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loyal-Titelthema der Ausgabe Oktober 2019

Die Ausrüstung entscheidet mit, ob Armeen Kriege gewinnen und Soldaten überleben. Doch in der Bundeswehr schießt, fliegt und schwimmt angeblich nichts. Schuld sei vor allem das Beschaffungsamt. Ist an dem Vorwurf etwas dran? Nachforschungen in Koblenz.

Helikopter, Gefechtsstände und Unterhosen

Von Marco Seliger

Es sind hoch geheime Bilder. Sie zeigen Terroristen, die Bomben vergraben, Stellungen ausheben oder sich in der Wüste verstecken. Sie stammen von „Tornados“, die mit ihren Kameras nach den Verbrechern des „Islamischen Staats“ suchen. Doch die Daten, die die deutschen Kampfflugzeuge aus Syrien und dem Irak an den Gefechtsstand im türkischen Incirlik senden, sind nicht sicher. Sie können abgefangen werden. Der Gefechtsstand ist alt und besteht aus Zelten und Containern. Die Gefahr ist groß, dass die Bilder der Tornados von den Terroristen in die falschen Hände geraten. Die Luftwaffe reagiert. Sie brauche einen „abstrahlsicheren Gefechtsstand“, meldet sie vom türkischen Incirlik nach Deutschland. Und zwar nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich. Am besten sofort.

Das war im Mai 2016. Knapp drei Jahre später, im April 2019, bezieht die Luftwaffe ein Gebäude aus 72 Einzelcontainern, ausgestattet mit Rechnern, Bildschirmen und Telefonen. In den Wänden und Türen der Container sind Kupferspiralen verbaut. Sie verhindern, dass Telefonate, Funksprüche und Daten nach außen dringen. Alles ist so, wie die Luftwaffe es wollte. Nur einen Wunsch haben ihr die Beschaffungsbehörden nicht erfüllen können. Der Gefechtsstand konnte nicht sofort, sondern erst nach drei Jahren geliefert werden. „Das mag sich lang anhören, ist in Wirklichkeit aber eine rekordverdächtige Zeit“, sagt Christian Teichmann. „So ein Gefechtsstand ist ja kein Projekt von der Stange.“

Christian Teichmann, 40 Jahre alt, trägt ein kariertes Hemd mit kurzen Ärmeln und eine Brille. Er hat Maschinenbau studiert und arbeitet als „Technischer Regierungsamtsrat“. Teichmann sitzt an einem Besprechungstisch in der „Burg“, dem Hauptsitz des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Koblenz, kurz BAAINBw, und sieht zufrieden aus. „Die Beschaffung des Gefechtsstands ist eine Erfolgsgeschichte, das kann man ruhig auch mal sagen“, erklärt er, während draußen das Signalhorn eines Ausflugsschiffs ertönt. Die „Burg“ befindet sich am Rheinufer, erbaut Anfang des vorigen Jahrhunderts in romanischem Stil als preußisches Regierungspräsidium. Kaiser Wilhelm II. persönlich hatte in die Gestaltung des Gebäudes eingegriffen. Er ließ die Fassaden am Vorbild der Stauffer-Burgen ausrichten. Auf diese Weise wollte er die Macht und Bedeutung des Staats und des Kaisers besonders betonen.

Auch heute steht die „Burg“ noch für Macht und Bedeutung. 1961 übernahm das damalige Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) das Gebäude und richtete darin den Sitz der Amtsleitung ein. Seitdem haben Generationen von Beamten von dem Gebäude am Rhein aus gekauft, was die Bundeswehr brauchte: von Wintersocken bis zum Panzer, von der Unterhose bis zum Kampfjet, vom Koppeltragegestell bis zur Luft-Luft-Rakete. Im Lauf der Jahrzehnte wurden Verträge geschlossen, deren Zahl in die Millionen gehen und deren Volumen mehrere Hundert Milliarden Euro betragen dürfte. Kein Rüstungsprojekt läuft ohne das Beschaffungsamt und ohne Beschaffungsamt läuft nichts in den Streitkräften. Wenn in der Bundeswehr jemand Macht und Bedeutung hat, dann ist es die Behörde in der „Burg“.

Doch selten seit der Gründung der Bundeswehr hat es ein Jahr gegeben, in dem keine Kritik an dem Amt geübt wurde. Es sei zu langsam, ineffizient und überbürokratisiert, lautet der eine Vorwurf. Der andere: Waffen und Ausrüstung seien oft teurer als geplant, kämen später als vereinbart und könnten weniger als vorgesehen. Das sei auch die Schuld des Amts. Von Anfang an war die Behörde umstritten. In den Streitkräften, weil sie so gut wie keinen Einfluss auf die Arbeit des Amts haben, aber die Waffen nutzen müssen, die die Beamten kaufen. Und in der Öffentlichkeit, weil sie den Einkauf von Militärgerät oft genug mit Rüstungsskandalen in Verbindung bringt.

[…]

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