Ich empfehle eine interne Revision!
Ich empfehle eine interne Revision!
Oberstleutnant a.D. Wolf Haßel blickt auf ein bewegtes militärisches Leben zurück: 35 Jahre als Berufssoldat und weitere 20 Jahre als Reservist. Seit 2008 ist er erster stellvertretender Landesvor-tand der Landesgruppe Berlin, seit 2012 Beauftragter für die „Internationalen Beziehungen“. Ende Februar wurde Wolf Haßel für sein herausragendes Engagement vom Verband der Reservisten (VdRBW) mit der „Ehrennadel in Silber“ geehrt.
„Den 65. Geburtstag habe ich in Wehrübung im Auslandseinsatz in Bosnien-Herzegowina gefeiert. Ich war im Hauptquartier der EUFOR in Sarajevo als AGSR Manager und Chief Collection (Aufklärungsgewinnung und Information) eingesetzt. Von den Kameraden erhielt er an diesem Tag eine Urkunde: für seinen 1155. Tag in Wehrübung und für den zugleich 529. in Auslandsverwendung. Eine Auszeichnung, die symbolisch für sein Leben steht, das er ganz dem Militär verschrieben hat – auch über die aktive Dienstzeit hinaus!
Wolf Haßel wurde 1941 in Potsdam als Sohn eines deutschen Offiziers geboren. Zum Ende des Krieges verschlug es ihn nach Westdeutschland, wo er schließlich 1959 zur Bundeswehr eingezogen wurde, der er – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung – 35 Jahre lang treu blieb. Gerade in den ersten Jahren war seine Dienstzeit nicht selten von Höhen und Tiefen geprägt, die ihn jedoch umso zielstrebiger und verständnisvoller für seine Untergebenen machten. „Ich war ein guter Führer und ein fürsorglicher Vorgesetzter“, so der Oberstleutnant im Rückblick. „Als Kompaniechef hatte ich später den Beinamen „Papa Haßel“. Wobei er seine Soldaten aber auch durch Strenge motivierte, sich einzusetzen, um voran zu kommen.
Haßel hatte in seinen Jahren als aktiver Soldat die unterschiedlichsten Positionen in den verschiedensten militärischen Bereichen inne, doch “ S2-Offizier – das ist mein Job, das kann ich, das mag ich!“, bekräftigt er. Es liegt deshalb auf der Hand, dass er in seinen vier Auslandseinsätzen als Reservist im Bereich „Nachrichtengewinnung und Aufklärung“ eingesetzt wurde. Über seine Einsätze, kann Haßel so manche Geschichten erzählen, wie auch über seine 35 Jahre im aktiven Dienst. Vor einigen Jahren hat er ein Büchlein mit Anekdoten aus seiner Dienstzeit geschrieben: 17 Geschichten zum Schmunzeln und Wieder-Erinnern, wie es war in der alten Bundeswehr …
Auch in der Verbandsarbeit, als Beauftragter für „Internationale Beziehungen“ erlebte Haßel Rückschläge, wie etwa den Abbruch der langjährigen Kontakte zu den polnischen Reservisten in Bunzlau (Boles?awiec). Doch seit einiger Zeit bemüht er sich erfolgreich um eine neue Partnerschaft nach Polen: dieses Mal zu den Reservisten nach Stettin (Szczecin). Problemlos sind hingegen die anderen Auslandskontakte der Berliner Landesgruppe, wie etwa zu den englischen Kameraden der „Royal Navy Reserve“ HMS Calliope aus Newcastle upon Tyne (LOYAL 02/2014). Gegenseitige Besuche, Teilnahme an Märschen, Übungen und Gedenken prägen den regelmäßigen Austausch, den Haßel nach Kräften unterstützt. Gleiches gilt für die Kontakte zu den ungarischen Reservisten des MATAZ, die Berlin in diesem Jahr gleich zwei Mal besuchen werden (siehe Bericht und Info nebenan).
Die Zukunft des Verbandes, vor allem die Entwicklung der Mitgliederstärke bereitet Haßel Sorge. Angesichts der ausgesetzten Wehrpflicht sei die Neugewinnung von Mitgliedern der entscheidende Punkt. Ganz der alte Stabsoffizier empfiehlt er, „eine interne Revision, um das bisher Erreichte und die Defizite auszuloten“. Den größten Handlungsbedarf verortet er in der Öffentlichkeitsarbeit. Möglicherweise richte man den Focus noch zu sehr auf sich selbst: der Verband solle sich viel offensiver der Öffentlichkeit zuwenden, aber auch eine deutlich größere Präsenz in der Truppe zeigen. Die wachsende Bedeutung der Reservisten – und zwar nicht nur der beorderten – müsste verankert werden. Die Teilnahme aktiver Soldaten an den Ausbildungen und Übungen der Berliner Landesgruppe oder die Ausbildung aktiver Soldaten durch Berliner Reservisten im Rahmen des neuen Schießkonzeptes ENSAG, seien ermutigende Beispiele für eine größere Verschränkung mit der Truppe. „Wir haben die Probleme erkannt“, so der Oberstleutnant a.D., „leider fehlen uns oftmals genügend Leute, die das aufgezeigte Konzept mit tragen und umsetzen können“.
Ralph Erlmeier
Foto (Ralph Erlmeier)
Geehrte mit der „Ehrennadle in Silber“: Oberstleutnant a.D. Wolf Haßel (l.) und Oberstleutnant d.R Frank Eick (r.)