Osthessische Reservisten gedachten in Fulda dem Widerstand vom 20. Juli 1944
Auf den Tag genau 75 Jahre nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler, gedachten die Soldaten der Reserve in Osthessen einem besonderen Menschen aus unserem Landkreis: Wilm Hosenfeld.
Den Gottesdienst in der Michaelskirche für die Opfer von Krieg und Gewalt hielt Diakon Respondek. Die auf die Kranzniederlegung folgende Gedenkstunde stellte im Jubiläumsjahr die Leistungen und Opfer eines weitgehend unbekannten Helden unserer Region dar. Die Schirmherrschaft hatte dabei der Fuldaer OB Heiko Wingenfeld, der vom Vorsitzenden der osthessischen Reservisten Sven Fey als Ehrengast begrüßt wurde.
Festredner Harald Schäfer (1. Stadtradt der Stadt Gersfeld) zeichnete ein packendes wie auch tragisches Bild vom Leben des Ehrenbürgers:
Wilm Hosenfeld (*1895 in Mackenzell, +1952 in russischer Gefangenschaft) rettete als Wehrmachtsoffizier mindestens 30 polnischen Bürgern, darunter mehreren Juden, das Leben. Aufgrund seines Dienstpostens und dem russischen Verdacht, er könne über nachrichtendienstliches Wissen verfügen, wurde er der Folter unterzogen. Seine Kriegsgefangenschaft endete in Stalingrad ohne Nachweis eines Vergehens und trotz Fürsprache mehrerer Geretteter erst mit seinem Tod.
Sein mutiger Einsatz für die Menschlichkeit wurde einem großen Teil der Bevölkerung erst 2002 durch den Film „Der Pianist – mein wunderbares Überleben“ von Roman Polanski bekannt. Seit 2008 wird sein Name in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem unter dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ geführt.
Für den Reservistenverband in Osthessen schlug Sven Fey den Bogen vom Widerstand im Dritten Reich hin zu den Führungsgrundsätzen unserer heutigen deutschen Streitkräfte:
Das weltweit hochgeachtete Konzept der „inneren Führung“ unserer Bundeswehr steht in der Tradition des Widerstands vom 20. Juli. Der bisher noch übliche Grundsatz vom „unbedingten Gehorsam“ wurde verbindlich vom Prinzip des „gewissengeleiteten Gehorsams“ abgelöst. Das hohe internationale Ansehen der Bundeswehr ist noch heute auch darauf zurückzuführen.