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Loyal – Titelthema des Monats November 2014




Nach 13 Jahren endet nun der längste Kriegseinsatz in der Geschichte der Nato. Mit dem Abzug der Isaf-Truppen beginnt eine Übergangsphase, in der Afghanistan unwiderruflich lernen muss, auf eigenen Beinen zu stehen. Es deutet sich an, dass dies nicht ohne weiteres Blutvergießen abgehen wird.

Kein Frieden in Sicht

Aus Kabul von Marco SeligerDie Überschrift meines ersten Artikels über den Afghanistaneinsatz lautete: „Grün ist die Farbe der Hoffnung“. Er handelte von Bundeswehrsoldaten, die der Direktorin einer Mädchenschule am Rand Kabuls Tische und Stühle übergeben hatten. Die Wand des Schulgebäudes war grün gestrichen, ich nahm an, damit sollte der Hoffnung der Kinder und des ganzen Landes auf den Beginn einer Zukunft in Frieden Ausdruck verliehen werden. Das war im Oktober 2002. Seitdem war ich 20 Mal in Afghanistan, Frieden aber habe ich in diesem Land auf all den Reisen nicht gefunden, allenfalls den Wunsch der Menschen danach gespürt. Im September bin ich zurückgekehrt nach Kabul, drei Monate vor dem Ende der nun 13 Jahre andauernden Isaf-Mission. Bevor ich in der Hauptstadt ankam, musste ich einen Zwischenstopp in Camp Marmal, dem Bundeswehrstützpunkt in Mazar-e-Sharif, einlegen.

Das nahende Ende des Kriegs zeigt sich im Speisesaal. Vor zwei Jahren saßen die Soldaten hier Schulter an Schulter, heute sind die Reihen gelichtet. Draußen reißen Bauarbeiter das Ecolog-Gebäude ab, in dem die Soldaten zwischen Atrium und „Dining Facility“ immer ihre Wäsche zum Reinigen abgegeben haben. Auf der anderen Seite des Speisesaals hebt ein Kran Container auf Lastwagen, die 6000 Kilometer und knapp zwei Wochen später in Deutschland wieder abgeladen werden. Camp Marmal wird allmählich aufgegeben. Am 31. Dezember 2015 endet die Bundeswehrpräsenz hier, dann gibt es in Afghanistan nur noch einige deutsche Militärberater beim Verteidigungsministerium in Kabul. Von den in der Hochzeit des Einsatzes 6.000 Männern und Frauen aus zwei Dutzend Staaten werden im kommenden Jahr noch 1.200 in „MeS“, wie Mazar-e-Sharif in der Bundeswehr kurz genannt wird, stationiert sein, darunter etwa 500 Deutsche. Kaum einer der mehr als tausend Wohn- und Bürocontainer, in denen seit dem Aufbau des Feldlagers im Jahr 2005 mehr als 100.000 Soldaten gearbeitet und geschlafen haben, wird nach Deutschland zurückgebracht. Sie werden vor Ort versteigert oder verschrottet.

In Mazar-e-Sharif war der Krieg in all den Jahren nur selten zu spüren. Gekämpft wurde woanders. Doch sein „Sound“ war zu hören: das Brummen der Propellerflugzeuge, das Fauchen der Kampfjets und das Hämmern der Hubschrauberrotoren, der ganze infernalische Lärm der Militärmaschinerie, die der Westen in den vergangenen Jahren in „MeS“ aufgefahren hat, um Nordafghanistan in den Griff zu kriegen. Nun ist der „Sound“ des Kriegs abgedreht. Hin und wieder startet oder landet eine der vier noch in Mazar-e-Sharif stationierten Transall, hin und wieder hebt eine der drei CH-53 ab. Zum Jahresende sollen die Transall nach 13 Jahren aus Afghanistan abgezogen werden. Aus Deutschland fliegen die Soldaten dann nicht mehr über Termez, um dort vom Airbus auf Transall umzusteigen, sondern direkt nach „MeS“. Sie könnten alternativ auch mit Turkish Airlines reisen, die Mazar-e-Sharif inzwischen drei Mal pro Woche von Istanbul aus anfliegt. Vom kommenden Jahr an werden die innerafghanischen Flüge der Isaf-Nachfolgemission vollständig von Privatfirmen übernommen.