Brigadegeneral Golks mahnt zu anderer Kultur im Umgang mit Reservisten
Seit Montag geht er seiner neuen Aufgabe in Bonn nach. Zwischen Umzug, Vorbereitungen und Einarbeitung nahm sich der General Zeit für ein kurzes Interview. Mit dem Reservistenverband sprach Golks über seine neuen Aufgaben, seinen Einsatz für die Reserve und brach liegendes Potenzial.
reservistenverband.de: Herr General, wie sieht Ihr neues Aufgabenfeld aus ?
Brigadegenral Reinhard Golks: Ich werde ab Indienststellung des Kommandos Streitkräftebasis (Kdo SKB) zum Ende des dritten Quartals die Aufgaben des Abteilungsleiters Planung wahrnehmen. Die Abteilung Planung besteht in der Zielstruktur aus den Unterabteilungen Planung, Weiterentwicklung, Fähigkeitsmanagement/Betrieb und Organisation und umfasst rund 240 zivile Mitarbeiter und Soldaten. Meine wesentliche Aufgabe ist die Beratung der Kommandoführung und des Stabes in allen Handlungsfeldern der Transformation, insbesondere bei Fähigkeits- bzw. Aufgabenbereichsübergreifenden Querschnittsaufgaben der Weiterentwicklung und Grundsatzangelegenheiten der Streitkräftebasis.
reservistenverband.de: Inwiefern werden Sie sich in Zukunft für die Reserve einsetzen können ?
Golks: Der Inspekteur der Streitkräftebasis hat entschieden, dass ich die Aufgabe Beauftragter für Reservistenangelegenheiten der Streitkräftebasis voraussichtlich solange weiter wahrnehme, bis die personelle Neubesetzung in seinem Kdo SKB abgeschlossen ist. Der Inspekteur der Streitkräftebasis, Vizeadmiral Manfred Nielson, will damit unter anderem die Kontinuität in der Aufgabenwahrnehmung sicherstellen und nicht mehrfach die Zuständigkeiten wechseln. Insofern wird sich an meiner Aufgabenwahrnehmung nicht viel ändern.
reservistenverband.de: Worauf legen Sie dabei Wert?
Golks: Für mich ist wichtig, Reservisten vor Ort bei militärischem Dienst, bei Wettkämpfen oder in der Ausbildung zu erleben. Dazu werde ich an meinem ersten Wochenende in Bonn eine Hochwertausbildung von Regionalen Initiativen auf einem Truppenübungsplatz besuchen. Diese Erlebnisse und Gespräche mit Reservistinnen und Reservisten geben mir häufig Anregungen für die weitere Ausgestaltung der Reserve der Streitkräftebasis.
Zweitens ist mir wichtig, dass wir die Ressource "Reservist" noch besser ausschöpfen, als wir dies bisher geschafft haben. Mein Eindruck ist, dass Kapazitäten williger Reservistinnen und Reservisten brach liegen, weil diese nicht so angesprochen werden, wie sie es von der Bundeswehr erwarten. Hieran wird bereits an vielen Stellen intensiv gearbeitet. Aber auch unsere Kultur im Umgang mit Reservisten muss sich ändern. Es geht heute nicht mehr darum, Reservistinnen und Reservisten auftragsgemäß in eine bestehende Struktur zu integrieren. Wir brauchen einen bestimmten Anteil der Reservisten mehr denn je. Unsere Abhängigkeit von willigen, gut ausgebildeten, qualifizierten und schnell integrierbaren Reservistinnen und Reservisten wird zunehmen. Wir haben heute die notwendige Flexibilität, zum Beispiel mit der Personalreserve, um uns gewinnbringend für beide Seiten aufzustellen.
Dies bringt mich zu meinem dritten Punkt. Weder die Bundeswehr noch die in der Reservistenarbeit tätigen Verbände und Vereinigungen können allein die anstehenden Aufgaben im Themenbereich Reserve bewältigen, das geht nur gemeinsam und ist auch so gewollt. Und wir müssen auch gemeinsam besser werden. Einerseits müssen wir die in der Reservistenarbeit tätigen Verbände und Vereinigungen, insbesondere den Reservistenverband, wieder stärker in unseren Truppenalltag, den Grundbetrieb integrieren. Dazu zählt auch, dass wir das unzulässigerweise verallgemeinerte Image einiger weniger Reservistenvereinigungen strategisch verbessern. Andererseits müssen wir die Ressourcen, die uns jeweils zur Verfügung gestellt werden, zielführend nutzen. Dem Reservistenverband ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Ausbildung von Regionalen Initiativen zu sponsern. Mit seiner Ankündigung, die „Anschubfinanzierung“ der Ausbildung für die in der Aufstellung befindlichen Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte der Landeskommandos im Übergang zu übernehmen, demonstrieren wir Gemeinsamkeit. Ich wünsche mir weitere Projekte dieser Art.
reservistenverband.de: Inwiefern bedeutet der Umzug nach Bonn bzw. ins Rheinland ein Stück mehr Lebensqualität ?
Golks: In gewisser Weise ist das richtig. Das Pendeln über Jahre hat deutlich mehr Nach- als Vorteile. Ein Wechsel des Dienstpostens und der Aufgabe alle paar Jahre ist erfrischend, wenn dadurch auch ein Nachteil beseitigt werden kann, ist das sicher ein Stück mehr an Lebensqualität, die auch der Familie zu Gute kommt.
reservistenverband.de: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Sören Peters
Bild oben:
Brigadegeneral Reinhard Golks
bei einem Vortrag.
(Foto: Pressestelle SKUKdo, Bearbeitung: spe)
Bild unten:
Golks als Gastredner beim
Reservistenverband.
(Foto: Archiv)