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„Ein Offizier ist auch ein Verteidiger von Grundwerten“




Jahrzehntelang war das Konzept der Inneren Führung das grundlegende Wertegerüst der Bundeswehr. Die Soldaten sollten fest in der demokratischen Grundordnung verhaftet sein, sich als Staatsbürger mit den Werten und Zielen der deutschen Politik identifizieren. "Doch der Staatsbürger in Uniform ist ein Auslaufmodell", schreibt Jan-Philipp Birkoff. "Heute wird der Profi in Uniform benötigt. Für uns Offiziere heißt das: weg vom politisierten Soldaten, hin zum Experten für Kriegsführung." Der Beitrag aus der Januar-Ausgabe der loyal hat für rege Diskussionen gesorgt. Zahlreiche Leser haben sich an der Debatte beteiligt.

Da der Platz im Heft begrenzt ist, veröffentlichen wir hier drei weitere Leserbeiträge. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Absendern für die Zuschriften und für die Teilnahme an der Diskussion. Den Beitrag, um den es geht, finden Sie hier: "Ausgedient: Eine Armee im Umbruch"

Bräuchten wir nur Waffenprofis, wären Söldner billiger und effektiver
Oberst i.G. Dieter Weigold, Abteilungsleiter Fachaufgaben Bundeswehr im Streitkräfteamt, schreibt: "Ihre Anregung zur Diskussion über die Ansichten junger Offiziere und über Werte und inneren Zustand der Streitkräfte nehme ich gerne an – gerade bei einem so provozierenden Text des jungen Leutnants Birkhoff. Lob, dass sie zu einem altbewährten Mittel einer demokratienotwendigen "Streitkultur" zurückgreifen. […] Tja, Herr Leutnant, Welt und Kriege sind seit den Zeiten Spartas komplexer geworden. Was war ein bloßes "Du oder ich" an den Thermopylen noch einfach. Inzwischen kann keine Armee mehr ihren Auftrag ohne die Fähigkeiten anderer Ressorts oder ziviler Organisationen erfüllen. Der "comprehensive approach to security" erfordert nicht mehr allein den "Krieger", sondern den sich im Werkzeugkasten der Politik auskennenden, mit interkultureller Kompetenz ausgestatteten Offizier. Es gibt (gab es ihn je?) keinen vom politischen abgekoppelten militärischen Zweck. Transnationale Abhängigkeiten und Interessen aller Sparten haben wir zu verstehen, sie sind nicht "lebensfern", sondern Auslöser wie Lösungsfaktoren von Konflikten. Dies zu verstehen und anwenden zu können, macht die Professionalität des modernen Führerkorps einer Parlamentsarmee aus! Bräuchten wir nur Waffenprofis und Kriegshandwerker, wären Söldner billiger und effektiver. Aber: "hearts and minds" kann man nicht mit der Kugel und mit Sicherheit nicht mit Söldnern gewinnen."

Innere Führung gliedert die Bundeswehr in den demokratischen Rechtsstaat ein
Oberstleutnant a.D. Gustav Lünenborg  schreibt: "Wieder packt loyal ein heißes Eisen an. Respekt und Dank dafür. Leutnant Birkhoff wirbt für eine Bundeswehr als Staat im Staate, unpolitisch, autonom, Kriegshandwerker, die ihre Ethik allein aus ihrer Professionalität ableiten, eine geschlossene Offizierskaste, Krieger. […] Das Modell passt in eine Diktatur, aber nicht in einen demokratischen Rechtsstaat. Es macht den Soldaten zur Mordmaschine ohne Verantwortung für sein Tun. Es entmündigt das Parlament, denn es entzieht ihn die Kontrolle über seine Streitkräfte. Es verführt Regierung und Parlament, die Bundeswehr überall weltweit einzusetzen, wo es ihnen opportun ist, denn die Krieger verlangen keine Rechenschaft, sie sind Befehlsempfänger. Das Modell schafft einen Staat im Staat, dessen Führer sich dem Willen der Regierung entziehen, wenn ihnen die Richtung nicht passt. Graf Baudissin nannte den Offiziersberuf einen eminent politischen Beruf. Die Innere Führung gliedert die Bundeswehr in den demokratischen Rechtsstaat ein. Das entspricht der Gewaltenteilung und gibt dem Soldaten Ethik und Würde. Der Konflikt zwischen militärischer Effektivität und ziviler Kontrolle muss mit den Mitteln des Rechtsstaates gelöst werden und nicht mit dem Ausbruch aus dem System. […] Birkhoffs Modell ist keine Lösung, aber ein heftiger Anstoß."

Der Offizier ist auch ein Verteidiger von Grundwerten
Kapitän zur See Dirk Peddinghaus, Bereichsleiter Internationale Kooperation am Zentrum Innere Führung, schreibt: "Gleich zu Anfang: Ich teile die von Leutnant Birkhoff aufgestellte These in keiner Weise und halte sie auch vor dem Hintergrund der Einsätze der Bundeswehr für falsch. Profi in Uniform statt Staatsbürger in Uniform – ist diese Frage überhaupt zu stellen? Gibt es hier einen Gegensatz – also ein Entweder-oder? Aus meiner Berufserfahrung kann ich dies nicht erkennen. Klar ist, dass ein Soldat sein Handwerkszeug – nämlich in der Konsequenz die Anwendung militärischer Gewalt – beherrschen muss. Diese Professionalisierung ist für Soldaten, egal welche Nationalflagge an seinem Ärmel angenäht ist, die "Lebensversicherung", um im Einsatz bestehen zu können und damit sein Leben und das Leben seiner anvertrauten Soldaten nicht unnötig zu gefährden. Amateure haben weder in den Kasernen, noch auf dem Schlachtfeld etwas zu suchen! Kann nun dieser Profi kein "Staatsbürger in Uniform" sein? Eine These, deren Tragweite erheblich ist, denn wenn man dies bejaht, dann trennt man den Offizier von seiner staatsbürgerlichen Verantwortung. […] Wie soll ein Offizier gleichzeitig Verteidiger von Grundwerten – also Staatsbürger, Familienvater oder Mutter, Mitglied der Gemeinschaft (Gesellschaft) seiner Heimat sein und gleichzeitig "Profi" im vom Autor beschrieben Sinne. Ein Spagat, der weder Glaubwürdigkeit noch Akzeptanz schafft und zudem einen noch größeren Spagat vom Soldaten verlangt, als die aufgeworfenen Thesen. Kurzum, die geforderte "Neuausrichtung" des Offiziers bedeutet eine Abwendung von der Gesellschaft und fördert das Söldnertum in unseren Streitkräften. Dies wären Streitkräfte, denen ich die Treue nicht geschworen habe."

(red)

Symbolbild oben:
Der Panzerkommandant weist seine Besatzung bei
einer Gefechtsübung auf dem Truppenübungsplatz
Letzlinger Heide in die Lage ein. Im Hintergrund
der getarnte Kampfpanzer Leopard 2 A6.
(Foto: Bundeswehr/Modes via flickr.com)

Zweites Bild
Einsätze, wie hier in Mali, erfordern
Interkulturelle Kompetenz.
(Foto: Bundeswehr/Bier via flickr.com)

Drittes Bild:
Symbolwirkung: Soldaten vor dem Reichstagsgebäude in Berlin.
(Foto: Bundeswehr/Wilke via flickr.com)

Bild unten:
Symbolfoto: Soldat und Familie. Hauptmann Falk S. und
seine Lebensgefährtin spielen mit ihrem dreijährigen Sohn.
(Foto: Bundeswehr/Bienert via flickr.com)

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