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Glasen, Pullen, Wahrschauen und Einlaufbier – Marine ist anders




Gestandene Seebären der Marine zeigen ihren Kameraden von Heer und Luftwaffe, wie die Kommandogebung im Kutter funktioniert. Dazu hat die Landesgruppe Sachsen-Anhalt des Reservistenverbandes gemeinsam mit dem dortigen Landeskommando nach Bernburg an der Saale geladen. Reservisten aller Teilstreitkräfte erfahren so etwas über das Marinebrauchtum.

Reservisten fahren Schlauchboot, so ein weitverbreitetes Bild in den Medien, wenn es um Reservistenwettkämpfe und militärische Ausbildung geht. Doch dass es anders geht, zeigt die Landesgruppe Sachsen-Anhalt alljährlich bei der Marineausbildung in Bernburg. Die Marinereservistenkameradschaft (MRK) "Seeland" Aschersleben unterstützt die Bundeswehr bei der Unterrichtung des Marinebrauchtums. Und so beginnt der Einblick in das Leben an Bord mit dem Glasen – also der Zeitansage via Schiffsglocke. Obermaat der Reserve Thomas Tischer macht es vor. Vier Doppelschläge geben die Uhrzeit zwölf Uhr an. Danach geht es mit einem Schlag um halb eins weiter. Um ein Uhr dann ein Doppelschlag. Um halb zwei ein Doppelschlag und ein weiterer Schlag und so weiter, bis es vier Uhr ist. "Früher wurde damit die Wachablösung angezeigt, denn eine Wache an Bord dauerte immer vier Stunden", so der Marinereservist.

Gemeinschaftsausbildung von Bundeswehr und Reservistenverband
Insgesamt 29 Teilnehmer kamen Ende April nach Bernburg an der Saale, um ihre Teamfähigkeit unter Beweis zu stellen. "Das ist der Vorteil des Marinebrauchtums. Es geht immer auch um Leistungsfähigkeit, Führung und Teamfähigkeit. Bei uns übernimmt jeder einmal das Kommando im Kutter. Dass wir mit unseren Ausbildungstagen auch das Marinebrauchtum hochhalten, ist ein besonderer Nebenaspekt", sagt Stabsbootsmann der Reserve Jörg Hoffmann. Er ist Vorsitzender der MRK Seeland und Stellvertreter des Landesvorsitzenden Sachsen-Anhalt. Im Mai 1990 stieg er noch bei der Volksmarine der Nationalen Volksarmee (NVA) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ein. Nach der Wiedervereinigung wurde Hoffmann von der Bundeswehr übernommen, blieb zwölf Jahre. Er fuhr auf der Fregatte "Köln" als Fernmelder. Auch heute noch schlägt sein Herz für die kleinste Teilstreitkraft, ihr Brauchtum und die Seefahrt. "Davon möchte ich möglichst vielen Leuten berichten – ihnen das Marineleben näherbringen. Deshalb mache ich das hier gerne." Und das merkt ihm jeder an. Voller Begeisterung erklärt er die Strukturen der Marine. Das Landeskommando unterstützt den Reservistenverband dabei. Stabsfeldwebel Manfred Jungenblut begleitet die Reservisten, spricht mit Pressevertretern, erklärt die Zusammenarbeit: "Wir sind das Bindeglied zwischen Bundeswehr und der Reserve. Das Landeskommando ist für die Ausbildung verantwortlich, die Kutter werden für die Ausbildung vom hiesigen Bernburger Maritimen Club angemietet. Wir haben so etwas nicht." Der Informationsfeldwebel des Landeskommandos macht natürlich mit beim Kutterpullen – dem Rudern im großen Holzboot. Und es macht ihm sichtlich Spaß, so wie allen Teilnehmern – auch wenn es Schweißperlen kostet.

Selbstgemacht schmeckt immer gut
Und nur mit Teamgeist kann an Bord eines Bootes oder Schiffes der Marine der Seealltag gemeistert werden. So bereiten auch in Bernburg alle gemeinsam das Essen vor. Viele Kartoffeln müssen für die fast 30 Teilnehmer geschält werden. Zum einen Schlag der Glocke – folglich um 12.30 Uhr – heißt es "heraustreten zum Backen und Banken" – also zum Essen fassen. Nach den Anstrengungen des Vormittags mundet der selbstgemachte Sahnehering mit Krautsalat und Salzkartoffeln. Alles geht weg – auch wenn es eigentlich nicht jedermanns Sache ist. Selbstgemacht schmeckt eben immer gut.

Marinedienstgrade wurden beim Heer nicht gelehrt
Hauptgefreiter der Reserve Markus Amft findet den Tag äußerst interessant. "Ich war 23 Monate bei der Fernmeldetruppe. Da es in Aschersleben nur die Marinereservistenkameradschaft gibt, bin ich dort Mitglied geworden. Jetzt bin ich zum dritten Mal bei der Marineausbildung dabei und kann die Dienstgrade der Marine bis einschließlich Oberstabsbootsmann. Mit den Offiziersrängen tu ich mich etwas schwer – wir mussten diese beim Heer nicht lernen", so der heute 31 Jahre alte Reservist.

Wahrschau – ein Warnruf, keine Stadt
Spaß haben die Teilnehmer auch beim Wurfleine werfen. Es ist gar nicht einfach, den Zielpunkt – einen Sandkasten – in etwa 20 Metern Entfernung zu treffen. Das größte Problem stellt dabei ein Baum dar, der einigen Teilnehmern irgendwie immer im Weg steht. "Auf dem Meer gibt es eigentlich keine Bäume", stellt ein Teilnehmer treffend fest, als er schon wieder die Leine aus den Ästen ziehen muss.

"Auf jeden Fall muss vor dem Werfen 'Wahrschau Wurfleine' gerufen werden", sagt Obermaat der Reserve Alexander Riedel. Als Angehöriger der Verwendungsreihe 11 – Decksdienst – hat er das Wurfleine werfen fachmännisch erlernt. "Damit wird eine Versorgungsverbindung zwischen zwei fahrenden Schiffen hergestellt. Der Ruf Wahrschau hat dabei nichts mit der polnischen Hauptstadt zu tun. Es ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern Wahrnehmen und Schauen beziehungsweise entstammt dem englischen Begriff 'Watch out' für Vorsicht oder aufgepasst."

Belohnung: Schöner Blick auf die Altstadt
Beim Kutterpullen ist Anstrengung angesagt. Schwierig ist vor allem die korrekte Kommandogebung – ohne die landet ein Kutter auch mal ungewollt am Saaleufer. Stabsbootsmann der Reserve Hoffmann schreitet ein und richtet es wieder.

Die Kutter nehmen keinen Schaden. Belohnt werden die Teilnehmer der Marineausbildung mit einem schönen Blick auf das historische Bernburg und zum Abschluss des Ausbildungstages mit einem Einlaufbier. "Das haben sich die Männer jetzt redlich verdient", so Manfred Jungenblut vom Landeskommando. Steuergeld ist dafür übrigens nicht ausgegeben worden. Ein Kamerad hat die Kisten gestiftet, weil er vor kurzem Geburtstag hatte. Die Kameraden dankten dem Stifter mit einem dreifachen "Enter Auf", dem Schlachtruf der Marinereservisten aus Aschersleben.


Detlef Struckhof

Bild oben: Obermaat der Reserve Thomas Tischer
zeigt, wie an Bord geglast wird (Foto: Detlef Struckhof).

2. Bild: Stabsbootsmann der Reserve Jörg Hoffmann (vorne links)
und Stabsfeldwebel Manfred Jungenblut (vorne rechts) pullen mit.
Jeder ist mal dran – das ist gelebter Teamgeist (Foto: Detlef Struckhof).

3. Bild: Gemeinschaftliches Kartoffelschälen (Foto: Detlef Struckhof).

4. Bild: Hauptgefreiter der Reserve Markus Amft gefällt es
bei der Marinereservistenkameradschaft aus Aschersleben
(Foto: Detlef Struckhof).

5. Bild: Obermaat der Reserve Alexander Riedel ist Schnellboot
und Korvette gefahren. Er weiß, wie eine Wurfleine für den
Wurf übers Wasser richtig vorbereitet wird (Foto: Detlef Struckhof).

6. Bild: Blick auf die historische Altstadt Bernburgs
von der Saale aus (Foto: Detlef Struckhof).

7. Bild: Ein Marinekutter wird zu Wasser gelassen
(Foto: Landeskommando Sachsen-Anhalt, Manfred Jungenblut).

8. Bild: Überholmanöver mit dem Kutter. Jetzt heißt es,
sich am Riemen zu reißen (Foto: Detlef Struckhof).

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