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Das Schreckgespenst unter dem Meeresspiegel




Mit ihrer überlegenen U-Boot-Flotte bekämpfte die Kaiserliche Marine zu Beginn des Ersten Weltkrieges die britische Seeblockade in Nordsee und Ärmelkanal. Doch schon bald sahen sich die U-Boote einer neuen Waffe ausgesetzt: Vor 100 Jahren, am 22. März 1916, gelang die erste Versenkung eines U-Boots durch eine Wasserbombe. Trotzdem stand England 1917 am Rand der Niederlage.

Lieutenant Commander (Fregattenkapitän) Gordon Campbell blickt am frühen Morgen dieses 22. März 1916 gespannt in die ruhige See vor der südwestirischen Grafschaft Kerry. Sein Schiff, die HMS "Farnborough", gehört zu den "Mystery Ships" oder "Q-Ships" – so genannt nach ihren Heimathafen Queenstown in Irland: Unter neutraler Flagge fahrend und mit verkleideter Navy-Besatzung sollen die umgebauten Frachter deutsche U-Boote anlocken und, wenn sie zum Angriff auftauchen, mit ihren hinter Blendklappen versteckten Bordgeschützen vernichten. Campbell führt auch eine neue Waffe mit: zwei Wasserbomben, tonnenförmige "cruiser mines" mit 520 Kilogramm TNT, die, übers Heck abgeworfen, in 30 Metern Tiefe detonieren und der U-Boot zerreißen sollen.

Einer hat die "Farnborough" schon im Visier: Kapitänleutnant Ludwig Güntzel, Kommandant der U 68, auf Befehl der IV. U-Flottille auf Feindfahrt in den Gewässern um die britischen Inseln. Um 7:20 Uhr taucht U68 auf und gibt einen Warnschuss ab. In dem Moment lässt Campbell "White Ensign" (die britische Seekriegsflagge) setzen, die Blendklappen fallen nach unten und die Zwölfpfünder feuern auf U68. Dann lösen die Matrosen die Halterungen der Wasserbomben, die plumpen Fässer klatschen auf die Wasseroberfläche und detonieren: Der Bug von U68 bäumt sich auf und sinkt übers Heck. Von U68 bleiben nur ein fahler Ölfleck und einige Wrackteile. Keiner der 38 Mann Besatzung überlebt. Es war der erste erfolgreiche Einsatz einer Wasserbombe.

1915: der uneingeschränkte U-Bootkrieg
Schon kurz nach Kriegsbeginn hatte Großbritannien am 2. November 1914 eine Seeblockade über den Ärmelkanal und die Nordsee verhängt. Seitdem konnte kein Schiff der Kriegs- oder Handelsmarine die deutschen Häfen mehr ansteuern. Am 4. Februar 1915 erklärte Deutschland daraufhin die Gewässer um England zum Kriegsgebiet: Internationales Seekriegsrecht erlaubte, dass Schiffe gestoppt und ihre Ladung durch Prisenkommandos untersucht werden konnten. Die Besatzungen konnten sich ergeben und ihr Schiff verlassen, bevor es versenkt wurde. Um England vom Handel sowie der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Kriegsgerät abzuschneiden und damit langfristig zum Kriegsaustritt zu zwingen, begann die Kaiserliche Marine am 28. Februar 1915 den U-Boothandelskrieg: Feindliche Schiffe – ob militärisch oder zivil – wurden ohne Vorwarnung angegriffen. Bis Ende April 1915 traf dies 39 Handelsschiffe.

Konfrontation mit den USA
Ein Risiko bedeutete der uneingeschränkte U-Bootkrieg für Deutschland: die Konfrontation mit den neutralen Vereinigten Staaten. Südlich Irland brachte U20 unter Kapitänleutnant Walther Schwieger am 7. Mai 1915 den Passagierdampfer "Lusitania" auf, der – bis heute umstritten – auch Munition für die britischen Streitkräfte transportiert haben soll. 1.200 Passagiere – davon159 US-Bürger –  und Besatzungsmitglieder fanden den Tod. Für die öffentliche Meinung in den USA war der Angriff gegen ein Passagierschiff undenkbar, die Stimmung schlug zugunsten der Entente um. Aufgrund der amerikanischen Proteste führten die U-Boote den Handelskrieg von da an wieder nach den Regeln des Völkerrechts.

England am Rand der Niederlage
Wegen der verschlechterten militärischen Gesamtlage und der relativ hohen Zahl einsatzfähiger U-Boote Anfang 1917 stimmte Kaiser Wilhelm II. auf Druck der Militärs zu, am 1. Februar 1917 den uneingeschränkten U-Bootkrieg wieder zu eröffnen. Die Verluste der Alliierten waren gewaltig. So versenkte die deutsche U-Bootflotte in ihrem erfolgreichsten Monat April 1917 täglich im Mittel 15 Handelsschiffe. In England schrumpften die Nahrungsmittelvorräte auf einen Sechs-Wochen-Vorrat; es stand näher an einer Niederlage als sonst irgendwann im 20. Jahrhundert. Winston Churchill schrieb dazu später: "1917 nahm die Bedrohung durch U-Boote ungeheure, furchtbare Dimensionen an. Die Drosselung der Schifffahrt war akut, unsere Produktion vollständig von der verfügbaren Tonnage abhängig. Das Schreckgespenst lauerte unter dem Meeresspiegel."

Amerika tritt in den Krieg ein
In den USA hatte Woodrow Wilson seine Wiederwahl zum US-Präsidenten 1916 mit dem Slogan: "He kept us out of war" (Er hielt uns aus dem Krieg heraus) erkämpft. Da er nicht mehr wiedergewählt werden konnte, bestand kein Risiko für ihn, Amerika in den Krieg zu führen. Am 6. April 1917 erklärten die USA Deutschland den Krieg.

Mit dem amerikanische Kriegseintritt wendete sich das Blatt für die Entente. Neben besseren Wasserbomben und einer dichteren Luftaufklärung eskortierten jetzt US-Kriegsschiffe die Handelsschiffe, die in Konvois fuhren. Das führte zum Ende der deutschen Unterwasserkriegsführung: Die langsamen U-Boote waren chancenlos gegen die schnellen Zerstörer. Ihre Verluste betrugen durchschnittlich zwei pro Woche.

Bilanz
Die Kaiserliche Marine mit ihren 380 deutschen U-Booten versenkte neben vielen Kriegsschiffen auch 5.554 alliierte und neutrale Handelsschiffe mit 12.191.996 BRT und verlor selbst dabei 187 U-Boote. Die deutschen U-Boote konnten 38 Prozent der britischen Handelstonnage von 1914 versenken (7,75 Millionen Tonnen). Das Boot SM U 35 versenkte alleine 224 Handelsschiffe und zwei Kriegsschiffe und ist damit das vermutlich erfolgreichste Kriegsschiff der Weltgeschichte.

Den vollständigen Text lesen Sie in "Forum Reserve" 4/2016.

Wilhelm R. Schreieck

Bild oben:
Das Marine-Ehrenmal in Laboe (hier von der Kieler Bucht aus gesehen,
mit U 995 im Vordergrund) wurde von 1927 bis 1936 als Gedenkstätte
für die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Marinesoldaten errichtet.
(Foto: wikimedia / Roland-Brune unter CC-BY-SA 3.0)

Bild Mitte:
Versenkung des Passagierdampfers "RMS Lusitania"
am 7. Mai 1915 durch das deutsche U-Boot U 20 (Gemälde).
(Quelle: Bundesarchiv unter CC-BY-SA 3.0)

Bild unten:
Das Unterseeboot SM U 35 versenkt am 7. April 1917 den bewaffneten
englischen Dampfer "Maplewood" durch Bordgeschütz. SM U 35
(Seiner Majestät U 35) gilt bis heute als das erfolgreichste U-Boot der Welt.
In 24 Einsätzen versenkte sie 224 Handelsschiffe mit insgesamt 535.900 BRT
und zwei Kriegsschiffe mit insgesamt 2.500 Tonnen. Sie wurde am 26. November 1918
an das Vereinigte Königreich ausgeliefert und 1919 bis 1920 in Blyth abgewrackt.
(Quelle: Bundesarchiv unter CC-BY-SA 3.0)

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