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In weiten Teilen Malis herrscht Anarchie. Drogenbanden und Menschenhändler können ungestört ihren Geschäften nachgehen, Islamisten verüben regelmäßig Anschläge. Wie konnte es in einem vielversprechenden, demokratischen Land mit reicher Kultur so weit kommen?

Von Julia Egleder

1960: Unabhänigkeit Malis
Aus der ehemaligen französischen Kolonie wird ein sozialistisch geprägter Einparteienstaat. Doch die Volksgruppe der Tuareg lebt weit von den Zentren der Macht entfernt im Norden des Landes und fühlt sich kulturell und politisch nicht zugehörig. Die Tuareg bleiben von politischer Teilhabe und Entwicklung ausgeschlossen. 1963 rebellieren sie zum ersten Mal gegen die Zentralregierung unter Präsident Modibo Keita, der sie zur Aufgabe ihrer nomadischen Lebensweise zwingen will. In den Jahren 1990, 2006 und 2012 kommt es zu weiteren Rebellionen. Die Tuareg fordern mehr Entwicklung und Autonomie des Nordens oder einen eigenen Tuareg-Staat, den sie Azawad nennen. Überdies konkurrieren miteinander rivalisierende Tuareg- und andere ethnische Gruppen, wie Peul und Songhais, in der wirtschaftlich schwachen Sahelzone um knappe Ressourcen.

1992: Erste freie Wahlen
Nach dem Sturz des Militärherrschers Moussa Traoré finden freie Wahlen im Land statt. Mali gilt seitdem als demokratisches Musterland Afrikas und erhält hohe internationale Zuwendungen. Aber: Die Verwaltung bleibt ineffizient und korrupt und die Bevölkerung arm. Auch die Demokratie bringt keine Lösung der Tuareg-Frage. Von der neu gewählten Regierung fühlt sich die Volksgruppe ebenso wenig repräsentiert wie von deren Vorgängern.

21. März 2012: Militärputsch
In der Hauptstadt Bamako putschen Einheiten der malischen Armee gegen die Regierung von Amadou Toumani Touré. Sie werfen der Regierung Unfähigkeit bei der Bekämpfung einer erneuten Tuareg-Revolte vor. Vorausgegangen war der Zusammenbruch des libyschen Regimes von Muammar al-Gaddafi, dem viele malische Tuaregs gedient haben. Sie erstürmen nun das Land, ausgerüstet mit Waffen aus Gaddafis Arsenalen. Die malische Armee hat dem wenig entgegenzusetzen.

6. April 2012: Ausrufung des unabhängigen Staates Azawad
Die aufständischen Tuareg nutzen das nach dem Putsch entstandene Machtvakuum, um am 6. April 2012 den unabhängigen Tuareg-Staat Azawad auszurufen. Innerhalb kürzester Zeit erobern sie Kidal, Gao und Timbuktu – die wichtigsten Städte des Nordens. Die eher säkular ausgerichteten Rebellengruppen der Tuareg verlieren aber schnell ihren Einfluss an die islamistisch-dschihadistischen Gruppen Al-Qaida im Islamischen Maghreb und Ansar Dine. Die Islamisten zwingen der Bevölkerung in den von ihnen besetzten Städten ihre fundamentalistische Auslegung der Scharia auf. Alte Kulturgüter, religiöse Denkmäler sowie Schriften des afrikanischen Islam werden zerstört. Tausende Menschen fliehen in den Süden Malis oder in die Nachbarländer.

Januar 2013: Französische Armee interveniert
Französische Verbände und tschadische Elitetruppen befreien die besetzten Städte, töten viele Islamisten oder treiben sie in die Berge des Nordens oder in die Nachbarstaaten. Es gelingt ihnen jedoch nicht, sie dauerhaft zu besiegen.

25. April 2013: Entscheidung für UN-Mission Minusma
Der UN-Sicherheitsrat stimmt mit der Resolution 2100 für die Entsendung einer internationalen Blauhelmmission mit bis zu 12.680 Soldaten. Minusma löst die französische Mission Serval ab. Die Blauhelm-Soldaten sollen verhindern, dass es zu erneuten Kampfhandlungen zwischen Tuareggruppen und malischer Armee kommt. Eine weitere UN-Resolution vom Juni 2014 ergänzt das Minusma-Mandat. Nun dürfen die UN-Truppen auch Zivilisten schützen und den politischen Dialog- und Versöhnungsprozess sowie den Wiederaufbau des Sicherheitsapparates unterstützen.

28. Juli 2013: Wahlen
Nach dem Putsch vom April 2012 besteht die internationale Gemeinschaft auf einer schnellen Durchführung von Wahlen, um eine demokratisch legitimierte Regierung zu bilden. Der ehemalige Ministerpräsident Ibrahim Boubacar Keita setzt sich im August 2013 im zweiten Wahlgang durch.

2015: Anschläge in Bamako
Am 8. März greifen bewaffnete Islamisten ein Restaurant in Malis Hauptstadt Bamako an. Fünf Menschen sterben. Ende November nehmen Mitglieder einer islamistischen Gruppe im Hotel "Radisson Blue" über 100 meist ausländische Hotelgäste als Geiseln. Mehr als 20 von ihnen werden von den Terroristen getötet.

15. Mai 2015: Friedensvertrag von Bamako
Nach langwierigen Verhandlungen unterschreiben Regierungsvertreter und Vertreter von bewaffneten Tuareg-Gruppen den Vertrag von Bamako. Das Abkommen sieht mehr Autonomie für den Norden vor. Die Separatisten verpflichten sich, die Regierung Keita anzuerkennen. Islamistische Gruppen unterzeichnen den Vertrag nicht.

Aktuell
Der im Land stationierten internationalen Friedenstruppe Minusma gelingt es nicht, die Lage zu stabilisieren. Stattdessen hat sie hohe Verluste. Bisher starben 70 Soldaten bei Kämpfen und Sprengstoffanschlägen. Die Lage ist unübersichtlich. Es bekriegen sich verschiedene Konfliktparteien mit unterschiedlichen Interessen und fließenden Übergängen. Dabei handelt es sich um Tuareg-Separatisten, Milizen verschiedener ethnischer Gruppen, islamistische Terrorgruppen sowie Schmuggler und Kriminelle, denen Kontakte bis in die Regierung in Bamako nachgesagt werden.
 

 
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Symbolbild oben: Deutsche Pionierausbilder der EUTM Mali weisen
die malischen Soldaten in ihre zukünftigen Aufgaben ein.
Der Zugführer der malischen Soldaten übersetzt ins Bambara,
der zweiten Landessprache.
(Foto: Bundeswehr / Alyssa Bier / flickr)

Lesen Sie am Freitag auf reservistenverband.de den dritten Mali-Artikel aus der aktuellen 'loyal':
"Der Einsatzauswerter".

 

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