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Aus der Truppe

„Das passt perfekt in meine Lebensplanung“




Zum Aufwärmen ein paar Liegestütze...

Foto: Sören Peters

...dann geht es hinein ins Vergnügen. Das Soldaten-Grundfitness-Tool startet mit Läufen mit schnellen Richtungswechseln.

Foto: Sören Peters

Tiefste Gangart - mit einer Zehn-Kilo-Weste gleich doppelt anstrengend.

Auch das Tragen von Lasten - hier dargestellt durch zwei Kanister - wird trainiert.

Foto: Sören Peters

Mit dem Ziehen eines 50-Kilo-Sacks wird der Verwundeten-Transport simuliert.

Foto: Sören Peters

Los jetzt, Tempo aufnehmen! Das sieht gut aus!“ Der Ausbilder treibt die Rekruten an. Sie tragen nicht nur den Feldanzug mit Stiefeln, Gefechtshandschuhen und Helm, sondern dazu noch eine zehn Kilo schwere Weste. Dann geht es rund: Laufen mit schnellen Richtungswechseln, Gleiten, einen 50-Kilo-Sack ziehen, Kanister tragen und schließlich auf 1,50 Meter Höhe wuchten. Nur wenige Minuten dauert der Durchgang im Soldaten-Grundfitness-Tool, aber die haben es in sich. Erst einmal Durchatmen, den Schweiß abwischen, einen Schluck trinken.

Für die jungen Soldaten ist das ein funktionales Training, um die Anforderungen im Einsatz zu simulieren, etwa das Ziehen eines verwundeten Kameraden oder das Bewegen im Gelände. Für die Ausbilder ist das ein Gratmesser, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu bewerten: Muss der Soldat Kraft aufbauen oder seine Kraft-Ausdauer verbessern? Schneller werden? Anhand der Ergebnisse werden dann Trainingspläne erstellt.

Maximilian Koslik.

Die Rekruten gehören dem Grundausbildungszug des ABC-Abwehrbataillons 7 in Höxter an. Insgesamt 24 junge Männer werden dort seit dem 6. April ausgebildet, 17 von ihnen haben sich für den neuen freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz entschieden, der Rest leistet den „normalen“ Freiwilligen Wehrdienst. „Das passte einfach perfekt in meine Lebensplanung“, erzählt Maximilian Koslik. Er ist 20 Jahre alt, hat im vergangenen Jahr sein Abi gemacht und seitdem ein Praktikum nach dem anderen absolviert als Vorbereitung für das spätere Studium, BWL soll es sein. „Nun bin ich für das Wintersemester in Regensburg eingeschrieben. Mit dem Wehrdienst lässt sich diese Zeit prima überbrücken.“ Nach den sieben Monaten Wehrdienst haben die jungen Männer und Frauen sechs Jahre lang Zeit, um fünf weitere Monate abzuleisten – insgesamt also (D)ein Jahr für Deutschland. „Mein Plan ist, das in den Semesterferien zu machen“, sagt Koslik.

„Das muss man aushalten können“

Das ist natürlich der Idealfall. Aber was ist mit denen, die nach den sieben „Präsenzmonaten“ eine Ausbildung anfangen oder in den Beruf zurückkehren? „Das erfordert Flexibilität auf beiden Seiten“, ist sich der Chef des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen, Brigadegeneral Torsten Gersdorf, bewusst. „Wir setzen hier auf den Dialog mit den zivilen Arbeitgebern, planerisch ist das natürlich eine Herausforderung.“ Loyal hakte nach: Was, wenn ein Arbeitgeber dann den gemeinsamen Schützling nicht gehen lässt? Wäre es für die Bundeswehr nicht besser, ggfs. eine rechtliche Handhabe zu haben? Immerhin wollen viele Reservistinnen und Reservisten gezogen werden. „An dem Prinzip der Freiwilligkeit wird nicht gerüttelt. Bricht uns da jemand weg, muss das ein moderner und flexibler Arbeitgeber wie die Bundeswehr auch mal aushalten können.“

Mit dem Start des neuen Wehrdienstes ist Gersdorf zufrieden, vor allem beim Blick auf die Bewerberzahlen. 9.000 junge Frauen und Männer haben sich auf die 1.000 Plätze beworben, die in diesem Jahr zur Verfügung stehen. Rund 320 in jedem Quartal. „Natürlich erhoffen wir uns auch davon, dass einige weitermachen. Es reicht nicht aus, wenn wir nur die ausscheidenden Berufs- und Zeitsoldaten in die Grundbeorderung überführen“, sagt Gersdorf. Das Angebot richte sich bewusst an eine Klientel, die sich in der Heimat für die Bundeswehr engagieren möchte. Er hofft, so eine „Marktlücke“ geschlossen zu haben und betont auch mit Blick auf die zivilen Hilfsorganisationen: „Das ist ein Angebot für die Bundeswehr und nicht gegen andere!“ Organisationen wie beispielsweise die Caritas hatten kritisiert, dass die Bundeswehr mit dem attraktiv vergüteten Heimatschutz-Dienst in Konkurrenz zu ihnen treten würde.

Fünf Landesregimenter als Dach für 45 Kompanien

Torsten Gersdorf.

In der langfristigen Planung geht die Bundeswehr davon aus, rund 100.000 Reservistinnen und Reservisten zu brauchen, einen Großteil davon im Heimatschutz, in der Territorialen Reserve. „Die nicht-aktiven Strukturen sind in der Vergangenheit nicht gut gepflegt worden“, sagt Gersdorf. Mit der Annexion der Krim habe hier jedoch ein Umdenken stattgefunden, die Bundeswehr rückt ihren Fokus ein Stück weit weg von den Auslandseinsätzen, hin zu Landes- und Bündnisverteidigung (LVBV). Für diese Aufgabe braucht die Truppe eine starke Reserve. Darum sollen in den nächsten fünf Jahren zusätzlich zu den 30 bestehenden Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien 15 zusätzliche Heimatschutzkompanien in Dienst gestellt werden. Auch der Stellvertretende Generalinspekteur und Beauftragter für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr, Generalleutnant Markus Laubenthal, hatte das Anfang April in der Bundespressekonferenz angekündigt – wir berichteten. Darüber angesiedelt soll es fünf Landesregimenter geben: Das Pilotprojekt in Bayern läuft bereits. Hinzu kommen Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und NRW, kündigte Gersdorf an. Als Ausbildungsstandort ist Wildflecken bereits bestätigt, hinzu kämen drei weitere Standorte, die noch bestimmt werden müssten. Doch auch hier soll es sich um Truppenübungsplätze handeln.

Lothar Struck.

Die Menschen, die dann in Übung gehalten werden, absolvieren gerade ihre Allgemeine Grundausbildung, womit wir wieder zurück in Höxter sind. Zweieinhalb Wochen voll mit neuen Erfahrungen liegen hinter den Rekruten: viel Sport, viel Unterricht, viel Geräteausbildung. An die Waffen geht es erst ab der vierten Woche, sagt Oberstleutnant Lothar Struck, Kommandeur des ABC-Abwehrbataillons 7. Grund dafür sei die noch andauernde Sicherheitsüberprüfung. Nach den ersten drei Wochen dürfen die Rekruten zum ersten Mal nach Hause. Aufgrund der Coronalage müssen die Ausbildungsinhalte in zehn statt in zwölf Wochen vermittelt werden, also mussten ein paar freie Wochenenden dran glauben. Nebeneffekt: So werden auch die sozialen Kontakte nach außen eingeschränkt, das Infektionsrisiko minimiert. Aber es gibt auch eine positive Kehrseite der Medaille: Statt mit vier Mann sind die Stuben mit maximal zwei Mann belegt. „Unter diesen Umständen meistern die Rekruten die Ausbildung sehr gut“, lobt der Bataillonskommandeur.

Rekruten sind mit Freude bei der Sache

David Schibelle.

„Meinetwegen könnte es so bleiben“, sagt auch David Schibelle. „Man lernt jeden Tag etwas Neues, das finde ich gut.“ Der 23-Jährige aus Versmold studiert eigentlich Soziale Arbeit und hat sein Studium aus privaten Gründen pausieren müssen. Diese Lücke füllt er nun mit dem Wehrdienst, wobei die Bundeswehr kein Notnagel ist. „Ich hatte mich bereits damit auseinandergesetzt und wäre sonst nach dem Studium gegangen. Nun ist es halt früher der Fall.“ Die sportliche Anstrengung macht dem Parkourtrainer nichts aus. Auch mit dem allseits beliebten Stuben- und Revierreinigen kommt er klar. „Ich habe eine eigene Wohnung, die ich sonst auch putzen muss. Da kann ich mein Hobby hier gut fortführen“, schmunzelt er. Seine Biografie zeigt auch, dass sich Wehrdienst und zivile Hilfe nicht unbedingt ausschließen: Zuvor unterstützte er das Deutsche Rote Kreuz, etwa bei Essensausgaben.

Christoph Machel.

„Ich war schon immer jemand, der gerne helfen wollte“, erzählt Christoph Machel. Der 25-Jährige lebt in Duisburg und wird nach der Grund- und Spezialausbildung in der RSU-Kompanie Ruhrgebiet in Unna zum Einsatz kommen. Er hatte sich gleich nach der Ankündigung im vergangenen September beworben. Nach telefonischer Beratung und Assessment steht er nun mit seinen Kameraden auf dem Sportplatz der General-Weber-Kaserne in Höxter. Was sie vereint: Sie sind motiviert, sie haben Freude an dem, was sie tun. Die Bundeswehr kann sich freuen, diese jungen Männer für die Reserve zu gewinnen.

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