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„Der Einsatz ist wie ein Virus…“




„… entweder geht’s Du nur einmal und nie mehr wieder, oder Du planst im Einsatz bereits den nächsten.“ Stabsfeldwebel d.R. Thorsten Gärtner hat dieser „Virus“ gepackt: fünf Mal war er in Afghanistan im Einsatz, insgesamt 740 Tage. Seine Geschichte ist eine von 74 Portraits, die  Sabine Würich und Ulrike Scheffer in ihrem Buch „Operation Heimkehr“ veröffentlicht haben. Das Projekt ist nun auch als Wanderausstellung zu sehen: den Auftakt macht Berlin, vom 25. September bis 17. Oktober im Bundestag.
Von 1982 bis 1990 war Stabsfeldwebel d.R. Thorsten Gärtner, Jahrgang 1965, Zeitsoldat im Sanitäts-, und im Stabsdienst. Später, als beorderter Reservist, kam er zum Kommando „Schnelle Einsatzkräfte“ (SES) und machte 2003 seine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Im Zivilleben engagierte er sich in der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und absolvierte dort im Rahmen der Katastrophenschutzausbildung den Lehrgang für Kriseninterventionshelfer. Dieser kam ihm bei den späteren Einsätzen in Afghanistan zu Gute, wo er regelmäßig als „PEER“ den Truppenpsychologen unterstützte. Heute qualifizieren ihn seine umfangreichen Ausbildungen und Erfahrungen als idealen Ansprechpartner für einsatzbelastete Reservisten im Rahmen der „Psycho-Sozialen Kameradenhilfe“; eine von vielen Aufgaben die er momentan für den Berliner Reservistenverband leistet.
In den Jahren 2009 bis 2014 war Gärtner insgesamt fünf Mal in Afghanistan im Einsatz, dreimal in Kunduz, zweimal in Masar-i-Scharif. Seine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, verschiedene Lager mit moderner Sicherheitstechnik auszustatten und beim Aufbau und Inbetriebnahme neuer Wasserwerke zu unterstützen. An seinen ersten Tag im Lager Kunduz erinnert er sich noch ganz genau. Er wurde gerade eingewiesen, als plötzlich „Blitzschlag!“ gemeldet wurde. Ein Gewitter bei stahlblauem Himmel? Dann erfuhr er: dies ist das Codewort für Feindberührung mit Kampfhandlung. „Blitzschläge“ erlebte der Stabsfeldwebel d.R. in seinen Einsätzen öfters: Raketenangriffe auf die Lager Kunduz, Taloqan und Masar-i-Scharif, Anschlägen oder Feuergefechte, bei denen er Kameraden verlor. Ein Anschlag wäre auch ihm beinahe zum Verhängnis geworden. 2009 wurde sein Fahrzeug auf dem Weg ins Außenlager Taloqan angesprengt. Der Sprengsatz zündete zu früh, sodass das Fahrzeug beschädigt wurde und die Insassen unverletzt blieben. 10 Tage zuvor wurde auf diesen Transport jedoch bereits ein erster Anschlag verübt. Das Fahrzeug wurde schwer getroffen, der Sitz, auf dem Gärtner wenige Stunden zuvor saß, wurde völlig zerstört, die Insassen teils schwer verletzt.
Trotzdem hegt Thorsten Gärtner persönlich keinen Groll gegen die Afghanen. Im Gegenteil. In seiner Funktion als S2-Feldwebel war er u.a. für die Ausbildung der afghanischen „Guards“ zuständig; später als „Spieß“ im Lager Masar-i-Scharif hatte er viel Kontakt mit den Einheimischen, war quasi ihr Arbeitgeber. Den Kontakt zu den Afghanen beschreibt er seinen Erfahrungen nach als gegenseitig respektvoll und anerkennend. Aufstände, wie der in Taloqan, seien von den Taliban geschürt worden. Noch heute ärgert es ihn aber, dass 40 Kameraden sterben mussten, bevor der Verteidigungsminister das Wort „Krieg“ in den Mund genommen hatte. Dennoch verweist er darauf, dass der Einsatz vor allem auch in ziviler Hinsicht enorme Fortschritte für die afghanische Bevölkerung mit sich brachte. „Bis 2009 haben wir Brunnen gebohrt, Schulen und Infrastruktur aufgebaut, danach  wurden die Kräfte der Truppe gebunden, um sich zu verteidigen“. Was viele nicht wüssten:  die Projekte der CIMIC (Zivil-militärischen Zusammenarbeit) seien immer weitergelaufen, nie gestoppt worden. „Aber darüber wird ja nicht mehr berichtet, dies wird in der deutschen Öffentlichkeit nicht mehr wahr genommen, nur noch die Kampfhandlungen, der Krieg und die Toten!“ Nach 12 Jahren nun abzuziehen, sieht Gärtner als deutlich zu früh an. Die eigene deutsche Geschichte lehre doch, wie lange eine zivile und politische Aufbauarbeit dauern könne. Natürlich gäbe es Nachfolgeprojekte, werden nicht alle Soldaten abgezogen: jedoch sei die Gefahr groß, dass viele Erfolge verloren gingen.
Was den Stabsfeldwebel d.R. regelrecht empört ist die mangelnde Anerkennung der aus dem Einsatz heimkehrenden Soldaten. „Was für eine Unterschied zu den USA, wo Leute Soldaten beklatschen, die gerade aus ihrem Einsatz zurück kehren!“ Dennoch lässt sich Thorsten Gärtner nicht entmutigen, engagiert sich als Reservist u.a. für Veteranen und einsatzgeschädigte Soldaten. „Wir dürfen die Soldaten, die in Afghanistan und anderen Einsätzen waren, nicht aus den Augen verlieren. Wenn Deutschland vergisst, sie aufzufangen, wird es für die Betroffenen ganz schlimm werden“. Thorsten Gärtner will das nicht zulassen, setzt sich ein und opfert seine Freizeit für seinen Idealismus!

Bericht : Ralph Erlmeier

Informationen:
 
Als Beauftragter für Psycho-Soziale Kameradenhilfe ist Thorsten Gärtner  wie folgt zu erreichen:

 
Das Buch „Operation Heimkehr“
 ist beim Ch. Links Verlag erschienen, umfasst 189 Seiten und kostet 24,90 €
 
Die Ausstellung „Operation Heimkehr“ ist im Deutschen Bundestag, Paul-Löbe-Haus zu sehen: vorherige Anmeldung ist erforderlich.

BLN 2-3a: Überprüfungsfahrt zu den außerhalb des Lages gelegenen Brunnen

BLN 2-3b:Überprüfung der Überwachungstechnik

BLN 2-3c:Überprüfung der Überwachungstechnik

BLN 2-3d:Programmierung der Anlagenteile in Taloqan

BLN 2-3e:Programmierung der Anlagenteile in Taloqan

BLN 2-3f:Feldlager Kunduz – seit Ende August 2014 bereits von den Taliban überrollt


BLN 2-3g: Ulrike Scheffer und Sabine Würich präsentieren ihr Projekt am Tag der offenen Tür im BMVg


 

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