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Grenzgänger Reservist




Dies ist ein Bericht aus der vorletzten Ausgabe der Feldzeitung DER KEILER, die über zehn Jahre in mehr als 500 Ausgaben die deutschen SFOR- und EUFOR-Soldaten informiert und unterhalten hat. Die Truppenreduzierung in Bosnien und Herzegowina bedeutet nun Auflösung des Feldlagers Rajlovac und das Ende der deutschen Feldzeitung, die über E-Mail auch viele Reservisten in Deutschland erreicht hat.

Reservisten fühlen sich in Uniform und Zivilkleidung wohl – ohne sie wäre heute kein Einsatz mehr vorstellbar.
Oft werden sie als Hobby- oder Teilzeitsoldaten belächelt: Die Reservisten. Im Auslandseinsatz leisten die Grenzgänger zwischen Zivilleben und Soldatentum als Spezialisten aber häufig einen wichtigen Dienst.
Er kennt das System. Er hat es geschaffen. Jetzt baut er es ab. Hauptfeldwebel Andreas K. ist der System- und Netzwerkadministrator des 8. Kontingentes. Er ist dafür verantwortlich, dass das Nervensystem von Rajlovac – das Computersystem – reibungslos läuft. Andreas K. ist Reservist. Er gehört damit zu den acht Prozent Reservisten des Kontingentes. Im "richtigen Leben" unterrichtet der Diplom-Informatiker für angewandte Informatik an verschiedenen Akademien in Dresden und Bonn. Sein Fachgebiet: Netzwerktechnik und Systemadministration. Genau das "Handwerk", das er auch hier im Einsatz ausübt. Hauptfeldwebel Andreas K. ist bereits das sechste Mal vor Ort. "Zweimal SFOR, viermal EUFOR", berichtet der 39-Jährige. "Ich habe das System konzipiert und aufgebaut, jetzt bin ich es, der es wieder abbaut", sagt der Reservist nicht ohne Stolz.
Seine Bundeswehrlaufbahn begann er als SaZ 12 bei den Panzergrenadieren. Danach hat er sein Abi nachgemacht und Informatik studiert. "Anfangs habe ich noch bei den Panzergrenadieren als Zugführer Wehrübungen gemacht, doch dann hat man mich angesprochen, ob ich mein Fachwissen nicht der Bundeswehr zur Verfügung stellen möchte", sagt der Portepee-Unteroffizier. Seitdem kann er sich vor Anfragen gar nicht mehr retten. Sein Spezialwissen ist heiß begehrt, der nächste Einsatz schon geplant: Bereits im nächsten Winter soll er in Kunduz das Computernetzwerk aufbauen.
"Die Reservisten haben heute ein neues Einsatz- und Qualifikationsprofil. Wir brauchen nicht mehr die Masse von Reservisten, die als Panzergrenadiere für die große Konfrontation des Kalten Krieges bereitstanden", sagt Generalleutnant Johann-Georg Dora. Der stellvertretende Generalinspekteur ist ranghöchster Beauftragter der Bundeswehr für Reservisten. Er ist zuständig für die Transformation der Reserve, denn wie die aktiven Soldaten müssen sich auch die Reservisten an die neuen sicherheitspolitischen Herauforderungen anpassen. "Wir brauchen heute Spezialisten, die zivilberufliche Kenntnisse mit in die Streitkräfte bringen, die wir nicht oder zu wenig haben: Ingenieure, Informatiker, Logistiker oder Ethnologen und Fachleute für andere Kulturen", so der Dreisterne-General.
Zivilberufliche Kenntnis bringt auch Hauptfeldwebel Thomas G. in die Bundeswehr ein. Nach seiner Zeit als SaZ 2 hat der Hannoveraner Jura studiert und einen internationalen Abschluss als Magister für Europarecht gemacht. Im Zivilleben arbeitet er als Jurist. "Doch ich bin Grenzgänger", wie er selber sagt. "Ich kann jederzeit zwischen Bundeswehr und Zivilleben umschalten." Seine Wehrübungen macht er vor allem im Bereich Innere Führung und Personal. "Als Jurist bin ich natürlich gut geeignet, Beschwerden oder Eingaben an den Wehrbeauftragten zu bearbeiten." Auch mit Auslandseinsätzen kennt sich der 41-jährige Personalexperte aus. Als S1- und Betreuungsfeldwebel war er dreimal im Kosovo. Jetzt, in seinem vierten Einsatz, ist er der S1-Offizier in Butmir. Zugleich nimmt er dort die Aufgaben des S2- und des S6-Offiziers wahr.
Ein weiterer Spezialist ist auch Stabsfeldwebel Klaus K. Der ehemalige Berufssoldat ging vor zwei Jahren in Pension und war seitdem bereits zweimal im Einsatz. Das erste Mal im 6. Kontingent EUFOR. Damals wie heute als System- und Nutzerbetreuer in der G4-Abteilung. Während seiner aktiven Zeit hat sein Chef den Fachmann für die Aufbereitung von Instandsetzungs- und Buchungsdaten nicht in den Einsatz gehen lassen, weil er zu Hause dringend gebraucht wurde. "Jetzt muss ich nur noch meine Frau fragen", sagt der 55-Jährige. Wenn die Gesundheit es zulässt, dann will er noch Auslandseinsätze machen, bis er 60 ist. Und auch bei ihm ist der nächste Einsatz schon wieder geplant. Ab Mai 2008 geht es in den Kosovo – wieder als System- und Nutzerbetreuer im Bereich Logistik.
"In der neuen Bundeswehr haben Reservisten die Möglichkeit, sich mit ihrer Persönlichkeit einzubringen, wie nie zuvor", erklärt Generalleutnant Dora. "In der alten Bundeswehr waren Reservisten gefragt, die schießen und marschieren konnten, egal ob es sich um einen Computerspezialisten oder einen Ethnologie-Professor handelte. Der Zivilberuf war eher unwichtig. Heute aber brauchen wir diese Spezialisten, die auch schießen und marschieren können. Wie nie zuvor steht die Persönlichkeit des Reservisten im Mittelpunkt", sagt der General.

Text: Der Keiler, Christian F. H. (cc)

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