100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieg haben Kasseler Reservisten der Toten gedacht. Am Ehrenmal in der Karlsaue legten die Kasseler Reservisten und Ehemaligenverbände Kränze zu Ehren der Gefallenen beider Weltkriege am Volkstrauertag nieder.Das Kasseler Ehrenmal ist deutschlandweit in Bedeutung und Architektur einmalig. Seit vier Jahren haben die Reservisten der Reservistenkameradschaft Kassel die Federführung über die Veranstaltung übernommen. Auch in diesem Jahr gab es wieder eine beschauliche Teilnahme. Oberleutnant d.R. Valentino Lipardi, Vorsitzender der RK Kassel, hielt die Ansprache. Er beschrieb eindrücklich die Exkursion Kasseler Reservisten nach Flandern. Die Reservisten zeigten sich von den noch heute erkennbaren Spuren des Krieges sehr beeindruckt. Valentino Lipardi mahnte: „Die Gesellschaft muss Verantwortung für ihre Soldaten übernehmen. Aktive, Reservisten, Gefallene.Seit 100 Jahren ist viel passiert. Gutes wie Schlechtes. Doch scheint es heute gebotener denn je, dass man mahnen muss, sich der Gefallenen zu erinnern, um zu zeigen, dass der Tod im Krieg nicht heroischist.“ Zu Gast bei der Veranstaltung waren auch Reverend Richard Downes von den britischen Streitkräften in Bielefeld sowie die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann und weitere Vertreter aus Politik und Gesellschaft. Traditionell erweisen die Kasseler Reservisten auch den Kriegstoten der ehemaligen Kriegsgegner die Ehre. Daher fand auf dem Niederzwehren Cemetery ein so genannter Last Post statt, also eine Gedenkzeremonie der Commonwealth Staaten, die Reverend Richard Downes leitete. Gefreiter Johanna Hörmann verlas während der Veranstaltung das traditionelle englische Gedicht „In Flanders Fields“. Ihr Vater, Kapitän zur See d.R. Jan Hörmann (RK Kassel), hielt Gedenken an den Gräbern die Ansprache und verwies besonders auf die Geschichte des Standortes dieses Commonwealth-Friedhofes, der in Niederzwehren auf dem Keilsberg steht, wo sich vor 100 Jahren ein deutsches Kriegsgefangenenlager befunden hat. In diesem Lager kamen auch 2.000 russische Kriegsgefangene und einige deutsche Soldaten durch eine Epidemie zu Tode, die auf dem benachbarten Russischen Friedhof beigesetzt wurden. Auf diesem Friedhof gedachten die Reservisten ebenfalls der Toten. Valentino Lipardi hielt dort ebenfalls eine Ansprache. Zusammen mit Konsulin Dr. Tatiana Kupalova aus dem Generalkonsulat der Russischen Föderation in Frankfurt am Main legte er zu Ehren der russischen und deutschen Gefallenen Kränze nieder. Konsulin Kupalova mahnte in ihrem Grußwort zu Versöhnung und Frieden und auch Oberleutnant d.R. Lipardi betonte, dass „der Erste Weltkrieg längst Teil unserer Identität geworden sei, Teil unseres gemeinsamen europäischen Schicksals“. Außerdem legten die Reservisten noch ein Gesteck am Gedenkstein für die französischen, belgischen, englischen und russischen Soldaten nieder, die im Niederzwehrener Kriegsgefangenenlager gestorben sind. Der Stein befindet sich zwischen den beiden Friedhöfen und wurde von den Kameraden der Verstorbenen bereits 1916 errichtet.
Prominenz bei Gedenkfeier in Frankfurt
An der Gedenkfeier auf dem alten Jüdischen Friedhof in Frankfurt am Main gedachten Soldaten des Standorts Frankfurt und Reservisten der gefallenen Opfer jüdischen Glaubens im Ersten Weltkrieg. Unter großer Anteilnahme von Repräsentanten des öffentlichen Lebens, darunter der Bürgermeister Frankfurts, Uwe Becker, dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD, Thorsten Schäfer- Gümbel, dem Landeskommandeur, General Olaf von Roeder sowie dem Vorsitzenden der Landesgruppe, Oberst d.R. Volker Stein erinnerte Bundesminister a.D. Dr. Franz-Josef Jung, der vor zehn Jahren dieses Gedenken begründet hatte, an die Opfer aus den jüdischen Gemeinden Deutschlands, die für Kaiser und Vaterland gefallen waren. Er unterstrich den hohen Blutzoll, den auch jüdische Mitbürger in diesem Krieg gezahlt haben und trotzdem von dem nationalsozialistischen Terror im Dritten Reich nicht verschont wurden.
Bild: Michael Laijsev