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Landesgruppe Berlin

„Wir brauchen neue Leute, frischen Wind!“




Am 04. Juni 2016 findet die Neuwahl des Landesvorstandes der Landesgruppe Berlin statt. LOYAL gab in einer losen Serie allen Mitgliedern des Vorstandes ein Forum, sich zu präsentieren. Abschluss dieser Serie bildet der Landesvorstand Oberstleutnant d.R. Frank Eick, der sich für die künftige Entwicklung im Landesvorstand vor allem eines wünscht: neue Leute und frischen Wind!
 
LOYAL: 
Herr Eick. Ihr Leben ist geprägt von der Zäsur der „Deutschen Wiedervereinigung“. Können Sie uns in kurzen Worten ihre zivile und militärische Vita schildern, ihre Erfahrungen in zwei deutschen Staaten Erfahrungen wider spiegelt?
 
Ich bin 1960 in Berlin, genauer im Ostteil der Stadt geboren und aufgewachsen. Ich habe die Polytechnische Oberschule besucht, einen Beruf erlernt und das Abitur gemacht. Weil bei mir in der Familie seit Generationen alle Offiziere oder selbstständige Handwerksmeister waren, wollte auch ich schon als Kind Offizier werden. Ich kann also sagen: Offizier wäre ich mit Sicherheit geworden, so oder so, ob in der DDR oder der BRD.
1978 bin ich als Offiziersschüler (Anm.d.Red. entspricht dem Offiziersanwärter) in die NVA einberufen worden. Ich war MotSchütze, gehörte also der „Motorisierten Infanterie“ an und bin 1982 Leutnant geworden.  Bis zur Wende habe ich schließlich beim Wachregiment der NVA in Strausberg gedient: nicht zu verwechseln mit dem „Wachregiment Feliks Dzierzynski“, dem Eliteverband der Staatssicherheit. Zum Schluss war ich beim Regiment Leiter der Unteroffiziersausbildungseinrichtung des „Ministeriums der Nationalen Verteidigung“. Nach dem Fall der Mauer wurde ich im Juni 1990, also noch vor der Wiedervereinigung, als einer von zehn Hauptleuten der NVA zur „Inneren Führung“ kommandiert. An der Militärpolitischen Hochschule in Grünau habe ich zum ersten Mal Oberst a.D. Joachim Hoppe kennen gelernt. Der Oberst war mein Lehgruppenkommandeur in Munster und Preuße durch und durch; für mich als junger Soldat damals schon ein Vorbild.
Am 1. Oktober 1990 erhielt ich schließlich den Marschbefehl nach Munster, am 02. Oktober wurde ich neu eingekleidet und am 03. Oktober habe ich den neuen Fahneneid geschworen. Ein für alle bewegendes Ereignis, wie es ja auch Oberst Hoppe in seinem Vortrag zur 25-Jahr-Feier im Februar schilderte (LOYAL berichtete). Als Angehöriger der Bundeswehr wurde ich „SaZ 2“ und blieb weiter beim Wachregiment in Strausberg. Dann wurde dieses Regiment außer Dienst gestellt; als S1-Offizier habe ich quasi „das Licht ausgemacht“. Anfang Juli 1992 bin ich dann aus dem aktiven Dienst der Bundeswehr ausgeschieden, im Range eines Hauptmanns.
 
LOYAL: 
Wie verlief Ihr ziviles und militärisches Leben nach ihrem Dienstzeitende? War die Eingliederung in die neue deutsche Gesellschaft problematisch?
 
Nein, im Gegenteil. Eines Tages hatte ich im Sanitätsbereich der Offizierschochschule Hannover in einer Bundeswehrzeitschrift eine Anzeige gelesen, dass ein großer amerikanischer Automobilkonzern ehemalige Zeit- und Berufssoldaten sucht, um sein Vertriebssystem in Ostdeutschland aufzubauen. Das hat mich sofort angesprochen. Mit Außerdienststellung des Regiments bin ich quasi dann nahtlos in die Wirtschaft übergewechselt, und habe nochmals eine kaufmännische Ausbildung absolviert, zu meinem Abschluss als Hochschulingenieurökonom. Seitdem bin ich in der Automobilindustrie und seit über 19 Jahren in Führungspositionen tätig.
 
Auch militärisch ging es fast nahtlos weiter. Am 01. Januar 1993 bin ich in den Reservistenverband / Landesgruppe Berlin eingetreten, kam zur RK 01 „Alt-Berlin“ und war dort der einzige ehemalige NVA-Offizier. Die Kameraden haben mich von Anfang an super aufgenommen, die Integrationsleistung in der Bundeswehr und im Reservistenverband war enorm. Für 11 Jahre wurde ich zum RK-Vorsitzenden gewählt. In dieser Zeit hatte ich dann auch den Anstoß gegeben, zum Schießen auf den Truppenübungsplatz Platkow zu gehen. Das war der ehemalige Übungsplatz für meine Unteroffiziersausbildungseinrichtung damals in Strausberg. Die Kameraden auf dem Platz kannten mich überwiegend ja noch persönlich. Die Berliner Reservisten schossen  wiederum ja bislang lediglich auf der Standortschießanlage Bernauer Straße. Als wir dann 1993 zum ersten Mal in Platkow geschossen haben, mit dem Gewehr G3 und dem Maschinengewehr MG1 auf 170 Klappscheiben in einer Entfernung bis 500 Meter, war die Überraschung groß. Da ging natürlich „die Post ab“.
Für viele weitere Jahre war ich darüber hinaus auch noch beordert: war S3-Reserve-Stabsoffizier und habe teilweise auch als Abteilungsleiter S3 den Chef des Stabes vertreten. In meiner Beorderung bin ich schließlich bis zum Oberstleutnant d.R. befördert worden.
 
LOYAL: 
Herr Oberstleuntant, seit vielen Jahren tragen Sie bereits  Verantwortung im Landesvorstand der Landesgruppe Berlin. Blicken Sie für uns auf diese Zeit zurück, auf Erfolge, aber auch Tiefschläge.
 
2009 wurde ich erster stellvertretender Landesvorsitzender der Landesgruppe Berlin und Mitglied des erweiterten Präsidiums des Reservistenverbandes. Nach dem Rücktritt des damaligen ersten Landesvorsitzender Oberst a.D. Pütz, wurde ich zuerst mit der Führung beauftragt. Von Anfang an hatte ich mit dem Landesgeschäftsführer in Berlin ein sehr enges Vertrauensverhältnis. Uns beiden war es sehr wichtig, einen guten Draht zur Bundeswehr her zu stellen, Partner auf Augenhöhe zu sein. Und das ist uns gelungen. Dabei haben uns viele Entscheidungsträger der Bundeswehr in Berlin unterstützt, bis hinauf zu den verschiedenen Generälen für Standortaufgaben. Heute haben wir ein super Verhältnis zur Bundeswehr, arbeiten auf Augenhöhe miteinander. Auch in der Landesgruppe ist Ruhe eingekehrt, das war sehr wichtig. Konstruktivität und Stabilität sind entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Arbeit für und in der Landesgruppe Berlin.
 
LOYAL: 
Könnten Sie uns dieses gute Verhältnis zur Bundeswehr etwas mehr erläutern?
 
Die Landesgruppe Berlin will Partner auf Augenhöhe sein, als Dienstleister der Truppe zur Verfügung stehen, uns mit der Bundeswehr verschränken. Die Berliner Reservisten sind in der Lage in vielen Bereichen mit der Bundeswehr zusammen zu arbeiten und für die Bundeswehr Unterstützungsarbeit zu leisten.
Beispielsweise bei den militärischen Ausbildungen oder beim Schießen. Diese werden in Zusammenarbeit mit dem der Abteilung für Reservistenangelegenheiten und unserem Arbeitskreis Unteroffiziere (AKRU) professionell aufgearbeitet, so dass seit Jahren immer wieder aktive Soldaten zu uns stoßen, um mit uns zu üben oder bei uns ihre erforderlichen Schießleistungen zu absolvieren. Angehende Ärzte vom Bundeswehrkrankenhaus haben beispielsweise mit uns ihre Pflichtübungen geschossen, damit sie Offiziere werden konnten. Auch bei den Angeboten im Bereich IGF/KLF-Leistungsabnahmen oder den Sanitätsausbildungen kommen immer wieder aktive Soldaten, um bei uns ihre notwendigen Nachweise zu erbringen. Umgekehrt werden und wurden wir gerade auch vom Sanitätsregiment 1 Führungsbereich Berlin in Berlin Kladow hervorragend unterstützt, haben ein tolles Verhältnis zum Militärhistorischen Museum Flughafen Berlin Gatow, dem Leiter Oberstleutnant Ralf-Gunter Leonhardt und zur General-Steinhoff-Kaserne. Dank dieser Zusammenarbeit begehen wir beispielsweise den „Tag der Reservisten“ in Berlin zusammen mit dem Flughafenfest in Gatow oder können immer wieder das Gelände des ehemaligen Flughafen Gatow für Ausbildungen und Übungen nutzen. Es war und ist immer ein Geben und Nehmen.
 
LOYAL: 
Gibt es noch weitere Verknüpfungen, die in den letzten Jahren erfolgreich umgesetzt werden konnten?
 
Ganz wichtig: die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Abteilung Standortaufgaben Berlin des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, vor allem der Abteilung Reservistenangelegenheiten Standort, mit der wir die Vision eines modularen Ausbildungsplans realisieren konnten. Karsten Ahrens und ich hatten es iniziiert, für Berlin eine sinnvolle Planung für die militärische Ausbildung zu schaffen, die Schritt für Schritt aufeinander aufbaut. Dies geschah immer in konstruktiver Zusammenarbeit mit der S3-Abteilung, insbesondere der Abteilung für Reservistenangelegenheiten. Der Feldwebel für Reservisten, Stabsfeldwebel Ulrich Naujoks, erarbeitet in Zusammenarbeit mit unserer kompetenten AKRU eine Jahresplanung, die in dieser Abfolge auch umgesetzt wird. In dieser konstruktiven Zusammenarbeit ist es uns gelungen für unsere Reservisten in Berlin eine Ausbildungsplattform zu schaffen, die uns auch bundesweit auszeichnet.
 
Last but not least: Die Aufstellung der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie Berlin. Ursprünglich war für die Hauptstadt keine RSU-Kompanie vorgesehen. Dies wollten wir aber so nicht akzeptieren, hatte doch die rüde Auflösung der Heimatschutzverbände viele, gerade junge Reservisten ihrer militärischen Heimat beraubt und viel verbrannte Erde hinterlassen. Das war mit Sicherheit der Tiefpunkt meiner letzten Jahre. Bei unserem Anliegen war der damalige General für Standortaufgaben, General Peter Braunstein, unser größter Befürworter und Förderer. Obwohl ich als Landesvorsitzender nichts damit zu tun hatte, wurde ich als beorderter (gespiegelter) S3-Abteilungsleiter bei allen Gesprächen beim General und stellvertretenden Kommandeur hinzu gezogen. In der aufzustellenden Kompanie wurden alle Reservisten eingebunden, nicht nur die des Reservistenverbandes; so aber konnten wir wiederum Verbindungen schaffen, zu unseren Angeboten und Ausbildungen. Wie etwa besagte IGF/KLF-Leistungsnachweise.
 
LOYAL: 
Wie gestalteten sich die Jahre im Verband intern?
 
Die Herausforderung war, dass wir diese permanente Umwandlung der letzten Jahre in der Bundeswehr und im Reservistenverband betrifft im Interesse der Reservisten begleiten. Das galt wie besprochen für die Aufstellung der RSU-Kompanie in Berlin. Das galt und gilt aber auch für den Interessensausgleich älterer Reservisten, die die Kameradschaft pflegen wollen, und den jüngeren, für die vor allem die „grüne“ Ausbildung von Bedeutung ist. Deshalb haben wir die Gründung von neuen Reservistenkameradschaften, wie der RK 17 und RK 18, gefördert, da ja der Altersdurchschnitt bei den alteingesessenen Kameradschaften doch teils sehr hoch ist. Darüber hinaus förderten und fördern wir die inhaltliche Schwerpunktsetzung  bei den Kameradschaften. Es ist wichtig zu erkennen, dass nicht alle Kameradschaften alles machen können. Deshalb haben wir es unterstützen, dass die einen, wie die RK 06 „Südwest“ und RK 15 „Julius Leber“ sich vor allem für die Sicherheitspolitik engagieren, während die RK 08 „Süd“ und RK 14 „Günter Halm“ sich auf die militärisch Ausbildung konzentrieren und den Ausbilderpool stellen. Dieser Konzentrationsprozess ist noch nicht zu Ende.
 
LOYAL: 
Also eine Aufgabe für den künftigen Landesvorstand?
 
Genau. Ich stelle mir vor, dass der neue Landesvorstand eine Art „Gebietsreform“ durchführen wird. Die Konzentration auf Schwerpunkte einerseits und die Zusammenlegung von Kameradschaften andererseits, wenn damit bessere und stärkere Strukturen geschaffen werden können. Reservistenkameradschaften sollen sich nicht ausschließlich über Gebietszuordnung definieren, sondern auch über Inhalte. Darüber müssen wir dann natürlich mit dem Vorstand der Kameradschaften sprechen. Aber letztlich wollen wir uns verschlanken und damit uns schlagkräftiger und flexibler machen.
 
LOYAL: 
Weitere Visionen für die Zukunft?
 
Ja: die weitere vertiefte Verschränkung mit der Bundeswehr und mit anderen Landesgruppen. Mir ist es besonders wichtig, die schon mal da gewesene absolut enge Verbindung mit der Landesgruppe Brandenburg wieder zu vertiefen. Momentan ist das leider sehr unbefriedigend, obwohl in den Ausbildungen und Übungen bereits wieder viele Brandenburger Kameraden teilnehmen. Ich möchte das aber auf allen Ebenen und Bereichen wieder voran treiben. Wir sind eine Region und gehören zusammen: wenn wir zusammen arbeiten, können wir mehr erreichen und voneinander profitieren.
 
Und last but not least: Ich möchte für die „Verjüngerung“ des Landesvorstands kämpfen. In den nächsten Jahren kommen große Aufgaben auf uns zu, gerade die Anwerbung neuer, junger Reservisten, sie für unsere Sache zu begeistern und damit unsere Existenz zu sichern. Dabei müssen wir auf allen Ebenen auch für ein modernes, junges Bild arbeiten, das zugleich die älteren, verdienten Mitglieder nicht ausgrenzt, sondern im Gegenteil mitreißt. Das gilt für den medialen Auftritt, für unsere Außenwirkung, für die Arbeit in den Arbeitsgemeinschaften und Kameradschaften und für die Arbeit im Landesvorstand. Wir müssen einen Generationswechsel einleiten, ja bereits jetzt in Teilen vollziehen. Wir brauchen im Vorstand neue Leute, neue Ansätze und frischen Wind. Der Landesvorstand muss authentisch bleiben und Motor für diese jetzt notwendige Verjüngerung sein. Es gibt viele geeignete junge Kameraden, die nun Schritt für Schritt die Verantwortung übernehmen können und müssen!
 
LOYAL:  Ein engagiertes Schlusswort! Vielen Dank für das Gespräch.
 
Ralph Erlmeier

Oberstleutnant d.R. Frank Eick

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