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Die Reserve

Das neue Konzept der Reserve des Heeres

Was kommt in der Landes- und Bündnisverteidigung auf die Reserve im Heer zu? Das erläutert hier Generalleutnant Johann Langenegger, der auf das neue Konzept der Reserve des Heeres eingeht.

Ausbildung am "Sandkasten": Das Ziel bei der Umsetzung der Strategie der Reserve im Heer ist eine enge Verzahnung zwischen aktiven Truppenteilen und Reserve.

Foto: Bundeswehr/Twardy

heerreserve

Ein Beispiel aus dem wahren Leben: Hauptfeldwebel der Reserve Müller, zwölf Jahre Zeitsoldat bei der Panzertruppe, wechselte als Beamter in den Verwaltungsdienst seiner Heimatstadt. Eine Berufssoldatenlaufbahn kam für ihn nicht in Frage, aber so ganz wollte er „seinen“ Kampfpanzer Leopard und die erlebte Kameradschaft doch nicht hinter sich lassen. Deshalb übt er – im Einvernehmen mit seiner Kommune – regelmäßig im Heer als Reservist auf einem Spiegeldienstposten in seiner Stammeinheit. Im Frühjahr 2020 meldete er sich zunächst freiwillig für die Amtshilfe der Bundeswehr gegen Covid-19. Als kürzlich einige Soldaten der enhanced Forward Presence Battle Group (verstärkte Vornepräsenz, eFP) Litauen aus seinem Bataillon coronabedingt repatriiert werden mussten, sprang er sofort ein, er war ja einsatzbereit! Nach zwei Monaten als Panzerzugführer kehrte er kürzlich aus Litauen zurück an den Schreibtisch in seiner Heimatstadt. Reserve hat Ruh, bis zum nächsten Mal!

Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich: Die aktive Truppe ist bereits heute zwingend auf eine verlässliche Reserve angewiesen und mit zusätzlichen Aufgaben wird deren Stellenwert absehbar weiter steigen.

Amtshilfe nicht ohne Folgewirkungen

Zurzeit sind sowohl die aktive Truppe, aber auch viele Reservistinnen und Reservisten in der Amtshilfe eingesetzt – die Unterstützung in der Pandemiebewältigung ist für uns Soldaten selbstverständlich und wird von den Menschen in unserem Land dankbar angenommen. Jedoch hat die mit etwa 12.000 bereitgehaltenen Soldatinnen und Soldaten des Heeres sehr umfangreiche Einbindung in der Amtshilfe auch Folgewirkungen. Lehrgänge, Ausbildungs- und Übungsvorhaben können – nicht nur aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen – seit nunmehr über einem Jahr lediglich in stark eingeschränktem Maße durchgeführt werden. Die dadurch schon entstandene und immer noch wachsende Bugwelle werden wir in den nächsten Monaten und Jahren aufarbeiten müssen. Das ist auch notwendig, denn Lehrgänge, Ausbildungs- und Übungsvorhaben bereiten uns auf unser Kerngeschäft vor: unsere Einsatz(gleichen)verpflichtungen, in denen das Heer über 50 Prozent der Truppe stellt.

Reservedienstleistende vom Unterstützungsbataillon Einsatz 1 trainieren während einer Spähtrupplage das Contact-Drill Schießverfahren. Die Grundbeorderung ab dem 1. Oktober soll verlässliche Verfügbarkeit im Katastrophenfall gewährleisten. (Foto: Bundeswehr/Schulze)

Um im gesamten Einsatzspektrum bestehen zu können, richten wir unser Heer seit 2014 im laufenden Betrieb wieder konsequent auf die Anforderungen der Landes- und Bündnisverteidigung aus. Dabei gilt: „Wer Landes- und Bündnisverteidigung beherrscht, ist auch fit für die Einsätze im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements“. Entscheidend für Überlegenheit und Erfolg sind eine zeitgemäße materielle Ausstattung, aber auch die personelle Aufwuchsfähigkeit, die nur gemeinsam mit unseren Reservistinnen und Reservisten zu leisten sein wird.

20.000 Verstärkungsdienstposten für die Reserve

Deshalb wird die Reserve des Deutschen Heeres in Quantität und Qualität schrittweise an die steigenden Anforderungen angepasst. Mit dem jüngst vom Inspekteur des Heeres erlassenen „Konzept der Reserve des Heeres“ haben wir die Grundlagen hierfür gelegt. Dieses Konzept gibt zukunftsweisende Eckpfeiler als Handlungsrahmen vor, lässt aber dennoch Raum für eventuell später erforderliche Anpassungen. Um unseren Bündnisverpflichtungen nachkommen zu können, benötigen wir neben den knapp 60.000 Dienstposten für Aktive weitere 20.000 Verstärkungsdienstposten für Reservistinnen und Reservisten. Mit neuen, nicht-aktiven Strukturen und einem geeigneten Aufwuchsprinzip werden wir unsere Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen und unsere Durchhaltefähigkeit für 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche sicherstellen. Reservistinnen und Reservisten sind unverzichtbar für eine schlagkräftige Truppe. Aktive und Reserve werden wir auf allen Ebenen eng miteinander verzahnen. Weil ein Uhrwerk nur dann zuverlässig arbeitet, wenn alle Rädchen präzise ineinandergreifen, werden wir unsere Reserve zukünftig bereits im Grundbetrieb wieder tief in die aktive Truppe integrieren – es darf und wird „kein Heer im Heer“ geben!

Zur raschen Erhöhung der Einsatzbereitschaft werden wir vorhandene Strukturen je nach Bedarf zusätzlich zu einberufenen Reservistinnen und Reservisten mit Aktiven aus der Militärischen Grundorganisation, das heißt aus den Ausbildungseinrichtungen oder dem Amt für Heeresentwicklung hochfahren. Auf deren Stellen rücken dann angemessen qualifizierte Reservistinnen und Reservisten nach. Wir erkennen hier das „Prinzip der aktiven MobErgänzung“ aus früheren Jahren wieder.Die Umfänge unserer Personalreserve und Verstärkungsreserve werden wir signifikant erhöhen.

Reservistendienst wird fordernder und attraktiver

Unser eingangs erwähnter Hauptfeldwebel der Reserve Müller ist für seine Kompanie in Litauen „eine Bank“ – es ist ein Gewinn für ihn wie für seine Einheit: er kann sich mit den Erfahrungen aus seiner aktiven Dienstzeit einbringen, sich weiter qualifizieren und in „seiner“ Kompanie auch weiterhin eine „militärische Heimat“ vorfinden. Reservistendienst wird fordernder und ich meine, auch attraktiver. Wir sind uns im Klaren darüber, dass auch die Voraussetzungen dafür stimmen müssen, eine adäquate Ausstattung und Ausrüstung gehören unabdingbar dazu!

(Foto: Bundeswehr)

Der Weg zum Ziel ist eine anspruchsvolle Aufgabe für uns alle. Bis Ende 2023 werden wir die Strukturen zur Sicherstellung des Aufwuchses und zur Gewährleistung der Durchhaltefähigkeit ebenso wie die Verfahren zum Aufwuchs in der Krise entwickeln. Hinzu kommt die ab 1. Oktober 2021 beginnende verpflichtende sechs Jahre dauernde Grundbeorderung unserer aus dem aktiven Dienst ausscheidenden Kameradinnen und Kameraden. Sie gehören dann zur „Truppenreserve“. Das gewährleistet verlässliche Verfügbarkeit im Krisenfall und stellt sicher, dass alle den Anforderungen gewachsen sind. In dieser Truppenreserve wird die „Inübunghaltung“ bis auf Weiteres freiwillig sein. Im Sinne und zum Wohle der Wehrhaftigkeit unseres Landes ist zu hoffen, dass sich die Gesamtgesellschaft, d.h. auch die Arbeitgeber dazu bekennen, indem sie unsere Reservistinnen und Reservisten für die Inübunghaltung freistellen. Personalumfang und Ausbildungsstand sollen bis Ende 2027 eine umfassende Anfangsbefähigung sicherstellen, die Verfahren zur Wehrerfassung sind dann eingeführt.

Wir im Heer müssen die Reserve auf allen Ebenen noch enger einbeziehen. Mit dem Konzept der Reserve des Heeres werden die Landstreitkräfte den Bündnisverpflichtungen auch in Zukunft verlässlich gerecht werden können.


Generalleutnant Johann Langenegger ist ist Kommandeur Einsatz und Stellvertreter des Inspekteurs des Heeres sowie Beauftragter für Reservistenangelegenheiten im Heer

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