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Ein Gefährt kriecht den Hügel hoch. An den Ketten klebt Erde. Das Panzerfahrzeug fährt über eine Pionierbrücke. Die Ketten der Panzerhaubitze 2000 sind fast zu breit für die schmalen Spuren. Das Fahrzeug stoppt. Sein Turm dreht sich. Die lange Kanone hebt sich. Rauch steigt auf. Tatsächlich ist es Nebel aus einer Maschine. Aus der Panzerhaubitze 2000 fällt kein Schuss.

Das gepanzerte Artilleriegeschütz ist zwar im Einsatz, aber weder auf einem Truppenübungsplatz noch in einem heißen Gefecht. Es befindet sich auf einem per Hand aufgeschichteten Erdhügel mitten in der Dortmunder Westfalenhalle 8. Jede Menge Zuschauer drängen sich um die kleine Erdhügellandschaft. Teilweise stehen sie in Dreier- und Viererreihen am Stand der Reservistenarbeitsgemeinschaft (RAG) Militärmodellbau. Während der Messe Intermodellbau werfen sie ihre Blicke auf die Panzerhaubitze 2000 und zahlreiche weitere Militärfahrzeuge in kleinerem Maßstab.
Andreas Meckelburg moderiert die Panzershow. Der Vorsitzende der RAG Militärmodellbau hat vier Jahre bei der Bundeswehr gedient, unter anderem als Zugführer auf einem Leopard I beim 74. Panzerbataillon in Cuxhaven. Daher gehört zu seinen ersten Panzermodellen, die er gebaut hat, ein Leopard im Maßstab 1:16. Sein Hobby versetzt ihn und viele weitere RAG-Mitglieder zurück in die Bundeswehrzeit. "Das ist Nostalgie für einige", sagt Meckelburg.

Einzigartig
Er beobachtet, wie ein Sturmpanzerwagen A7V Wotan im Sandkasten über eine Brücke rollt. Herbert Pfister steuert das Modell aus dem Ersten Weltkrieg. Der ehemalige Fernmeldefeldwebel sprudelt voller Fachwissen über den seltenen Panzer. Der A7V steht für Abteilung 7 Verkehrswesen des Allgemeinen Kriegsdepartments im Preußischen Kriegsministerium. Technisches Vorbild soll der britische Panzer vom Typ Mark I gewesen sein. Die Briten hatten einen mit Ketten angetriebenen Traktor, der zur Holzgewinnung genutzt wurde, zu einem Panzer umgebaut. Für die Grabenkämpfe im Niemandsland benötigten die Kommandeure ein geländegängiges Panzerfahrzeug. Daher diente die Holt-Raupenschleppertechnik als Vorbild für die ersten Panzer. Der einzige erhaltene A7V steht in einem Museum im australischen Brisbane. Einen Nachbau können Besucher des Panzermuseums in Munster bestaunen.

Bis ins letzte Detail
Im Panzermuseum stellen die Mitglieder der RAG Militärmodellbau regelmäßig ihre selbst gebauten Gefährte zur Schau. Oft fragen die Museumsgäste nach, wann die Militärmodellbauer ihre Fahrzeuge fahren lassen. Veranstaltungen wie diese haben Herbert Pfister zur RAG Militärmodellbau gebracht. "Beim Stichwort Munster haben mir die Ohren geklingelt", sagt der Musiklehrer mit dem ausgeprägten Interesse für Geschichte, Technik und Bauweise von Panzern aus dem Ersten Weltkrieg.
Auf der Dortmunder Messe stöbert Herbert Pfister durch Fachmagazine und Bücher zum Ersten Weltkrieg. Er sucht darin Bilder von Panzern und Informationen, zum Beispiel, in welche Richtung die Schützen die Heckklappe vom Panzer geöffnet haben. Auf solchen Recherchen beruht die Nachbildung eines Panzers bis ins letzte Detail. Oft werde er nach Bauplänen gefragt, sagt Andreas Meckelburg. Fertige Skizzen händigen die Mitglieder der RAG nicht aus. Es gibt sie nicht, ebenso wenig wie vorgefertigte Bauteile.

Durchs Archiv
Die Modellbauer sammeln sämtliche Informationen zu einem Panzermodell im Internet, in Bibliotheken, Antiquariaten und Militärfachzeitschriften. "Es ist die Technik, die uns fasziniert", sagt Meckelburg. Die Modellbauer entnehmen zum Beispiel aus der Literatur Details zur Tarnfarbe. Einigen RAG-Mitgliedern reicht es nicht, dass ihre maßstabgetreuen Fahrzeuge dem Original so ähnlich wie möglich sehen. Sie streichen absichtlich Rost auf die Ketten oder fügen Kratzer hinzu.
Die besten Informationen für den Bau eines Modells holen sich die Modellbauer im Panzermuseum Munster. Die RAG-Mitglieder präsentieren regelmäßig ihre Fahrzeuge auf einem Tag der Reservisten oder Tag der Bundeswehr. Bei solchen Ereignissen interessieren sich einige Panzerfreunde für moderne Militärfahrzeuge wie das Gepanzerte Transport- und Kraftfahrzeug Boxer und den Schützenpanzer Puma. "Wir fragen dann freundlich beim Kommandeur, ob wir das Fahrzeug fotografieren dürfen und ob wir einmal den Zollstock dranhalten dürfen", berichtet Andreas Meckelburg.

Aus eigener Tasche
Er schaut zu, wie sein Kamerad einen T-34 Brückenleger auf einen kleinen Erdhügel steuert. Die Scherenbrücke fährt aus und senkt sich langsam nieder. Die Pionierbrücke ist gelegt. Sie bereitet den Weg für die Panzerhaubitze 2000 und weitere Modelle, an denen die Reservisten monatelang schrauben. Der Bau inklusive Recherchen dauert nicht selten Jahre. Das liegt auch daran, dass die einzelnen Metallteile für die Wanne und Außenverkleidung selbst hergestellt werden. Dabei stammen Metallplatten entweder aus dem Handel oder vom Schrott. Das Schwierigste dabei sind die Ketten. Diese lassen die Panzerfreunde häufig von einem Eisengussunternehmen speziell anfertigen. Der Bau eines Panzermodells im Maßstab 1:6 könne so teuer werden wie ein Kleinwagen, 8000 bis 10 000 Euro, rechnet Andreas Meckelburg vor. Weniger kostenintensiv ist dagegen der Bau eines kleineren Fahrzeugs im Maßstab 1:16 anhand eines fertigen Bausatzes. RAG-Mitglied Daniel Spillner hält einen solchen Bausatz in seinen Händen. Mit dem Klebestift arbeitet er während der Messe an dem Fahrgestell eines Allschutz-Transport-Fahrzeugs Dingo 2. Spillner ist Modellbaufan. Mit 13 Jahren tüftelte er an seinem ersten Bausatz. Nun ist der Lübecker seit zwölf Jahren Mitglied der RAG und beschäftigt sich in seiner Bastelecke mit Panzermodellbau. "Wenn die Kinder im Bett sind, können das schon drei bis vier Stunden werden", verrät Daniel Spillner.

 

Text und Fotos: Benjamin Vorhölter

 


Bild oben: Die RAG Militärmodellbau
auf der Messe Intermodellbau in Dortmund.

Zweites Bild: Modell eines Sturmpanzerwagens A7V Wotan
der RAG Militärmodellbau.

Dritttes Bild: Modell eines Unimog der RAG Militärmodellbau.

Bild unten: Modell einer Scherenbrücke der RAG Militärmodellbau.

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