Zurechtfinden im Gelände mit lebensälteren Teilnehmern
65 Jahre ist ein harter Schnitt im Leben der Reservisten. Ab dieser Altersgrenze schließt die Bundeswehr Reservisten von der Teilnahme an einer Dienstlichen Veranstaltung (DVag) aus. Doch es gibt Mittel und Wege, auch lebensältere Kameraden weiter in die militärische Ausbildung einzubinden. Die Landesgruppe Berlin hat deshalb im Juni erstmals eine Verbandsveranstaltung (VVag) mit infanteristischen Inhalten speziell für die älteren Kameraden durchgeführt.
Es war brütend heiß, an diesem letzten Samstag im Juni. Die erste Hitzewelle des Jahres schwappte über das Land und hatte auch Berlin fest im Griff. Dennoch waren knapp 20 Kameraden in die Julius-Leber-Kaserne gekommen, um die erste Ausbildung für lebensältere Kameraden durchzuführen. Ziel war es, eine speziell abgestimmte Veranstaltung zu organisieren, in dem diese nochmals ihre militärischen Fähigkeiten schulen und anwenden konnten. Doch nicht nur Kameraden jenseits der 65, auch jüngere waren eingeladen und nahmen dieses Angebot dankend an.
Analog zum Erfolgshit Udo Jürgens galt das Tagesmotte: „65 Jahren ist noch lange nicht Schluss!“ So empfanden es viele Teilnehmer und bewiesen, was sie noch alles drauf hatten. Orientieren im Gelände stand auf dem Ausbildungsplan: ein spannendes und forderndes Programm garantiert. Zuerst wurden die theoretischen Grundlagen aufgefrischt: Umgang mit dem Marschkompass, Einnorden der Karte und Ermittlung der Doppelschrittzahl. Mit diesem Grundwissen konnte der Orientierungsmarsch beginnen.
Streckenvorlauf und die Kompasszahl wurden vorgegeben – dann konnte es los gehen. Selbstständig mussten die Marschteilnehmer die Richtung bestimmen, Hindernissen ggf. ausweichen. Der Schwierigkeitsgrad stieg stetig. Verlief die Strecke anfangs auf direktem Weg in Richtung eines markanten Ziel, befanden sich später auch Hindernisse im Weg, die umgangen werden mussten. Deshalb war auch immer wieder die Karte zu überprüfen, um mögliche Fehler festzustellen.
Nach der anstrengenden Runde ging es in die Truppenküche. Bei diesen Temperaturen war diese kurze Pause für die Kameraden sehr gelegen! Gut gestärkt brach man zum zweiten Teil zwei auf: gleiche Aufgabe mit geänderter Strecke. So konnte das Erlernte wiederholt und die Fähigkeiten gefestigt werden. Finales Ziel – die Hindernisbahn. Dort wurde zum Abschluss noch aus drei Stellungen Übungssprengkörper auf verschiedene Ziele geworfen. Der Sieger des kleinen Wurfwettbewerbs wurde beim abschließenden Grillen geehrt.
„Eine rundum gelungene Veranstaltung“, befand der Gesamtleitende Oberstleutnant a.D. Wolf Hassel. Wie viele der lebensälteren Kameraden ist er auch Mitglied der RK 01 „Alt-Berlin“. Mit anderen Kameraden entwickelte ihr Vorsitzender, Obergefreiter d.R. Stephan Moser die Idee, militärische Ausbildungen auch für lebensältere Kameraden zu organisieren. Oberstabsbootsmann d.R. Hans Lilge und Stabsunteroffizier d.R. Karl-Peter Pützer, beides ehemalige Vorsitzende des AKRO, organisierten Durchführung und mobilisierten genügend Ausbildungspersonal. Jeder war von der Idee begeistert; auch der Landesvorstand unterstützte das Anliegen umfänglich. Ist es doch auch sein erklärtes Ziel, lebensältere Kameraden künftig noch deutlich mehr einzubinden – auch im Rahmen militärischer Ausbildungen. Deshalb war der Orientierungsmarsch ein erster Schritt, dem viele weitere folgen werden!