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Gedenkfeier zum Volkstrauertag




Der Volkstrauertag am Sonntag, den 18. November 2007 war einer unserer stillen Feiertage, ein Tag des Innehaltens, der Einkehr: Wir gedachten der Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft. Unter Mitwirkung der Kirche, Gemeinde, Musik- und Gesangsverein und weiteren örtlichen Vereinen und der zivilen Bevölkerung gedachten wir den Gefallenen und Vermissten der Kriege und den Opfern des Terrors. Bürgermeister Gerd Aulenbach gestaltete die Gedenkfeier. Viele Fahnenabordnungen der Vereine und unsere Kriegerfahne waren mit dabei.

Die Ansprache des Bürgermeisters Gerd Aulenbach:

Sehr geehrte Angehörige von Gefallenen und Vermissten,
sehr geehrte Schwester Claudia,
liebe Ortsvereine, verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,

alljährlich gedenken wir im November unseren verstorbenen Angehörigen und Freunden. An den beiden ersten Tagen des Monats, an Allerheiligen und Allerseelen und am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent – am Volkstrauertag. Wir schmücken die Gräber und Gedenkstätten und erinnern uns an liebe Menschen, die wir verloren haben und denken in Dankbarkeit an sie.
Liebe Anwesende, ich danke ihnen ganz herzlich, auch im Namen des Gemeinderates, dass sie heute an unserer Gedenkfeier teilnehmen und darf Sie an unserem Ehrenmal willkommen heißen.

Wenn wir heute am Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnern, geht unser Blick vor allem zurück auf das vergangene 20. Jahrhundert, das von zwei Weltkriegen geprägt war. Neben den 9,5 Millionen Menschen, die allein in Deutschland in diesen beiden Kriegen ihr Leben verloren, hatte auch unser Heimatort Opfer zu beklagen. 79 gefallene und vermisste Soldaten aus Rothenbuch brachten auch über unsere Familien Leid und Trauer.
Auch andere Nationen pflegen ihre Erinnerungstage. Während unsere Nachbarn jedoch überwiegend ihren Sieg oder ihre Befreiung feiern, ist die Erinnerung der Deutschen anders geprägt. Trauer, Verlust, Niederlage, Schuld und Verantwortung sind die Begriffe, die das öffentliche Gedenken bestimmen.

Wir leben in einer Übergangszeit. Mit zunehmendem Zeitabstand zum Zweiten Weltkrieg schwindet die unmittelbare Erfahrung. Das Andenken zu Bewahren fällt in die Hände der Nachgeborenen. Sie nehmen den Verlust eines Menschen aus ihrer Familie, denn sie kaum oder gar nicht kannten, als Lücke in der eigenen Lebensgeschichte wahr. Neben dem Gedenken an die Opfer, geht es heute aber auch darum, dass wir uns klar vor Augen führen, dass der Irrsinn noch kein Ende gefunden hat.
Überall auf der Welt schwelen Konflikte, finden Kriege statt – aktuell sind es 47 dieser Krisenherde rund um den Erdball. Viele geraten nur deshalb in Vergessenheit oder aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit, weil es nichts Aktuelles oder Spektakuläres über sie zu berichten gibt. Und auch das ist doch eine furchtbare Entwicklung – Krieg an für sich, ist schon eine Katastrophe – aber wie schlimm ist erst die Tatsache, dass die Weltöffentlichkeit es nur noch am Rande zur Kenntnis nimmt – Irak oder Afghanistan von den unsäglichen Gräueltaten wissen wir. Erst vor kurzem sind in Kunduz drei Deutsche Soldaten einem hinterhältigen Anschlag zum Opfer gefallen.
Aber wer spricht schon von den Kriegen in Asien oder Afrika: Im Kongo, Somalia oder im Sudan um nur einige zu nennen.
Wir haben uns an die neue Kriegsperspektive von oben gewöhnt, die in den Golfkriegen zum ersten Mal im Fernsehen gezeigt wurde und die eines bewirkt hat: Das tatsächliche Elend eines Krieges ist heute fast nicht mehr zu sehen.
Die wahren Schrecken des Krieges spüren nur die direkt Betroffenen:
Tod, Verstümmelung oder auch nur der erbärmliche Zustand der Zivilbevölkerung, von den seelischen und psychischen Schäden – vor allem der Kinder, ganz zu schweigen. Stellen sie sich nur vor, Ihr Sohn – Ihre Tochter oder Ihre Enkelkinder müssten unter solchen Bedingungen aufwachsen.

Kriegsberichte in den Medien bringen Quote, auch wenn die sich täglich wiederholenden Bilder fast keiner mehr anschaut. Die Sprache der Kriegstreiber hat sich geändert: Aus einem Krieg wird ein Militärschlag, ein gezielter Luftangriff auf Tausende von Zielen wird mit einem Spaziergang verglichen, der Verlust an Menschenleben ist untergeordnet.
Das Säbelrasseln hat Hochkonjunktur, meine Damen und Herren. Es wird mir Angst, wenn ich höre und lese, dass der amerikanische Präsident Bush in Zusammenhang mit dem Iran, von einem möglichen dritten Weltkrieg spricht und detaillierte Pläne für einen Angriff auf dieses Land ausarbeiten lässt – auch mit Atomwaffen. Unvorstellbar – aber das sind die Tatsachen.
Kommen wir zurück zu unserer deutschen Geschichte, zu unseren Erinnerungen an die beiden Weltkriege und die Menschen, die aus diesen Kriegen nicht mehr heimgekommen sind. Es gehört an diesem Tag dazu, auf prägnante und besonders dramatische Kriegsereignisse aus der eigenen Geschichte hinzuweisen, um auch so nochmals plastisch dieses Leid ins Gedächtnis zu rufen:

Vor 90 Jahren, werte Anwesende, Ende November 1917, endete die Schlacht in Flandern, eine der verlustreichsten, die die Weltgeschichte bis dahin erlebt hatte. Nach dem Massaker bei den Kämpfen um Verdun und an der Somme im Jahr 1916, hatten erneut 220.000 deutsche und 330.000 britische Soldaten ihr Leben verloren, wurden verwundet, gerieten in Gefangenschaft oder galten als vermisst. Sie starben und litten im Schlamm und Dreck der Materialschlachten, ohne sich wehren zu können, ohne Hoffnung, dem Millioneneinsatz von Granaten ausgesetzt. Wer davon kam, war für sein ganzes Leben gezeichnet.
Die stumme Anklage, die nach Kriegsende von den unzähligen Grabkreuzen ausging, vermochte nicht die Überlebenden zur Besinnung zu bringen. Die weltweit durch den Ersten Weltkrieg ausgelösten neuen Konflikte trugen nicht unwesentlich zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bei.
Vor fast genau 65 Jahren, am 22. November 1942 schloss sich der Ring der sowjetischen Truppen um die 6. Armee bei Stalingrad, 300.000 deutsche, italienische, ungarische und rumänische Soldaten wurden eingeschlossen. Mangelnde Versorgung, Hunger, anhaltende Schneestürme und die unerbitterliche Kälte ließen die Zahlen der Opfer dramatisch steigen. Am 2. Februar 1943 ist dort alles zu Ende. Aus Gräben und Trümmern gehen 100.000 Soldaten in die Gefangenschaft, die anderen sind tot oder vermisst. Nur rund 6.000 kommen Jahre später wieder nach Hause.

Meine Damen und Herren, erinnern und mahnen, sich dagegen wehren – im Angesicht dieser Schandtaten. Wenn aus politischem Kalkül und aus Gier nach der Macht, Menschenleben bedenkenlos geopfert werden.
Der heutige Tag muss alle – ob jung oder alt – immer wieder auf unsere Verpflichtung und Verantwortung hinweisen: Alles Unrecht, alle Intoleranz, alle Gleichgültigkeit und Unmenschlichkeit – die zu millionenfachen Tod, zu Unterdrückung und Verfolgung oder zu dem Verlust der Heimat führten, dürfen niemals vergessen werden.
Das ist das Letzte, was wir den Toden schuldig sind.

Ich danke Ihnen allen für ihr Kommen. Vielen Dank an Herrn Pfarrer Ball und Schwester Claudia sowie unseren Ortsvereinen für die Mitgestaltung des Gottesdienstes und der Gedenkfeier.
Vielen Dank sage ich unserem Musikverein „Spessartklänge“ und unserem Gesangverein „Liederkranz“, für die würdige Gestaltung dieser Feier. Hervorheben und danken möchte ich heute besonders die Reservistenkameradschaft Rothenbuch, die nicht nur mit einem Kranz der Opfer gedenken, sondern die seit vielen Jahren die Haussammlung für die Kriegsgräber durchführen und das mit sehr großem Engagement. Das drückt sich jedes Jahr in einem überragenden Sammelergebnis aus. Es trägt damit bei, die Gedenk- und Gräberstätten in ganz Europa zu pflegen und zu erhalten.
Das Lied vom guten Kameraden, das wir jetzt von der Musikkapelle Spessartklänge hören, beschließt unsere Gedenkfeier. Dieses Lied gehört bei uns seit langem zum festen Bestandteil des Volkstrauertages. Wir hören es und sind ergriffen, es weckt wie kaum ein anderes Lied unsere Gedanken und Emotionen.
Die Melodie von diesem Lied, das einem Schweizer Volkslied entnommen ist, kennen sie alle. Wer offen und bewusst an solchen Gedenk- oder Trauerfeiern teilgenommen hat, weiß wie wichtig diese Melodie für die meisten Teilnehmer ist. Der Text von dem schwäbischen Dichter Ludwig Uhland aus dem Jahre 1809, ist vielleicht weniger bekannt.
Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen deshalb den Text kurz vortrage – weil er auch die Grausamkeit des Krieges in wenigen Sätzen auf den Punkt bringt:

Ich hatt‘ einen Kameraden – Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite –
In gleichem Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen, gilt’s mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen, er liegt mir vor den Füßen –
als wär’s ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ew’gen Leben –
Mein guter Kamerad
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und lege als Zeichen der Verbundenheit mit unseren Gefallenen und Vermissten ein Blumengebinde nieder.

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