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Das unbekannte Denkmal

Christophe Böckling ist auf einer Mission. Es ist ein persönlicher Einsatz. Ein Einsatz im Namen vieler Soldatinnen und Soldaten sowie Veteranen. Insbesondere für diejenigen, die für die Bundeswehr im Einsatz waren.

Das NATO Memorial führt alle beteiligten Streitkräfte zum gemeinsamen Gedenken zusammen.

Foto: Christophe Böckling

Gedenkenveteranen

Christophe Böcklings Mission gilt einem Ziel, das sich zahlreiche Veteranenverbände auf die Fahne geschrieben haben: Würdigung, Wertschätzung und das ehrenvolle Gedenken für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die während eines Auslandseinsatzes verwundet worden sind oder ihr Leben gelassen haben. Böcklings Mission ist es, einen internationalen Gedenkort ins öffentliche Gedächtnis zu rufen, den in Deutschland offenbar kaum jemand kennt.

Es handelt sich um das NATO Memorial. Es befindet sich in der französischen Gemeinde Frethun bei Calais. Das Denkmal steht dort seit 2012 in unmittelbarer Nähe zum Eurotunnel. Errichten lassen hat es der französische Einsatzveteran Willy Breton. Der Gendarm war 1997 in Bosnien, 1999 im Kosovo und 2010 in Afghanistan im Einsatz. Seitdem beschäftige ihn der Gedanke, dass jedes Land einzeln seiner Gefallenen gedenke. Aber die Soldatinnen und Soldaten seien im Namen der NATO in den Einsatz geschickt worden, erinnert Christophe Böckling. Breton habe sich die Frage gestellt, warum es keinen zentralen Gedenkort für alle NATO-Streitkräfte gebe und hat das NATO Memorial geschaffen. Breton gründete den Verein Fédération Memorial l’OTAN (FMO, NATO-Ehrenmalverein) und lud als dessen Präsident jedes zweite Septemberwochenende Abordnungen zu einer internationalen und interreligiösen Gedenkfeier ein.

Der Stein des Anstoßes

2019 ließ die FMO das NATO Memorial um eine Stele erweitern, die an die in Afghanistan gefallenen Soldaten der Bundeswehr erinnert. In dieser Stele ist ein Ziegelstein aus dem Bundeswehr Ehrenmal aus dem afghanischen Kundus, das nach dem Einsatz im Wald der Erinnerung wieder aufgebaut wurde. Willy Breton kam 2018 am Tag der Bundeswehr in Bonn zum Infostand des Vereins Combat Veteran. Dort fiel ihm der Mauerstein auf. Die Mitglieder des Veteranenvereins stellten ihn in einer Vitrine aus. Breton kam mit Christophe Böckling ins Gespräch, der sich in dieser Zeit im Verein Combat Veteran engagierte. Böckling beschloss, den Stein im Namen des Vereins Combat Veteran für das NATO Memorial zu stiften. Der Stein wurde in die deutsche Gedenkstele des NATO Memorials eingearbeitet.

Im September 2019 nahmen Christophe Böckling als damaliges Vorstandsmitglied des Vereins Combat Veteran mit weiteren Vereinsmitgliedern, einem offiziellen Gesandten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und einer Abordnung des deutschen Veranstalters des Memorial Run von Berlin an der Gedenkfeier am NATO Memorial teil. Gemeinsam weihten sie dabei die deutsche Stele ein. Das Staatsorchester von Monaco begleitete die Zeremonie. Der Botschafter von Monaco war ebenfalls zu Gast und hielt eine kurze Ansprache zum Gedenken.

An den jährlichen Zeremonien nehmen 300 bis 500 Gäste teil, darunter ranghohe französische und internationale Militärabordnungen, Vertreter von internationalen Veteranenverbänden und der französischen Politik. Seit 2018 ist seitens der französischen Regierung das NATO Memorial offiziell als Gedenkort und die Zeremonie offiziell als Veranstaltung anerkannt.

„Deutschland fehlt eine Gedenkkultur“

„Es geht um internationales Gedenken, um Brüderlichkeit, Wertschätzung, Respekt und Mahnung“, fasst Christophe Böckling die Idee hinter dem NATO Memorial zusammen. Er ist der deutsche Korrespondent des NATO Memorials. Seine Mission ist es, nicht nur auf den internationalen Gedenkort aufmerksam zu machen. „Was die Einsatzversorgung angeht, ist die Bundeswehr auf einem sehr hohen Niveau. Aber in puncto gesellschaftliche Wertschätzung und Würdigung befindet sich Deutschland noch in Kinderschuhen“, sagt Böckling. Aus seiner Sicht fehle in Deutschland eine Gedenkkultur. In Frankreich hingegen stünden die Veteraninnen und Veteranen in der Mitte der Gesellschaft. Am Arc de Triomphe am Grab des unbekannten Soldaten werde jeden Tag der Soldatinnen und Soldaten gedacht. Während der Zeremonie stehe auf dem Knotenpunkt im Zentrum von Paris und der viel befahrenen Straße für einen Moment der Verkehr still. Darüber hinaus gebe es in Frankreich einen Veteranen-Tag. An diesem werde das Militär und die Veteranen vom Staat und von der Armee gewürdigt. Zudem sei es in Frankreich üblich, dass Veteranenverbände zu Gelöbnissen, zu Kommandoübergaben und Appellen eingeladen sind und an Paraden teilnehmen, schildert Christophe Böckling. Eine ähnliche Form von Respekt und Anerkennung wünscht sich der Stabsunteroffizier d.R. in Deutschland auch.

Die internationale Gedenkstätte ist öffentlich zugänglich. Es ist keine telefonische Anmeldung vorab erforderlich, wie das beim Wald der Erinnerung der Fall ist. Vielleicht kann das NATO Memorial zu einer intensiveren Gedenkkultur in Deutschland auf internationalem Niveau beitragen. „Egal, in welchem Einsatz man war. Wir sind alle gleich. Wir haben den gleichen Sand gefressen. Das NATO Memorial bringt uns im Gedenken zusammen“, sagt Christophe Böckling.

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Weitere Informationen können über die Webseite www.nato-memorial.eu oder direkt über den deutschen Repräsen-tanten der FMO, Christophe Böckling, per E-Mail eingeholt werden: nato-memorial-representative-Germany@web.de

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