Rücktritt eines großen Machers und politischen Urgesteins
Rücktritt eines großen Machers und politischen Urgesteins
Etwa 150 Gäste waren ins Gutshaus Steglitz gekommen, um am 07. Januar die RK 15 „Julius-Leber“ und ihren Vorsitzenden zu feiern. Viele bekannte nationale und internationale Persönlichkeiten aus Militär und der Politik wollten es sich nicht nehmen lassen, Prof. Dr. Claus Jander nochmals für sein wichtiges Engagement zu würden. 2005 hat er mit weiteren Reservisten die RK 15 aus der Taufe gehoben, mit dem erklärten Ziel, sich vor allem der Wehr- und Sicherheitspolitik zu widmen.
Von Anfang an war man bezüglich der Veranstaltungen auf ein hohes Niveau bedacht. Heute sind die sicherheitspolitischen Vorträge im Gutshaus Steglitz mit der bereits berühmten „bayrischen Brotzeit“ im Anschluss ein Aushängeschild für die Landesgruppe Berlin und ein bedeutender Beitrag für den zivil-militärischen Meinungsaustausch im politischen Berlin. Die Themen orientieren sich am Puls der Zeit, wie etwa „Arabischer Frühling“, „Islamismus“ und „Energiesicherheit“. Aber auch viele Botschafter, wie etwa Chinas, der Ukraine und zuletzt Russlands geben sich die Ehre und referieren über die sicherheitspolitischen Koordinaten ihres Landes.
Diese erfolgreiche Entwicklung beruht nicht zuletzt auf dem Verdienst Claus Janders, der in seinem erstaunlichen Leben die vielfältigsten Kontakte in die Spitze der Politik und des Militärs knüpfen konnte. Am 21.11.1938 in Breslau geboren, wuchs er als Kind im Krieg auf und erlebte Flucht und Vertreibung nach Bayern. Dort begann er eine Lehre, studierte mit Stipendium der Gewerkschaft Architektur und Bauingenieur und verpflichtete sich als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. In zahlreichen Wehrübungen diente er sich zum Oberst d.R. hoch. Als „Arbeiterkind“ geprägt engagierte er sich schon früh in der Gewerkschaft und bei der SPD und stieg in Regensburg bis zum JUSO-Vorsitzenden auf.
Auch in Bonn wurde man auf den engagierten jungen Mann aufmerksam und holte ihn schließlich als Leiter der Bauabteilung zur AW. Die Bundes-SPD beauftragte ihn als Bauleiter mit dem Abbau der „SPD-Baracke“ und deren Umzug von Bonn nach Lübeck, dem Geburtsort von Willy Brandt und dort mit dem originalgetreuen Wiederaufbau der Baracke sowie dem Neubau der SPD-Parteizentrale in Bonn; so wurden aus einem Jahr Jahrzehnte. In Bonn studierte er neben dem Beruf noch Jura und Politischen Wissenschaften und lernte dort in den 70er und 80er Jahren die „Granden“ der SPD und anderer großer Parteien kennen.
Seit 1973 ist der Oberst d.R. Mitglied im Reservistenverband und hatte das Glück, nach seiner aktiven Dienstzeit im Bundesverteidigungsministerium beordert zu sein: so entwickelten sich auch innerhalb der Bundeswehr viele Kontakte; Wehr- und Sicherheitspolitik wurden so zudem sein wissenschaftliches Hauptthema. Er promovierte über den ehemaligen SPD-Verteidigungsminister Georg (Schorsch) Leber zum Dr. phil. In der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen war Jander viele Jahre Beauftragter für die militärische Förderung der Reservisten und organisierte u.a. Ausbildungen des Orts- und Häuserkampfes. Für seine Verdienste für die Bw wurde er mit dem „Ehrenkreuz in Gold“ ausgezeichnet.
Nach der Wende begleitete Jander im Auftrag der Bundesregierung die Eingliederung der NVA in die Bundeswehr: er war einer der beiden Gründer des „Ost-West-Seminars“ und führte Umschulung von 150 Offizieren aus NVA und Volkspolizei zu Industriekaufleuten durch. In dieser Zeit wurde er eines Tages zur russischen Botschaft gerufen, wo er den Auftrag erhielt, den Oberkommandierenden des Warschauer Paktes, Marschall Wiktor Kulikow, durch Berlin zu führen. Später wurde er durch Urkunde des nordrhein-westfäischen Kultusministeriums als Professor für Sicherheitspolitik am technologischen Institut in Moskau berufen und hielt über Jahre Vorlesungen in Russland: dabei erhielt er auch Zugang in Russlands geheime Städte.
1998 zog er zusammen mit seiner Frau, Dr. Ruth Möller, koordinierende Referentin der SPD-Bundestagsfraktion in die neue alte Hauptstadt. Hier erhielt er von der chinesischen Botschaft den Auftrag, die Bauleitung der neuen Residenz des Militärattachés zu übernehmen. Wie schon zuvor entwickelten sich daraus freundschaftliche Beziehungen, die er mit seiner unvoreingenommenen, kontaktfreudigen und kommunikativen Art – so Bezirksbürgermeister Norbert Kopp in seiner Laudatio – für die Arbeit in seiner RK erfolgreich einsetzte. Nach 10 Jahren Arbeit legte Jander sein Amt als Vorsitzender nieder. Norbert Kopp zeichnete ihn für seine Verdienste für die Bürger mit der Ehrenspange in Silber des Bezirks Steglitz-Zehlendorf aus .Am 30. Januar wurden Oberst a.D.d.R. Franz Berger und Major d.R., André Roosen zu seinen Nachfolgern gewählt, Jander zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Für die Zukunft wünscht er sich in der Landesgruppe noch mehr Zusammenarbeit. „In Berlin kann man politisch aus dem Vollen schöpfen“. Da mache es doch Sinn, dass sich alle Reservisten dem gemeinsamen Ziel unterordnen, hochwertige sicherheitspolitische Großveranstaltungen zu organisieren und die Landesgruppe als Ganzes professionell darzustellen.
Ralph Erlmeier
Viel Prominente aus Politik und Militär ließen es sich nicht nehmen, Oberst d.R Claus Jander für sein Engagement zu danken.
Bild und Bildunterschriften: Alle Bilder Ralph Erlmeier