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Der Westen spart, die Schwellenländer rüsten auf




Katar will 200 deutsche Leopard-II-Kampfpanzer kaufen, die Bundeswehr interessiert sich für eine Kampfdrohne und die Vereinten Nationen verhandeln – zunächst ergebnislos – über Abkommen zum Waffenhandel. Man könnte meinen, die Welt rüstet wieder auf, doch das trifft nur bedingt zu. Während die westlichen Nationen ihre Militärausgaben zusammenstreichen, stocken die Schwellenländer ihre Verteidigungsetats auf. In seiner Rolle als Mittler im sicherheitspolitischen Bereich nahm der Reservistenverband die Zahlen des unabhängigen schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri unter die Lupe.

Das überraschende Ergebnis: Die weltweiten Militärausgaben sind erstmals seit 1998 nicht gestiegen. Das geht aus den Zahlen aus 172 Staaten hervor, die das Stockholm International Peace Research Institute verglichen hat. Sipri gilt neben dem Londoner IISS als bedeutendster sicherheitspolitischer Think Tank in Europa.

USA bestreiten rund 40 Prozent der weltweiten Ausgaben
Am meisten Geld pumpen noch immer die US-Amerikaner in ihre Streitkräfte. Der Abzug aus dem Irak, Sparanstrengungen im Haushalt und der bevorstehende Abzug aus Afghanistan ließen die Militärausgaben zwar um 1,2 Prozent sinken, mit mehr als 600 Milliarden US-Dollar entfallen noch immer 41 Prozent der weltweiten Ausgaben auf die USA – das ist das Fünffache von dem, was die Chinesen ausgeben und das Zehnfache des russischen Verteidigungsetats.

Russland hat trotz der anhaltenden Finanzkrise seine Militärausgaben um fast ein Zehntel gesteigert, womit es nun nach den USA und China die dritthöchsten Ausgaben weltweit hat. Weitere Rüstungsanstrengungen sind für die nächsten Jahre geplant – wir berichteten.

Europa spart dagegen am Militär: Als Folge der Finanzkrise strich Griechenland ein Viertel seines Budgets. Spanien reduzierte seine Ausgaben um 18, die Italiener um 16 Prozent. Frankreich, Großbritannien und Deutschland dagegen senkten ihre Ausgaben nur äußerst moderat, während Polen und Norwegen sogar mehr für ihr Militär ausgaben. In Osteuropa ist aber ein Gesamtanstieg um ein Zehntel zu verzeichnen. Dieser ist vor allem auf die Anstrengungen einzelner Länder zurückzuführen: Aserbaidschan etwa hat die Ausgaben für seine Streitkräfte fast verdoppelt.

China als Platzhirsch in Asien
In Asien und Ozeanien sind die Militärausgaben um rund 2,4 Prozent gestiegen. Seit Jahren prägen Indien und China die Rüstungsdynamik durch ihre Bemühungen um die regionale Vormachtstellung. Doch während die Inder im vergangenen Jahr den Sparstrumpf füllten (fünf Prozent weniger Ausgaben), investierte China noch einmal kräftig. Sipri verzeichnete im Reich der Mitte ein Plus von fast sieben Prozent. Damit steigerte das Boom-Land seine Militärausgaben – ähnlich wie sein Wirtschaftswachstum – in den vergangenen zehn Jahren um rund 170 Prozent. Auch die südostasiatischen Staaten wie Thailand oder Kambodscha investierten aufgrund regionaler Anspannungen ein wenig mehr.

Brasilien ist Gegenpol zu China – Mexiko kämpft gegen Drogenkartelle
Im Gegensatz zu China sparte das südamerikanische Boom-Land Brasilien am Militär. 2001 gab die Regierung rund ein Viertel weniger aus als in den Jahren zuvor. Während sich in den übrigen lateinamerikanischen Ländern ein gemischtes Bild ergibt, sticht Mexiko hervor: Um Drogenkartelle effektiver bekämpfen zu können, nahm die Regierung fast sechs Prozent mehr Geld in die Hand.

Afrika und Naher Osten
Die Sipri-Daten für den Nahen Osten sind mit Vorsicht zu bewerten, da sie wegen fehlender Angaben in einigen Ländern nur geschätzt werden konnten. Der Gesamtanstieg wird hauptsächlich von Bahrain, Kuwait, Israel und Syrien getragen. Auch für Afrika sind die Daten nicht vollständig, anhand der Erhebungen lässt sich jedoch ableiten, dass Algerien seine Militärausgaben in Folge hoher Einnahmen aus Erdöl- und Gasexporten um 44 Prozent gesteigert hat. Sonst sind auf dem schwarzen Kontinent nur in Nigeria größere Rüstungsbemühungen zu beobachten.

Schlussfolgerungen
Während global gesehen eine Stagnation der Militärausgaben festzustellen ist, gibt es entscheidende regionale Unterschiede: Nordamerika und Europa reduzieren ihre militärischen Ausgaben, während in Asien ein Anstieg zu verzeichnen ist. Die Bilder in Afrika und Lateinamerika dagegen sind gemischt und lassen keinen klaren Trend erkennen.

Die Motivationen der Staaten mit steigenden Militärausgaben liegen in den meisten Fällen  in Spannungen und Konflikten begründet. Selbst Chinas Ausgaben sind zu einem entscheidenden Anteil durch die Rivalität zu Indien zu erklären und nicht ausschließlich durch internationale Ambitionen.

Die Tatsache, dass 2011 kein weiterer Anstieg der Militärausgaben zu beobachten war, bedeutet nicht, dass dies als Beginn einer langfristigen Entwicklung betrachtet werden kann. Insbesondere die Finanzkrise kann als Ursprung vieler Sparbemühungen festgehalten werden, weswegen es abzuwarten gilt, ob in globalwirtschaftlich ruhigeren Zeiten wieder erhöhte militärische Rüstungsanstrengungen zu beobachten sein werden.

Referenzen: Stephanie Blenckner. (2012). Background paper on Sipri military expenditure data. Stockholm International Peace Research Institute, (2012).

Stockholm International Peace Research Institute

(red)

Bild oben:
Soldaten der chinesischen Volksbefreiungsarmee:
Das Reich der Mitte schraubte seine Militärausgaben hoch.
(Foto: gemeinfrei)

Bild Mitte:
US-Soldaten in Bagdad: Mit Hilfe solcher freigegebener Bilder
wollen die Streitkräfte ihr Image verbessern. Die Ausgaben
für die Streitkräfte sanken zwar, machen aber noch immer
40 Prozent des weltweiten Etats aus.
(Foto: gemeinfrei)

Bild unten:
Ein nigerianischer Soldat,
aufgenommen im Jahr 1997.
(Foto: gemeinfrei)

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