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Ein feierlicher Abgesang auf die alte Bundeswehr




Mit militärischen Zeremonien im ganzen Land wird dieser Tage die Bundeswehrstrukturreform eingeleitet. Die Gelöbnisse der letzten rund 12.000 Grundwehrdienstleistenden in den Bundeswehrstandorten sind die gemeinschaftlich gesprochene erste Strophe eines Liedes auf die neue Bundeswehr und gleichzeitig die letzte Strophe eines Abgesangs auf die alte. Viele Bürger nehmen nicht wahr, dass auch sie davon mittelbar oder unmittelbar betroffen sein werden.

Ein Meinungsartikel von Detlef Struckhof

So schallt es in diesen Tagen in Kasernen und auf öffentliche Plätzen Bürgern, Politikern, Familienangehörigen und Kommandeuren entgegen: "Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen." Gemeinschaftlich gesprochen werden diese Worte von den letzten Männern, die ihrer Wehrpflicht nachkommen – tapfer. Denn die meisten werden sich ärgern, dass sie – aus welchen Gründen auch immer – ihren Einberufungsbescheid im November vergangenen Jahres im Briefkasten vorgefunden haben. Sie sind die letzten ihrer Art, denn von nun an durchschreiten nur noch Freiwillige die Kasernentore. Einen solchen Zwangsdienst wird es auf absehbare Zeit nicht mehr geben.

Letztes Versprechen per Handschlag abgenommen
Das wird nun abgefeiert – mit feierlichen Gelöbnissen. Zentrale Veranstaltung der Bundeswehr wird die Veranstaltung am 21. Februar in Berlin sein. Die 530 Rekruten des Wachbataillons – quasi einem internationalen Aushängeschild der Bundeswehr – werden in der Julius-Leber-Kaserne ihr Versprechen zum treuen Dienen ablegen. Gastredner wird Hellmut Königshaus sein. Er ist Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages und – das ist in diesem Fall erwähnenswert – ein FDP-Politiker. So schließt sich ein Kreis, rund um die alte Bundeswehr, rund um die Wehrpflichtarmee – auf die viele jahrzehntelang so stolz waren. Die bürgerliche FDP fordert seit Jahren die Aussetzung der Wehrpflicht. Nun nimmt ausgerechnet ein Liberaler den Männern per Handschlag ihr letztes Versprechen fürs Vaterland ab.

Alle werden betroffen sein
Doch nicht nur der männliche Teil der Deutschen ist von diesen Ereignissen betroffen. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht ist fast jede Familie einbezogen in die Strukturreform der Streitkräfte. Wartezeiten zwischen Schule und Ausbildungsbeginn lassen sich nicht mehr so einfach ohne eigenes Zutun überbrücken. Jetzt heißt es selbst aktiv werden, wollen Eltern ihr Kind nicht beschäftigungslos sehen. Auch die Berufs- und Zeitsoldaten, Bundeswehrangestellte und -beamte werden sich auf Veränderungen einstellen müssen. Und da wird es nicht nur Bauernopfer geben.

Die Marine zum Beispiel hat für Donnerstag, 17. Februar, drei Gelöbnisse angesetzt. Die drei Grundausbildungsstandorte in Plön, Bremerhaven und Parow laden bewusst die Presse ein. Die Journalisten sollen den Feierlichkeiten beiwohnen, um dieses wohl militärhistorische Ereignis zu dokumentieren. Da lässt es sich auch der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Axel Schimpf, nicht nehmen, in Plön an der Marineunteroffizierschule den Fahneneid abzunehmen. Er wird die Worte seiner Marinesoldaten mit gemischten Gefühlen hören. Auch er wird tapfer sein müssen, in nächster Zeit. Er wird selbst von den Reformen des Bundesverteidigungsministers betroffen sein – ganz persönlich.

Inspekteure werden zu Befehlshabern
Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CSU) beginnt die bevorstehenden Bundeswehrstrukturreformen mit der Aussetzung der Wehrpflicht. Ein nächster Schritt ist die Ausdünnung des Ministeriums. Die Inspekteure der Teilstreitkräfte werden dann zu Befehlshabern. Anschließend folgen die Standortentscheidungen. Vermutlich im Sommer wird zu Guttenberg verkünden, welche Kasernen geschlossen werden.

Umzüge stehen an
Damit trifft es oft strukturschwache Gegenden, die von der Kaufkraft der Truppe lebten. Jeder Einzelhändler, Friseur, Bäckermeister kann sich auf Umsatzeinbußen einstellen. Soldatenfamilien werden umziehen müssen, Beamte werden versetzt – obwohl dies in der Vergangenheit nahezu nur Soldaten vorbehalten war. Auch sie werden mit Kind und Kegel aufbrechen müssen in neue Gefilde. Angestellte der Bundeswehr müssen sich neue Stellen suchen müssen – vor allem die Halbtagskräfte, deren Ehepartner als Vollzeitbeschäftigte  in der freien Wirtschaft am Standort arbeiten. Ein Pendeln oder Umziehen wird für sie nicht in Frage kommen.

Auch die Reservisten wird diese Reform treffen. Dort wo sich die Bundeswehr noch stärker aus der Fläche zurückzieht, wird es weniger Anknüpfungspunkte zur Truppe geben. Ausbildung kann deshalb schwieriger werden. Rund 90 Prozent der Geschäftsstellen des Verbandes befinden sich in Liegenschaften der Bundeswehr. Sollten also solche Standorte geschlossen werden, muss der Verband nach kostenträchtigen Ersatzlösungen suchen.

Auf zu den Gelönissen
Aus all diesen Gründen gehen die letzten Gelöbnisse nicht an den Deutschen vorbei. Deshalb lohnt es sich, in die Tagespresse zu schauen, nach Terminen Ausschau zu halten und den Zeremonien beizuwohnen. Wenn sich einige linke Störer zu öffentlichen Gelöbnissen versammeln, um sich über die Aussetzung der Wehrpflicht zu freuen, dürfen Reservisten dieser guten Bürgerpflicht ruhig ein paar Tränen nachweinen – und zwar auch gerne öffentlich. Was bleibt: Die Vereidigung der Zeit- und Berufssoldaten mit einer fast identischen Formel.

Der Autor ist der verantwortliche
Online-Redakteur des Reservistenverbandes

Archivbild oben: Öffentliches Gelöbnis von Rekruten
der Marinetechnikschule Parow in Stralsund
(Foto: Matle, Marine, presseportal.de)

Archivbild Mitte: Gelöbnisse der Bundeswehr ziehen oft
reges öffentliches Interesse auf sich.
Hier in Berlin im Juli 2010
(Foto: Barbara Damm)

Archivbild unten: Eine Ehre für Rekruten:
Der Eid an der Truppenfahne.
Hier in Stuttgart im Juli 2010
(Foto: Johann Michael Bruhn)

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