wurde der eigentliche Bediener- und Ausbilderlehrgang auf einen kombinierten 7-Wochen Lehrgang zusammengefasst.

Davon liegen nun bereits 6 Ausbildungswochen hinter den Teilnehmern, straff durchgetaktet, von der ersten Woche E-Learning zu Hause, über die Waffen-und Geräteausbildung zu Lehrgangsbeginn bis hin zur ersten Erprobungen im Gelände. Hierbei wird sichergestellt, dass alle Soldaten umfassend ausgebildet werden und als Gruppenführer oder Zugführer mit der neuen Technik üben. „Das Material ist sehr umfangreich. Es ist nicht mehr wie früher, wo ein Soldat seine Handwaffe und seine Lochkoppel bekommt und dann loslegen kann, sondern ich brauche Ausbildungszeit. Die ist es am Ende aber definitiv wert“, sagt Oberleutnant Heurung über den Ausbildungsaufwand.

Ziel ist die Ausbildung zum Ausbilder, d.h. nach bestandenem Lehrgang kehren viele Teilnehmer in ihr jeweiliges Jägerbataillon zurück, um dort weitere Soldaten am System IdZ-ES auszubilden. Ungefähr die Hälfte der Lehrgangsteilnehmer verbleibt jedoch in Hammelburg am Ausbildungszentrum Infanterie, da sie hier in der lehrgangsgebundenen Ausbildung eingesetzt sind. Dies sei wichtig, um die eigenen Soldaten am Standort weiterzubilden, up-to-date zu halten und später als Ausbilder einsetzen zu können, bemerkt der Hörsaalleiter während der Übung.

Der Inspekteur inspiziert.

Ortswechsel, eine Woche später. Mittwoch, acht Uhr, bestes Infanteriewetter. Der Kommandeur des Ausbildungszentrums Infanterie, Brigadegeneral Michael Matz, empfängt den Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais. Dieser befindet sich auf Dienstantrittsreise in Hammelburg. Geboten wird an diesem Tag einiges: Neben einem Besuch in der Ausbildungswerkstatt und einer Trainingsvorführung Nahkampf soll es auch um den Infanteristen der Zukunft gehen.  Dazu wurden durch die Lehrgangsteilnehmer mehrere Stationen vorbereitet.

Neben einem vollen Spind, befüllt mit dem Bekleidungssatz IdZ-ES und einer Waffenschau geht es um den persönlichen Einblick. Generalleutnant Mais zieht die Schutzweste mit dem elektronischen Rücken an, wirft einen Blick auf die Lagekarte des Bedien-und Anzeigegerätes und begutachtet die ausgestellten Waffen.

Zum Abschluss wird eine Ausbildung zum Thema Wärmebildtechnik des IdZ-ES vorgeführt, wobei der Inspekteur die Chance nutzt, mit den Lehrgangsteilnehmern ins Gespräch zu kommen. „Was mich besonders beeindruckt, ist die Modernität in der Ausbildung. Das bringt die Infanterie auf einen völlig neuen Weg“, so der Inspekteur Heer. Der Kommandeur des Ausbildungszentrum Infanterie ergänzt: „Mit dem System sind wir im Hier und Jetzt angekommen. Infanterist sein, bedeutet nicht mehr nur Berghaus und G36“.

 

 

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