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Deutsche Reservisten nehmen am Last Post in Ypern teil. Nach der Kranzniederlegung im Menenpoort marschiert die Parade zurück bis zur Tuchhalle. Das heutige UNESCO Weltkulturerbe wurde im Ersten Weltkrieg fast vollständig zerstört.

Foto: Juliane Witt

Bildautor: Juliane Witt

Eine Besonderheit war in diesem Jahr die Streckenführung: Manche Kreuzungen mussten zwei- oder sogar dreimal passiert werden, so dass es nötig war mitzuzählen.

Foto: Juliane Witt

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Die Berliner Teilnehmer im Start- und Zielbereich des Marschs.

Foto: Juliane Witt

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Während andere am Himmelfahrts-Morgen noch gemütlich im Bett liegen, treffen sich eine Handvoll Berliner Reservisten morgens um 06:00 Uhr, um in das über 800 km entfernte Ypern zu fahren. Wenn sich die meisten am Freitag von den Strapazen des Herrentags erholen, sind die Berliner Kameraden schon längst auf der Marschstrecke. Ähnlich verhält es sich am Samstag und Sonntag.

Ypern (belg. Ieper) ist eine kleine Stadt in der Provinz Westflandern. Vielen ist sie im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg bekannt, denn die Stadt befand sich ab 1914 direkt an der Westfront. Mehrmals versuchten deutsche Truppen erfolglos Ypern einzunehmen. 1915 testeten deutsche Soldaten bei Ypern erstmals Chlorgas als Waffe und läuteten den folgenden Gaskrieg ein. Noch heute ist die Umgebung Yperns durch ihre Kriegsvergangenheit geprägt. Der Drei-Tage-Marsch „100 km van Ieper“ wurde 1972 als eine Sportveranstaltung gegründet. Sie erlangte jedoch bald internationalen Charakter.

Sowohl Wanderer, als auch Soldaten aller Nationen zieht es jedes Jahr wieder hierher, um sich der körperlichen Herausforderung zu stellen und den gefallenen Kameraden zu gedenken. Die Reservisten der Landesgruppe Berlin zählen bereits seit vielen Jahren zu den Stammgästen Yperns. Doch was treibt einen Berliner Reservisten an, immer wieder oder auch zum ersten Mal an den „100 km van Ieper“ teilzunehmen?

Hauptfeldwebel Daniel Böhm: Ich nehme nun schon zum neunten oder zehnten Mal teil. Mich motiviert besonders die Kameradschaft und die Verständigung mit den Partnerländern – hier in Ypern entstehen wirkliche Völkerfreundschaften. Oberstabsgefreiter Matthias Kut: Ich bin zum ersten Mal hier. Mich haben die Erzählungen der Kameraden begeistert. Ansonsten wäre ich nie auf die Idee gekommen zu dieser Veranstaltung zu fahren. Panzerschütze Martina Graßmel: Ich bin auch zum ersten Mal hier. Ich bin vor allem neugierig auf die verschiedenen Strecken und die Kranzniederlegung auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Langemark sowie die Parade zum Last Post.

Außerdem haben mein Mann und ich so die Möglichkeit, einen außergewöhnlichen Hochzeitstag zu erleben. Wer kann schon von sich behaupten, an seinem Hochzeitstag 40 km marschiert zu sein!

Auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Langemark fanden über 44.000 deutsche Soldaten ihre letzte Ruhestätte. Im Anschluss an den ersten Marschtag werden alle Soldaten nach Langemark verbracht. In Anwesenheit von Vertretern aus Politik und Militär erfolgt die Kranzniederlegung.
Danach werden die Soldaten direkt in das Stadtzentrum von Ypern gefahren. Gemeinsam mit britischen, französischen und Soldaten anderer Nationen stehen die deutschen Soldaten in einer Paradeformation, um unter dem Beifall zahlreicher Zuschauer zum Menenpoort zu marschieren. Hier findet, wie an jedem Abend seit 1928, der Last Post in Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs statt.

Stabsunteroffizier Prof. Dr. Stephan Hühn: Für mich hat vor allem die Zeremonie in Langemark eine besondere Bedeutung. Zwei meiner Verwandten fielen an der Westfront. Vor ein paar Jahren konnte ich ihre Namen auf der Holzwand im Gedenkraum ausfindig machen. Darum habe ich auch eine persönliche Bindung an diesen Ort. Unabhängig davon finde ich es großartig, dass wir in Langemark und beim Last Post Schulter an Schulter mit den Briten und den übrigen Alliierten stehen. Durch unser gemeinsames Gedenken leben wir die Völkerfreundschaft. Caporal Bernard Léraillé: Es ist schön, mit allen Nationen gemeinsam für einen Zweck zu marschieren. Und noch dazu befassen wir uns durch den Marsch viel intensiver mit unserer gemeinsamen Geschichte.

Ziel bei den „100 km van Ieper“ ist es, an den drei Marschtagen insgesamt 100 km zurückzulegen. Dabei gibt es jeden Tag unterschiedliche Streckenangebote von 8 bis hin zu 50 km. Doch Ypern bedeutet so viel mehr als nur marschieren.

Stabsfeldwebel Matthias Graßmel: Das Besondere an diesem Marsch ist die Landschaft in Verbindung mit der Geschichte. Es wird nichts verschwiegen. Die Belgier verbergen die Spuren des Kriegs nicht, sondern sie machen Museen daraus. Die Strecken sind abwechslungsreich. Sie führen an Friedhöfen vorbei, an Denkmälern, sogar der Verlauf der Front ist durch spezielle Bäume markiert und mit Hilfe von Infotafeln erklärt. Daneben dürfen Belgiens kulinarische Künste nicht zu kurz kommen. Es gibt hier sehr gutes Bier und belgische Pommes muss man auch gegessen haben!

Première classe Thierry Speldooren: Mir gefällt es sehr gut, wie viele Leute man in Ypern kennenlernt. Wir schlafen alle gemeinsam in einem riesigen Zelt. Da passiert es automatisch, dass man nach dem Marsch mit Briten, Belgiern und anderen ins Gespräch kommt. Auch auf dem Marsch wird man von Wanderern angesprochen, die es sehr gut finden, dass hier so viele verschiedene Soldaten zusammenkommen. Die Leute sind generell sehr nett und gastfreundlich.
Auch den Veranstalter möchte ich loben. Es ist alles wunderbar organisiert.

Es gibt Dinge, die muss man unbedingt machen, wenn man an den „100 km van Ieper“ teilnimmt. Dazu gehört es unter Anderem, nach Frankreich zu marschieren.

Hauptfeldwebel Daniel Böhm: Wer am zweiten Tag die 40 km- oder die 50 km-Strecke wählt, marschiert über die französische Grenze. Den Kontrollstempel erhält man in einem französischen Lokal. Hier ist es Pflicht, für eine kleine Pause einzukehren! Daneben ist es wichtig, mit offenen Augen zu marschieren, um all die Friedhöfe wahrzunehmen. Zu guter Letzt gehört es ebenso dazu, den Kemmelberg zu überwinden. Mit einer Höhe von 159 m war er ein wichtiger strategischer Punkt im Ersten Weltkrieg.

Stabsfeldwebel Wilfried Warnecke: Ich habe bereits 12 oder 13 Mal an den „100 km van Ieper“ teilgenommen. Man sammelt hier immer wieder verschiedene Eindrücke. Ich kann die Restaurants mit angeschlossenem Museum empfehlen. Dort werden häufig Gegenstände aus dem Ersten Weltkrieg ausgestellt, die heute noch immer wieder bei Bauarbeiten gefunden werden.

Die Reservisten der Berliner Landesgruppe werden auch im nächsten Jahr wieder das Himmelfahrtswochenende in Ypern verbringen. Sie tun dies, um an ihre körperlichen Grenzen zu gehen, um dem Vergessen entgegenzuwirken und um Kameraden und Freunde aus der ganzen Welt wiederzusehen.

Caporal Bernard Léraillé: Es war ein schönes Erlebnis. Ich werde das auf jeden Fall wiederholen. Ich würde mich freuen, wenn mehr Kameraden, vor allem Deutsche, mitkommen.

Première classe Thierry Speldooren: Es ist auch die Geschichte der Deutschen. In der Erde rund um Ypern sind auch Deutsche begraben. Sie verdienen Respekt und müssen uns in Gedanken bleiben. Wir dürfen sie nicht vergessen.

Bild 1:

Die Berliner Teilnehmer im Start- und Zielbereich des Marschs.

Bild 2:

Eine Besonderheit war in diesem Jahr die Streckenführung: Manche Kreuzungen mussten zwei- oder sogar dreimal passiert werden, so dass es nötig war mitzuzählen.

Bild 3:

Deutsche Reservisten nehmen am Last Post in Ypern teil. Nach der Kranzniederlegung im Menenpoort marschiert die Parade zurück bis zur Tuchhalle. Das heutige UNESCO Weltkulturerbe wurde im Ersten Weltkrieg fast vollständig zerstört.

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