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Bei dieser Ausbildung gehen Soldaten ans Limit

Die Ausbildung zum Minentaucher gehört zu den Härtesten der Bundeswehr. Reservist Ulrich Kellner war vor Ort und berichtet vom Lehrgang, den nun 1000 Soldaten bestanden haben.

Abtauchen zum Einsatz.

(Foto: Ulrich Kellner)

bundeswehrMarine

Marinehafen Eckernförde, die Wassertemperatur liegt bei vier Grad Celsius. Nach 30 Minuten tauchen die Soldaten auf. Oberleutnant zur See Ivo Friedrich schaut zu, wie die ersten Hände und Köpfe aus der kalten Ostsee schießen. Die Finger sind blau angelaufen. „Habt ihr alles vergessen?“, brüllt Friedrich. Er bildet bei der Minentaucherkompanie in Eckernförde Soldaten zu Minentauchern aus. „Keine Taucherhandschuhe dabei, wo ist die Bodyleine zu deinem Spannmann (zweiter Taucher) und warum wurde die Leuchtdiode falsch in die Tauchermaske vom Tauchgerät eingesetzt?“, Oberleutnant zur See Friedrich zählt weitere Fehler auf. In der Summe waren es zu viele. Widerworte lässt er nicht gelten. „Es geht um eure Sicherheit beim Tauchen und diese Grundlagen müssen einfach sitzen!“, verdeutlicht der Hörsaalleiter.

Minentaucher sind vielseitig

Zwölf Soldaten haben den Lehrgang vor einigen Monaten begonnen. Sie werden als Taucher, Feuerwerker und Kampfmittelbeseitiger über und unter Wasser eingesetzt. Zu den weiteren spezialisierten Ausbildungen zählen Sprengleiterlehrgang mit Taucheinsatz, Kraftbootfahrer, Schiffssicherungsgruppenführer sowie eine Feuerwerker-Ausbildung mit Explosive Ordnance Disposal (Kampfmittelbeseitigung) und Improvised Explosive Devices (Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen). Zum Auftrag der Minentaucher gehören das Suchen, Identifizieren und Vernichten oder das Bergen von Seeminen und anderen Kampfmitteln sowie das Bedienen von Unterwasserdrohnen und der Schutz von eigenen Schiffen und Marineanlagen vor Kampfmitteln im In- und Ausland. Aber auch Rettungs- und Bergungseinsätze zählen zu den Aufgaben.


Besondere Technik:

Seit 2002 wurde das Tauchgerät „FGT II“ (Fertig-Gas-Tauchgerät) durch ein geschlossenes, elektronisch gesteuertes Mischgaskreislauftauchgerät, das „Stealth EOD-M“ (Explosive Ordnance Disposal-Marine; zu Deutsch: Kampfmittelbeseitigung Marine) der Firma Divex ersetzt. Mit diesem Kreislauftauchgerät können die Minentaucher in einer Tiefe von bis zu 54 Metern arbeiten. Das ist einzigartig. Keine andere deutsche Behörde kann das leisten.

Die Taucher der Marine sind auf geräuscharme und anti-magnetische Ausrüstung angewiesen. Das erfüllt das Tauchgerät zum Beispiel durch sein geschlossenes System. Dies stößt beim Tauchgang keine verräterischen oder störenden Bläschen aus. Aus einer Atemgasflasche und der Sauerstoffflasche mischt das System, auf den individuellen Verbrauch des Tauchers und die Tauchtiefe abgestimmt, die Atemluft. Die ausgeatmete Luft wird dabei aufbereitet, nicht abgeführt.


Oberleutnant zur See Friedrich diktiert den Soldaten das Programm zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit: Rumpfbeugen, Liegestütze und Sit-ups, sechs Serien mit 50 Wiederholungen. Während der Ausbildung gehen die Soldaten bis an ihr körperliches Limit. Die Ausfälle, vom Taucherarzt bescheinigt, lassen nicht lange auf sich warten. Nach einigen Wochen und Monaten sind noch sechs Lehrgangsteilnehmer mit dabei. „Das ist normal“, sagt Ausbildungsleiter Oberleutnant zur See Ivo Friedrich. „Die Ausfallquote liegt bei 50 Prozent.“

Abschlussprüfung

Sechs entbehrungsreiche Ausbildungsmonate liegen hinter den Soldaten, die den ständigen Wechsel zwischen Theorie und Praxis, körperlicher Anstrengung, Niederlagen und Höhepunkten ausgehalten haben. Nun stehen die Soldaten vor ihrer Abschlussprüfung – mit einer Laufstrecke von 20 Kilometern, die mit kleineren Überraschungseinlagen angereichert ist, und einer Schwimmstrecke in der Ostsee von rund zehn Kilometern.

Nach mehr als vier Stunden können die Schwimmer das Ziel bereits erkennen. Zur Begrüßung werden Leuchtraketen in den Himmel geschossen. Als Empfangskomitee warten dort bereits Vertreter der Minentaucherkompanie sowie der Kompaniechef Kapitänleutnant Boris Melching. Alle Soldaten, die aus ihrer eigenen Erfahrung diese immense Leistung kennen, honorieren die Leistung der sechs Lehrgangsteilnehmer.

Erschöpft aber glücklich

Nach der Ankunft auf festem Boden und der Meldung an den Hörsaalleiter Minentaucherausbildung, Oberleutnant zur See Ivo Friedrich, und den Kommandeur des Seebataillons Eckernförde, Fregattenkapitän Axel Meißel, erhalten die erschöpften aber überglücklichen Absolventen Glückwünsche von ihren neuen Kameraden. Mit dem Ende des Minentaucherlehrgangs II/2017 wurden ein Offizier, ein Oberbootsmann, zwei Bootsmänner und zwei Obermaate zu Minentauchern ernannt. Unter ihnen ist der 1000. Lehrgangsteilnehmer seit 1958.

 

Ulrich Kellner / red

 

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