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Eine Initiative zum Thema Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zeigt mit ihrem Internet-Angebot Wege aus dem Seelendunkel
Gibt man bei der Suche im Internet den Terminus "Posttraumatische Belastungsstörung" ein, findet man zahlreiche Seiten, die sich mit dem psychischen Krankheitsbild befassen, Erklärungsansätze liefern und die Symptome darlegen. Doch wo Betroffene praktische Hilfe erwarten können, ist nicht sofort ersichtlich. Dabei handelt es sich um eine schwerwiegende Krankheit, die jeden treffen kann. Besonders gefährdet sind jedoch aktive Soldaten und Reservisten in Ausnahmesituationen, wie einem Auslandseinsatz.
Hauptfeldwebel Frank Eggen mit Reinhold Robbe und Oberfeldarzt Dr. Peter Zimmermann (Fotos: www.angriff-auf-die-seele.de).
Die Einsätze waren es auch, die den Initiator Hauptfeldwebel Frank Eggen im Februar 2008 auf die Idee brachten – indirekt zumindest. Der Film "Nacht vor Augen", der Anfang dieses Jahres fertiggestellt wurde und unter anderem den First Steps Preis 2008 gewann, befasst sich sensibel mit genau diesem Thema. Nach einem Auslandseinsatz in Afghanistan kehrt ein junger Bundeswehrsoldat in seine Heimat zurück, doch eine innere Unruhe und ein stetiger Wechsel zwischen Spiel und Gewalt halten ihn fest im Griff. Wie ihm geht es vielen Soldaten – Zeit zu handeln, dachte sich Frank Eggen gemeinsam mit Oberfeldarzt Dr. Peter Zimmermann vom Bundeswehrkrankenhaus in Berlin.
Was steckt dahinter?
Hinter der "Posttraumatischen Belastungsstörung" verbirgt sich eine schwere und lähmende Stressreaktion, die sogar zur Berufsunfähigkeit führen kann. Das Erleben einer oder mehrerer auslösender Ereignisse ist dabei eine rein subjektive Wahrnehmung, die Schwere dieser Faktoren ist also von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Das Spektrum reicht von Kriegserlebnissen und Katastrophenfällen, Androhungen von Gewalt und Misshandlung bis hin zum Erleben von persönlichen Verlusten.
Die im Mai 2008 ins Leben gerufene Initiative "Angriff auf die Seele" versucht aber nicht erst Hilfe im Ernstfall zu bieten, sondern setzt schon vorher an: die Psyche für den Einsatz stärken sowie mit der sogenannten "Psychohygiene" während und nach dem Einsatz, werden wichtige Ansätze geschaffen, sich bestmöglich vorzubereiten und das Ausbilden einer PTBS-Störung im Keim zu ersticken. Eine Garantie kann diese Präventivmaßnahme natürlich nicht sein.
Mit der Unruhe nicht allein
Beobachtet man bei sich Symptome einer PTBS, ist man nicht auf sich alleine gestellt. Dies ist eine wichtige Botschaft, die die Internetseite in die Außenwelt transportiert. Auch der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, und der Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberst Bernhard Gertz und der Präsident des Reservistenverbandes Ernst-Reinhard Beck MdB, unterstützen das Angebot.
Andere Voraussetzungen und eine neue Gefahrenlage erwarten Soldaten heutzutage im Auslandseinsatz. In der Einsatzvorbereitung habe die Bundeswehr schon einiges auf den Weg gebracht, äußerte sich Reinhold Robbe in einem Interview, doch PTBS müsse in der Wehrmedizin noch stärker in den Fokus rücken. Oberst Gertz stellt in einem Interview mit INTRANET aktuell im Jahr 2007 heraus, dass es wichtig ist, "die Anzahl der ausgebildeten Peers zu erhöhen und auch eine 24-stündige kostenlose Hotline zur anonymen Beratung und Betreuung einzurichten."
Rat vom Fachmann – Ansprechpartner/Hotline
Diesen Ansatzpunkt greift die Initiative im Internet auf. Wo wird behandelt, an wen kann ich mich wenden, wo erhalte ich als ehemaliger Soldat und Reservist Rat und Hilfe – alle diese Fragen werden beantwortet. Wer sich zum Beispiel als Angehöriger mit dem Krankheitsbild auseinandersetzen möchte, erhält Buchtipps oder kann sich einen Rat von Facharzt Dr. Zimmermann holen. Alle Angaben werden dabei natürlich streng vertraulich, und auf Wunsch auch anonym, behandelt.
PTBS – oder nicht?
Die Hilfe, die Hauptfeldwebel Eggen und Oberfeldarzt Dr. Zimmermann anbieten, wird angenommen. Jede Woche treffen Anfragen von Angehörigen, Soldaten und Reservisten, ein, die allgemeinen Informationsbedarf decken möchten oder selbst betroffen sind und den ersten Schritt in Richtung Behandlung und Genesung wagen.
Einer Behandlung voran steht die Diagnose: PTBS, ja oder nein. Es muss nicht immer eine posttraumatische Belastungsstörung sein, wenn man an Alpträumen, Schlafstörungen, gedrückter Stimmung und Gereiztheit leidet. Doch die Wahrscheinlichkeit und die Symptombelastung erhöhen sich mit jeder positiv beantworteten Frage im Onlinetest PTSS-10. Dabei handelt es sich um einen kurzen Test für die Diagnostik von Posttraumatischen Belastungsstörungen, der auf internationalen Diagnosekriterien (DSM-III-R) basiert. In der Bundeswehr wird dieser Test bei jedem Soldaten nach der Rückkehr aus dem Auslandseinsatz durchgeführt.
Hilfe zur Selbsthilfe
"Unter der Internet-Adresse www.angriff-auf-die-seele.de finden sich wichtige Informationen für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die im Auslandseinsatz besonderen psychischen Belastungen ausgesetzt sind," äußert sich der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, im Vorwort und nennt die Initiative ein "Beispiel für eine Hilfe zur Selbsthilfe". "Das Internet-Angebot richtet sich aber nicht nur an die aktiven Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, sondern auch an ehemalige Einsatzsoldaten, einschließlich Reservistinnen und Reservisten, sowie an die zurückgebliebenen Angehörigen, die vielfältige neue Herausforderungen bewältigen müssen und dabei psychosozialer Unterstützung bedürfen."

Text: Anna Beutel

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