Über die Zukunft des Schießsportes – ein Beitrag zur Diskussion
Die Reservistenarbeitsgemeinschaft (RAG) Schießsport Berlin-Brandenburg wurde im Juli 2019 gegründet und setzt seitdem auf eine Modernisierung des Schießsports im Reservistenverband.
Dafür lässt die Schießsportordnung (SchSpO) des Reservistenverbandes in der jetzigen Fassung aber nur wenig Spielraum zu. Anders als der Bund Deutscher Sportschützen (BDS) mit seinen Veranstaltungen der International Practical Shooting Confederation (IPSC) können die meisten Reservistenarbeitsgemeinschaften (RAG) Schießsport aus der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen nur wenig Nachwuchs gewinnen und länger halten. Diese Personengruppe ist aber entscheidend für eine dauerhafte Verjüngung des Verbandes und die Stabilisierung des Schießsports in Ihm. Fragt man die zu anderen Schießsportverbänden abgewanderten jungen Kameraden, hört man meist, dass dort ansprechendere Schießdisziplinen geboten werden und man dort besser betreut wird.
Hauptziel des Schießsports im Reservistenverband ist es, eine attraktivere Schießausbildung für die an dienstlichen Veranstaltungen zur militärischen Ausbildung (DVag) interessierte Kameraden (aber auch für beorderte Reservisten und aktive Soldaten, die sich durch Training in der Freizeit in der sicheren Waffenhandhabung und ihren Schießleistungen verbessern wollen) anzubieten. Dieses Ziel wurde in loyal bereits in den Artikeln von Paul Donath und Roland Nitschke in Ausgabe 2/2020 sowie von Torsten Porsch in Ausgabe 11/2021 thematisiert. Der Schießsport im Reservistenverband darf nicht ein billiger Schützenverein mit bisher kostenlosem Zugang zu Bundeswehr-Schießanlagen sein, der nur zum Erhalt der Waffenbesitzerlaubnis dient (Bedürfnisschützen). Wenn sich dieser Eindruck bei der Bundeswehr verfestigt, schadet dies allen Reservisten.
Um den Schießsport für unsere jüngeren Mitglieder attraktiver zu gestalten, ist eine Modernisierung auch der Rahmenbedingungen, unter denen der Schießsport im Verband stattfindet, erforderlich. Deshalb möchte die Landesgruppe Berlin eine Debatte zur moderneren Ausgestaltung des Schießsports im Reservistenverband anstoßen. Wesentliche Punkte sind dabei die Modernisierung der Schießsportordnung, eine Verbesserung der Schießpraxis und die Optimierung der Verbandsstrukturen für den Schießsport. Darunter fallen folgende Vorschläge: Die Einführung von attraktiven Schießdisziplinen, die im Einklang mit den Vorschriften der Allgemeinen Waffengesetz-Verordnung sind.
Weitere Punkte sind Berücksichtigung der Schießausbildung der Bundeswehr bei den Dienstlichen Veranstaltungen, Schießen nach dem neuen Schießausbildungskonzept der Bundeswehr und eine einheitliche sowie praxisorientierte Ausbildung der Schießleiter. Des Weiteren wünschenswert aus Sicht der Sportschützen: Mehr Schießpraxis im Verband durch regelmäßige (überregionale) Ausbildung, Wettkämpfe und Lehrgänge. Um die Arbeit in den Reservistenarbeitsgemeinschaften zu professionalisieren, werden eine Probezeit von wenigstens sechs Monaten für Neumitglieder, eine Begrenzung der Mitgliederzahl der RAGen auf 60 Personen, mehr kleine RAGen zur Gewinnung qualifizierten Nachwuchses und eine Entlastung der Vorstände von Verwaltungsaufgaben durch entsprechende IT-Lösungen vorgeschlagen.
Die Änderung des Waffengesetzes am 1.September 2020, mit der ein erweiterter Bedürfnisnachweis in den ersten zehn Jahren des Waffenbesitzes durch aktive Teilnahme an Schießen eingeführt wurde, bietet die Chance, Neumitglieder durch ein neues, attraktiveres Angebot über diese Frist hinaus für den Schießsport im Reservistenverband zu begeistern und auch zur Teilnahme an Dienstlichen Veranstaltungen zu motivieren. Durch die Neubesetzung der Position des Vizepräsidenten Militärische Ausbildung mit Oberst d.R. Manfred Schreiber ergibt sich die Chance auch für den Schießsport, einen Neuanfang zu wagen und die Modernisierung des Schießsports im Verband jetzt anzugehen.
Die Landesgruppe Berlin ist dazu bereit.