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Die Reserve

Digitale Geodaten für ein interaktives Lagebild

Thomas G. hatte schon immer eine Leidenschaft für Daten. Als Zeitsoldat entwickelte er Gefechtskarten in Afghanistan, in der zivilen Welt vermittelt er die Nutzung von Geoinformationstechnologie für die Ausbildung von Soldaten und Mitarbeitern des Geoinformationsdienstes. Und bringt sein Wissen als Reservist im Rhein-Erft-Kreis ein. Während der Flutkatastrophe erstellte Thomas G. digitale Karten und ein 3D-Modell von Erftstadt-Blessem.

Bitte digital: Major Thomas G. zeigt am Computer seine Arbeit mit Geodaten.

Foto: Bundeswehr/Olaf Pieper

Gute Zusammenarbeit: Der Leiter des Kreisverbindungskommandos Rhein-Erft, Oberstleutnant Hans-Peter L. (r.), und Verbindungsoffizier, Major Thomas G. zeigten im Landeskommando ihre Arbeit.

Foto: Bundeswehr/Olaf Pieper

erftstadtgeodäsiehochwasser

Geo…was? Geodäsie! Ja, bei diesem Wort müssen so einige erst einmal nach seiner Bedeutung fragen. Vereinfacht lässt sich der Begriff mit der Vermessung der Erde übersetzen. Wissenschaftler nutzen dafür Geodaten, um digital ein Bild oder Modell von der Umwelt zu erstellen. Major der Reserve Thomas G. ist im zivilen Leben Ingenieur für Geodäsie und Geoinformation sowie Master in Disaster Management and Risk Governance (Katastrophenvorsorge und Katastrophenmanagement). Mit seinem Fachwissen konnte er etwa während der Flutkatastrophe 2021 ein 3D-Modell von Erfstadt-Blessem erstellen, das die überflutete Kiesgrube zeigt. Für diese Arbeit wurde er vom Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, mit dem Bestpreis ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch!

Nur: Wie kam der frühere Zeitsoldat zum Studium der Geodäsie und Geoinformation? Und wie sieht sein Einsatz als Reservist im Kreisverbindungskommando Rhein-Erft aus? Das Verbindungskommando ist die Schnittstelle zwischen einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt und der Bundeswehr.

Interaktives Lagebild

Thomas G. zeigt auf einen der zahlreichen Punkte auf der Karte. Auf dem Ausschnitt ist Blessem zu sehen; ein Klick auf einen Punkt und es ploppt ein Foto von der Abbruchkante der Kiesgrube auf. Durch den Starkregen brach im Rhein-Erft-Kreis ein Damm und die Kiesgrube wurde geflutet. Etliche Häuser stürzten ein, Straßen wurden zerstört. Um ein Bild von der Lage zu bekommen, wurde das Gebiet Hubschraubern und später mit einer Drohne erkundet. So entstanden mehrere tausend Fotos. Aus den Aufnahmen mit den GPS-Positionen wurde dann eine digitale Karte entworfen. Der 44-Jährige: „Früher haben wir gedruckte Karten verwendet. Heute sind die Karten interaktiv und die Geodaten können wir für verschiedenste Auswertungen nutzen.“

Mit dem 3D-Modell zeigte der Reservist deutlich die Zerstörung in Erftstadt-Blessem. (Quelle: 3D-Animation mit ArcGIS von Thomas G./ Bilddatengrundlage Matthias Wiese)

Auch ein 3D-Modell konnte G. mit den gesammelten Daten – digital – erarbeiten. Mit diesem Bild wurde auch allen, die nicht vor Ort waren, das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Es ist immer das Ziel, ein möglichst detailliertes Bild von den Begebenheiten vor Ort zu bekommen. Oder – um im Bundeswehrdeutsch zu bleiben – ein wirklich gutes Lagebild. „Das ist für Soldatinnen und Soldaten sowie den Rettungskräften und Mitarbeitern von Hilfsorganisation im Einsatz entscheidend“, so G.

Wissen mitgenommen in den Einsatz

14 Jahre war G. insgesamt bei er Bundeswehr. Los ging es als Pionier in Minden. Eigentlich sollte er an der Universität der Bundeswehr in München Bauingenieurwesen studieren. Aber: „Das großräumliche Denken, wie es für die Vermessung nötig ist, hat mich mehr interessiert.“ Also folgte – als junger Oberleutnant – das Studium der Geodäsie und Geoinformation an der Universität der Bundeswehr in München.

Mit diesem Wissen ging es auch im November 2009 nach Afghanistan. „Damals gab es dort sehr viele individuelle Karten – es war immer fraglich, ob die Führung des PRT Kunduz und die Kompanien überhaupt auf die gleiche Karte gucken. Wir haben dann dort Gefechtskarten entwickelt. Bis ich Ende März 2010 kurz vor den Ostergefechten abreiste.“ Seine truppendienstlichen Verwendungen nach dem Studium waren zunächst von 2005 bis 2007 im Panzerpionierbataillon 803 im sachsen-anhaltinischen Havelberg und ab 2007 bis zum Ende seiner Dienstzeit der GeoInformationsdienst in Euskirchen, für den er als GeoInfo-Beratungsoffizier in den Einsatz ging. Am Ende seine Dienstzeit startete G. auch sein zweites Studium, das er mit dem Master in Disaster Management and Risk Governance abschloss.

Ausgezeichnet: In Berlin bekam Thomas G. (M.) vom Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn (r.), den Bestpreis verliehen. Mit dabei war auch der Leiter des Kreisverbindungskommandos Rhein-Erft, Oberstleutnant Hans-Peter L. (Foto: Bundeswehr/Uwe Grauwinkel)

Beste Voraussetzungen, um anschließend eine Karriere bei einem führenden Technologiekonzern für geografische Informationssysteme (GIS) zu starten. Hier zeigt G. unter anderem in Schulungen, welche Möglichkeiten wir heute mit Geodaten haben. Noch vor 20 Jahren hatten wir „nur“ eine gedruckte Karte in der Hand. Heute ist eine Karte interaktiv. Dazu müssen die Geodaten mit der richtigen Software übersetzt werden. Diese digitalen Karten können dann für verschiedene Analysen genutzt werden. Außerdem können die Daten und Karten in Führungsmittel und Führungssysteme eingebunden werden. Beispiele für die zivile Nutzung von GIS und Geodaten sind Stadt- und Umweltplanungen. G. kennt sozusagen die Übersetzung von Daten in Führungsinformationen und weiß, mit wie mit GIS-Software welches Ziel erreicht werden kann.

Leidenschaft für Datenanalyse

„Es war schon immer meine Leidenschaft, Daten zu analysieren“, sagt er. Und davon profitiert auch die Bundeswehr, wenn G. als Reservist eingesetzt ist. Seit 2017 ist der GIS-Fachmann Verbindungsoffizier im Kreisverbindungskommando Rhein-Erft. Neben seinen Einsätzen während der Pandemie und der Hochwasserkatastrophe, bringt er sein Wissen in Ausbildungen des GeoInformationsdienstes an die Kameradinnen und Kameraden.

Spielen Daten denn auch irgendwann in seinem Leben einmal keine Rolle? “Wenn meine Frau und ich mit unseren beiden Kids beschäftigt sind, haben wir meistens keine Daten im Kopf. Die halten uns gut auf Trab.“ Ansonsten teilt seine Frau aber seine Leidenschaft für Karten und Geodaten: „Sie ist bei der Bundeswehr, genauer gesagt im Zentrum für Geoinformationswesen. Sie kennt somit die Anforderungen an einen Soldaten und ist meine wesentliche Stütze, wenn ich für das KVK in den Einsatz gehe oder allgemein als Reservist unterwegs bin. Und natürlich tauschen wir uns über die unsere Arbeit auch privat aus.“

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